Italienischer Stil

Ich habe im Flusser nachgeschaut und er differenziert auch zwischen verschiedenen Silhouetten (S. 81). Nunmehr habe ich meien Frage selbst beantwortet.

Allerdings hat insoweit bluesman Recht, dass es, soweit ich Flusser verstanden habe, einen nunmehr "internationalen Stil" gibt, der die Elemente verschiedener ursprünglicher Silhouetten vereint. Es geht wohl darum, dass der Anzug möglichst gut zu den Proportionen des Trägers passt, statt einem dogmatischen Anzug-Stil zu folgen.

Von daher ist dieses Anzug im englischen Stil-Gerede wohl überall, nicht nur in Deutschland, verbreitet außer auf der Insel selbst.

Daher nochmal vielen Dank. Ich glaube, die Diskussion ist fruchtlos an der Stelle, es sei denn, jemand will ganz explizit zu den eingangs gestellten Fragen nochmal seinen Senf abgeben. Das fände ich interessanter.

@Sander: Da der Flusser kein Deutscher ist und nicht für das deutsche Publikum geschrieben hat, schien es auch außerhalb Deutschlands die Differenzierung zwischen verschiedenen Anzugstilen gegeben zu haben. Ob es Sie heute noch gibt, wie von mir mal angenommen, mag wegen der Internationalisierung der Mode dahinstehen.

Gruss

Baris Gök
 
Aber wodurch rechtfertigt sich dann deine Definition von "britisch", wenn eine genuin britische Modeerscheinung nicht mit ihr zu fassen ist?

Ich habe garkeine Definition von "britisch " gegeben.
Aus Wikipedia zum Thema Mod:
"Einflüsse kamen zudem in stilistischer Hinsicht aus Italien und der dort bevorzugten Mode. Ebenso war ein italienischer Motorroller mit speziellen Umbauten für viele Mods ein essentieller Bestandteil der Identifikation und der Abgrenzung zu anderen Jugendbewegungen."
http://de.wikipedia.org/wiki/Mod_(Subkultur)
 
Britisch finde ich die Anzüge aber schon. Und sei es wegen der Billet-Tasche oder weil die eher zackig geschnitten sind und immer Wert auf akkurate Optik gelegt wurde. Also kaum bis wenig sprezz...
 
Im Übrigen:

Flusser schreibt, dass der sog. kontinentale Stil (aus Italien ausgehend) sich u.d. dadurch kennzeichnete, dass die Sakkos kürzer als bei der englischen Sihlouette waren, Ärmel aber kürzer, um den Eindruck durch das Sakko aufzuheben. Einreiher, schmales Revers und noch ein paar Details.

Also sind wir da schon mal weiter!

Natürlich muss man nicht wie ein Phallus-Symbol rumlaufen wollen, aber das ist schließlich auch nur Flussers Interpretation.
 
Hi,

ich sehe keinen Unterschied zwischen dem grauen und dem Nadelstreifen-Anzug (wieso redet er von chalk=Kreidestreifen? oder ist das dasselbe wie pinstripe?) :(.

Vielleicht ist der dunkelblaue ein bißchen taillierter :(
 
Hi,

ich sehe keinen Unterschied zwischen dem grauen und dem Nadelstreifen-Anzug (wieso redet er von chalk=Kreidestreifen? oder ist das dasselbe wie pinstripe?) :(.

Vielleicht ist der dunkelblaue ein bißchen taillierter :(

Dann musst du wohl dein Auge noch etwas schulen ;). Am auffälligsten ist wohl die Sakkolänge, gefolgt von der Schulterverarbeitung. Da siehst du keinen Unterschied?

Nadel- und Kreidestreifen sind einfach zwei unterschiedliche Muster.
 
Hi,

also beim dunkelblauen schaut es wie eine neapolitanische Schulter. Das habe ich schon gesehen. Jetzt bemerke ich erst die Sakkolänge. Aber ehrlich gesagt, an ihm gefällt mir der italienische Stil nicht. Ich finde, er passt nicht zu seiner Statur. Der Schlieknopf beim dunkelblauen ist auch höher...dadurch sieht er kleiner aus.

Ah okay...die Billettasche links...

Vielen Dank noch einmal für das Foto, Sander!
 
Interessanter Thread, bisher noch gar nicht gesehen. Ich kann mal das, was ich aus britischer Sicht, als Unterschied zusammengetragen habe, einbringen. Vorab, das haben mir jetzt mehrere Schneider/Herrenausstatter unterschiedlicher Laender bestaetigt, und die Kaufhauskataloge zeugen ebenso davon: besser ist, was anders ist. Bei den Englaendern ist deren Verstaendnis von italienischem Stil (z.B. leichte Sakkos mit Windowpane Check, kuerzer, enger geschnitten) total in, ebenso ein vermeintlicher deutscher Stil, interessanter Weise (verweise auf den netten Thread an anderer Stelle zum deutschen Stil), der sich hauptsaechlich in Marken wie Boss, Olymp etc. konkretisiert. Der 'britische Stil' ist ein Relikt, eher eine Tradition und am Schwinden. Ich bilde mir auch ein, gehoert zu haben, dass in Italien Tweedstoffe an Popularitaet gewinnen. Da greift also m.M.n. das Sandkastenprinzip: das andere Schaeufelchen ist immer schoener.

Dennoch, ein britischer Schneider erklaerte mir es einmal wie folgt (in seiner Vorstellung): In Italien wuerde man es etwas sportlicher, etwas enger, kuerzer tragen, vielleicht auch wegen eines waermeren Klimas. In UK dagegen waeren die Jackets auch eher als Jacken zu verstehen, in denen man viel unterbringen kann (Brieftasche etc. in den Brustinnentaschen...) und evtl. auch muss. Nach dem britischen Stil, ist also alles etwas weiter und laenger geschnitten, dafuer aber staerker tailliert, damit man trotz des Unterbringens einiger Utensilien immer noch eine gute, schnittige Figur macht. Daher ist bei einem solchen Sakko bei der Brust vielleicht etwas mehr Luft, als jetzt bei einem 'italiensich' geschnittenem Sakko. Vielleicht kann man sich - wenn so eine Distinktion existiert - den Unterschied am besten bildlich vorstellen: der laessige Italiener, der mit sprezzatura vermeintlich nichts bei sich tragen muss und im Roller durch die Gassen mit einem sich an den Koerper schmiegenden Anzug flitzt und der Englaender, der in good shape im Nieselregen durch die Gassen Londons schreitet und alles bei sich traegt, was der Gentlemen so bei sich tragen muss. Bloede Vorurteile, ich weiss, aber ich denke, wenn ein Unterschied besteht oder man sich zumindest bewusst so distanzieren moechte, sind dies gute Bilder dafuer.
 
Vielleicht kann man sich - wenn so eine Distinktion existiert - den Unterschied am besten bildlich vorstellen: der laessige Italiener, der mit sprezzatura vermeintlich nichts bei sich tragen muss und im Roller durch die Gassen mit einem sich an den Koerper schmiegenden Anzug flitzt und der Englaender, der in good shape im Nieselregen durch die Gassen Londons schreitet und alles bei sich traegt, was der Gentlemen so bei sich tragen muss.
Ich finde diese Vorstellung witzig und passend. Klischees tragen doch immer auch ein Körnchen Wahrheit in sich. :)
 
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