Job: Anzug tragen, wenn Anzug nicht erwünscht ist?

Ich kenne das auch nur zu gut. Als ich im Büro anfing, wurde ich auch seltsam angeschaut, auch wenn ich nur eine Krawatte trug.
Aber der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Also fing ich erst mit offenem Hemd an, Sportsakko und Hemd, Cardigan und Hemd usw. Ab und an war immer mal wieder eine Krawatte dazwischen. Mittlerweile Tragen ich was ich will, ohne doofe Sprüche oder Kommentare.
Und wenn man nicht weis ob der Chef es OK findet, wenn man z.B. im Anzug kommt, meine Erfahrung zeigt: Fragen ist die beste Option. Meistens hört man dann, das es schön ist, wenn sich (jüngere) Menschen gut kleiden und nicht wie Kriminelle aus der Bronx aussehen, oder aber man hört ein Nein mit Begründung.
 
Hallo zusammen,

ich möchte mich zuerst mal entschuldigen, dass ich diesen uralten Thread wiederbelebe aber ich muss meinen Senf dazugeben :).


Ich erlebe ein ähnliches Problem in meiner Firma. Auf Director-Ebene wird maximal ein Hemd zur Jeans getragen. Unser President ist so ziemlich der einzige, der mal ein Sakko trägt (mit Jeans und Hemd). Zugegeben, die kommen alle aus einer sehr praktischen Ecke.

Als ich angefangen habe regelmässig Hemden zu tragen wurde ich angeredet mit "Hast heute ein Date?" oder "aha, da geht wer zum Vorstellungsgespräch".

Ich habe dann angefangen mit guten Kollegen auszumachen, an gewissen Tagen absichtlich gemeinsam Hemd zu tragen. Das wurde recht gut aufgenommen, da ich dann nicht mehr alleine dastand. Mittlerweile stößt sich niemand mehr daran wenn ich mit Hose und Sakko im Büro aufschlage. Anzug ist der langfristig geplante nächste Schritt.

Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen :).

Grüße,
Florian


Langsam angehen funktioniert tatsächlich. Ich bin zuerst auf Rahmengenähte umgestiegen, dann kamen Hemden, schließlich alle Jeans auf den Müll, dann Anzug ohne Krawatte usw. Das alles über 1 bis 2 Jahre. Jetzt trage ich hier als einziger Anzüge mit den entsprechenden Accessoires (allerdings auch nicht jeden Tag) und das wird nicht kommentiert, sondern als Teil meiner Person wahrgenommen (das vermute ich zumindest). Wer von heute auf morgen alles anders macht gibt natürlich Anlass zu Klatsch und dann ja auch berechtigt.

Amüsant ist, dass einzelne Kollegen beginnen nachzuziehen.
 
Beim letzten Stellenwechsel wurde ich zweimal auf das Thema Anzug angesprochen. Mein direktes Pendant (selbe Position, andere Abteilung, wobei nur zwei Abteilungen vorhanden) ist ein Mensch kurz vor der Rente und nach Schlaganfall, etwas verlangsamt und manchmal komisch. Der läuft immer in einer ausgebeulten Jeans und Hemd, oft mit hochgekrempelten Ärmeln rum.

Auf die freundliche Aussage, die meisten Mitarbeiter würden legerer gekleidet sein, war meine einzige Erwiderung, ich hätte nicht vor, jemandem andere Kleidung vorzuschreiben. Das wars. Allerdings beobachte ich im letzten halben Jahr bei meiner eigenen Vorgesetzten einen gewissen Wandel des Outfits, hin zu formellerer Kleidung.
 
Beim letzten Stellenwechsel wurde ich zweimal auf das Thema Anzug angesprochen. Mein direktes Pendant (selbe Position, andere Abteilung, wobei nur zwei Abteilungen vorhanden) ist ein Mensch kurz vor der Rente und nach Schlaganfall, etwas verlangsamt und manchmal komisch. Der läuft immer in einer ausgebeulten Jeans und Hemd, oft mit hochgekrempelten Ärmeln rum.

Auf die freundliche Aussage, die meisten Mitarbeiter würden legerer gekleidet sein, war meine einzige Erwiderung, ich hätte nicht vor, jemandem andere Kleidung vorzuschreiben. Das wars. Allerdings beobachte ich im letzten halben Jahr bei meiner eigenen Vorgesetzten einen gewissen Wandel des Outfits, hin zu formellerer Kleidung.

Ich behaupte einfach mal es gibt genug Menschen, denen formelle Kleidung gefällt. Der Mut zum Tragen derselbigen fehlt halt dann.

Ich kann das auch ein bisschen nachvollziehen. Ich habe mich vor etwa 2 Jahren, als ich anfing öfter Hemden zu tragen auch nicht richtig wohl gefühlt. Nachdem sich das gelegt hat, habe ich angefangen öfter Sakko zu tragen. Mittlerweile denke ich mir gar nichts mehr dabei.
 
Liebe Leser des Stilmagazin Forums,

ich nehme an, dass ich nicht alleine in der Situation bin und in diesem Forum auch Herren sind, die in Berufen arbeiten, bei denen Anzüge eher ungewöhnlich sind.

Ich bin in der relativ "jungen" Medienbranche tätige und es findet sich bei uns im Büro sowie bei Geschäftspartnern praktisch keine Anzugträger. Dies finde ich sehr schade, da ich einen gut geschnittenen Anzug, mit Krawatte und Einstecktuch getragen, zu meiner favorisierten Kleidung zähle.

Die Frage ist nun: Was tun?

Die Kategorie "Anzug" erlaubt eine umfassende Bandbreite von leger bis hochformal. Meiner Erfahrung nach richtet sich die Abneigung gegenüber Anzügen in der genannten Gruppe weniger gegen den Anzug an sich, sondern gegen formale, aufwändige und in den Augen der Turnschuhträger zu "unbequeme" Kleidung. Diese wird dann pauschal als "Anzug" abgestempelt.

Wenn Du einen grauen Glencheck-Zweiteiler über einem dunkelgrauen Rollkragenpullover trägst, wird einigen dieser Zeitgenossen erst nach Stunden auffallen, dass Sakko und Hose ja zufällig aus demselben Stoff sind, so dass die Bezeichnung "Anzug" zutrifft. Während jede wie auch immer zusammengestellte Kombination aus Sakko, Hemd, Krawatte und Hose als "Anzug" gedeutet wird.

In einer satorial recht unbegabten Nische meines Freundeskreises gelte ich auch immer als "der, der immer im Anzug rumläuft", obwohl ich exakt drei Anzüge besitze, die ich jeweils nicht öfter als zweimal pro Jahr trage. In einem habe ich sogar kürzlich anlässlich einer Veranstaltung die Visitenkarten wiedergefunden, die ich auf derselben Veranstaltung ein Jahr vorher erhalten hatte.

Die Lösung für Dich könnte darin liegen, die Anzüge nicht mit einem weißen Hemd und einer gedeckten Krawatte zu tragen, sondern weniger formale Zusammenstellungen auszuprobieren. Nimmst Du Anzüge aus Wolle, Leinen, Tweed oder Flanell, ergibt sich sogleich ein ganz anderes Bild.

Hinzu kommt, dass in der Medienbranche ja neben den Journalisten in speckiger Drecksjacke auch viele kreative Menschen herumlaufen, die ein Gefühl für Farben und Formen haben. Bei diesen sollte ein geschmackvoll kombiniertes Outfit eigentlich Zuspruch finden.
 
Ich arbeite im Sozialbereich. Mehr muss ich dazu kaum sagen :D

Bei uns sind Birkenstocksandalen und Norwegerpulli genauso vertreten wie Jeans und Schlabberlook. Im Sommer kommt auch mal der Chef in Shorts und Sandalen. Und dann gibt es mich, der Shorts außer beim Sport NIE trägt, gern mal im Anzug mit Weste, Einstecktuch und Krawatte erscheint. Klar führt das zu Diskussionen, aber man findet immer eine Lösung. Die sieht bei mir so aus, dass ich bei Gerichtsterminen und Co immer das volle Programm abliefere, im Alltag aber bei Kombinationen bleibe und ja, im Sommer auch mal mit (langen, klassischen) Jeans und T-Shirt auftauche. Also im Schnitt 1-2x pro Woche formell, den Rest leger.
 
Bei all den Befürchtungen und Vermutungen, ob der Chef es einem übelnehmen könnte, wenn man besser gekleidet aufkreuzt als er, stellt sich doch die Frage, ob er das überhaupt so wahrnimmt.
Wenn er das wahrnimmt und es ihm nicht egal ist, dass einer seiner Mitarbeiter besser gekleidet ist als er, warum gibt er sich dann nicht mehr Mühe mit seinem eigenen Erscheinungsbild? Wenn er rumläuft wie Goofy kann man vielleicht davon ausgehen, dass es ihm schnurz ist, wenn jemand sich besser kleidet.
Mir selbst ist es jedenfalls noch nie passiert, dass ich bösartige Kommentare wegen meiner Kleidung erhielt. Kleine augenzwinkernde Frotzeleien gibt es sicher, aber das gehört dazu, zumal das ein gutes Zeichen für ein intaktes Betriebsklima ist.
 
Naja, solche Sprüche, hast du ein Date, hast du ein Vorstellungsgespräch sind schon üblich.

Den lustigsten Spruch, den ich mal hörte war eine Beileidskundgebung, da wohl ein Familienmitglied das Anzüge trug, gestorben sein musste. Anders sei diese altbackene Kleidung ja wohl nicht erklärbar.
 
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