Hochzeitsanzug

Wo der zumeist schwarze morning coat mit tagesgrauen gestreiften oder mitunter auch karierten Hosen getragen wird, wird der morning suit mit gleichem Beinkleid getragen. Dies erschließt sich ja auch schon sprachlich. Zu deutsch ist der morning suit also ein Cut mit gleichem Beinkleid.
Unterschiede im Schnitt treten meines Wissens nicht auf. Jerick dürfte sich hier auf den Gehrock oder frock coat beziehen, der aber wie der Cut kombiniert wird oder besser gesagt: Kombiniert wurde.


Die schwarze Jacke, die man mit oben schon erwähnten Tageshosen trägt und die im Deutschen Stresemann genannt wird, nennt sich im Englischen stroller.
Heranziehen kann man hierfür letztlich jede schwarze oder schwarzgraue Jacke, egal ob einreihig oder zweireihig, mit steigendem oder fallendem Revers.

Es ist hierbei übrigens immer auffällig, wie sehr der Mensch dazu neigt, alles in Regeln zu fassen. Wenn ich mich recht erinnere, liest man so im Soer-Brevier, der Stresemann sei einreihig mit steigendem Revers und nur einem Schließknopf. Auf alten Photographien, Filmen oder auch den im Internet weitverbreiteten Mode-Zeichnungen der 20er bis 50er Jahre sieht man noch unzählige Varianten im Bereich der Tagesanzüge.
 
Ich sehe auch mal von einer persönlichen Ansprache ab, da mir das mit Deinem Nick etwas schräg vorkäme :)

Herzlichen Glückwunsch natürlich erstmal zur anstehenden Hochzeit. Ich hatte mit einem Freund vor einiger Zeit über die gleiche Situation gegrübelt, vielleicht kann ich Dir daher - obwohl ich ganz neu hier bin - ein paar Anregungen geben.

Erstmal zu Deiner Idee - Aufschlag oder Bundfalten sind m.E. Geschmacksache, bei schmalen Männern (wie mir) sieht's m.E. ohne besser aus. Ein Jacket mit zwei Knöpfen zusammen mit einer Weste gefiele mir wahrscheinlich eher nicht; die Idee hinter einem Zweiknopf-Jacket ist doch, daß der "Ausschnitt" tief ist, und der Effekt wird von einer Weste konterkariert. Ich würde deswegen eher ein Dreiknopf-Jacket nehmen, wenn es ein Dreiteiler sein soll. Anthrazit zur Hochzeit finde ich OK, dunkelblau assoziiere ich eher mit Arbeit. Da hat aber jeder sein eigenes Verständnis.

Ein Morning Coat / Stresemann / Gehrock ist sicherlich cool. In meinem Freundeskreis finden Hochzeiten aber wahrscheinlich selten in einer Garderobe statt, daß ich den später tragen könnte. Wenn's bei Dir anders ist, oder aber Du regelmäßig am Lever der Herzogin von Guermantes teilnimmst... :) Und ob das Kürzen der Rockschöße für's spätere Tragen funktioniert? Ich hätte da ja Bedenken, weiß es aber nicht.

Was meine - vielleicht reichlich unkonventionelle - Idee wäre, das wäre ein Smoking (der allerdings nicht in Anthra, sondern eher in ganz tiefem Nachtblau). Bei der Hochzeit selbst würde ich den mit weißem/cremeweißem (vielleicht in Absprache mit Deiner Zukünftigen) Dinnerjacket tragen, dunkelbordeauxrote Schleife, Kummerbund in der gleichen Farbe. Abends kannst Du dann das normale Jacket tragen. Und einen Smoking kann man immer mal später tragen, sei's im Theater oder in der Hotelbar, für das weiße Dinner Jacket muss man aber wohl schon eine Kreuzfahrt unternehmen. :)

Bezugstips in BaWü kann ich allerdings leider nicht geben.

Wenn die erfahreneren Teilnehmer bei dem Vorschlag die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, bitte ich als kleidungsmäßig sehr liberaler Zeitgenosse natürlich schon im Voraus um Nachsicht...
 
Stresemann und Weste am Abend

Mein tip ist hier ein Stresemann, [...]

Übrigens sieht auch der schwarze Anzug mit hellgrauer Weste sehr schick aus.

Guten Tag,

ich lese hier schon länger mit, habe mich jedoch erst soeben registriert und möchte gleich diesen Thread mit einer Frage anreichern.
Auch ich heirate in etwa zwei Monaten. Meine Planung sieht derzeit so aus, dass ich einen normalen anthrazitfarbenen einreihigen Anzug mit einer Stresemann-Hose und einer hellgrauen Weste kombinieren werde.
Die Stresemann-Hose wird tagsüber getragen, abends wechsele ich dann in die anthrazitfarbene Anzughose.

Meine Frage bezieht sich auf die Weste. Ist es "legitim", die hellgraue Weste auch abends zu tragen? ich habe vor einiger Zeit längere Diskussionen zum Thema "andersfarbige Weste zum Anzug" gelesen, finde die Seite jedoch nicht wieder und weiß auch nicht, ob die dortige positive Aussage auch für Abendgarderobe galt. :-(

Bei meinen bisherigen Recherchen und Anproben haben sich übrigens folgende Regeln herauskristallisiert, die hoffentlich auch anderen Stresemann-Kombinierern weiterhelfen:
- Stoffgewicht und -struktur von Sakko, Hose und Weste sollten sich ähneln (keine groben "Winter"stoffe zum italienischen Sakko)
- Silhouette des Sakkos und der Hose sollten sich ähneln (keine weite Bundfaltenhose zum taillierten Sakko)
- Obacht bei der Hüfthöhe der unterschiedlichen Hosen und der Westenlänge (z.B. wenn die Stresemannhose für Hosenträger, die Anzughose für Gürtel geschnitten ist).

Ich werde demnächst im Gewandhaus Berlin Weste und Stresemannhose "besprechen" und wäre gern v.a. für die Westendiskussion gerüstet.

Besten Dank,
Spectator
 
Vielen Dank für die Glückwünsche!
Heiraten ist schon was feines - wäre nicht das Kleidungsproblem ;)

Leider kommen die Vorschläge, die unterschiedliche Kleidung am Tage und Abends empfehlen leider nicht in Frage. Dafür haben wir bei unserer Planung keine Zeit und es wäre mir auch zu stressig...

Ergo bin ich von den exklusiveren Sachen wir Cut, Gehrock, Stresemann und Smoking ab - sieht zwar gut aus, ist in meinem Fall aber nur sehr beschränkt wieder zu verwenden.

Ich werde wohl bei einem Maßschneider einen schwarzen Anzug in Auftrag geben, den kann man mit netten Zusätzen feierlich gestalten, aber auch noch später gut wieder anziehen. Und es ist definitv was besonderes (sollte es auch bei einem Preis zwischen 1200 und 1500 Euro, ohne Hemd, Schuhe und Gürtel)

Meine Frage bezieht sich auf die Weste. Ist es "legitim", die hellgraue Weste auch abends zu tragen? ich habe vor einiger Zeit längere Diskussionen zum Thema "andersfarbige Weste zum Anzug" gelesen, finde die Seite jedoch nicht wieder und weiß auch nicht, ob die dortige positive Aussage auch für Abendgarderobe galt. :-(

Da kann ich dir leider auch nicht weiterhelfen, allerdings habe ich die Erfahrung bei meinen Recherchen gemacht, ALLES ist legitim, solange es dir gefällt und du keinen damit verwundest :rolleyes:
 
Guten Abend,

da viele unserer Kunden das Problem in ähnlicher Weise plagt, mag ich meinen Senf auch mal wieder dazugeben.

Optisch sticht der Cut den Smoking m.E. deutlich aus. Wir bieten beides auch zum Mieten an (allerdings in wesentlich leichterer Qualität als der üblicherweise erhältlichen Wilvorst-Ware) und 99% der vorher unsicheren Paare entscheiden sich nach Anprobe beider Varianten klar für den Cut. Wichtig auch beim Leihen: die Qualität der Ware und die Passform müssen stimmen.

In bürgerlichen Kreisen finde ich es überhaupt nicht schlimm, den Cut am Abend weiter zu tragen (das Sakko hast du dann ohnehin bald abgelegt).

Bei einer Anfertigung würde ich den "Morning Suit", also Cutsakko, Hose und Weste in einem Stoff, überlegen. Dann könntest du ein zweites Sakko anfertigen lassen und so zumindest die Hose und evtl. die Weste weiter verwenden.

Falls du dich für einen "normalen" Anzug entscheidest, gibt es eine Anzahl (besonders italienischer) Stoffe, die eleganter als der "normale" Businessanzug, aber noch immer auch im Büro tragbar sind. Dazu würde ich dir einen ausgedehnten Besuch beim Maßkonfektionär oder -schneider deines Vertrauens empfehlen - schau einfach mal ein paar Stunden durch die Stoffbücher.

Die farbige Weste mag ich im Büro gar nicht, finde sie aber am Bräutigam völlig in Ordnung - auch am Abend.

Am wichtigsten finde ich, egal bei welchem Kleidungsstück, dass die Passform stimmt.

Viel Erfolg!

Benjamin
 
Cut, Weste und Hose aus einem Stoff??:eek:
Sorry, das geht ja mal nun garnicht.
Cut Sakko: anthrazit
Weste: am besten hellblau
Hose: gestreift
Klassischer Brit Look

Ne, das ist wirklich ein ganz absurder Gedanke. Cut selbst, Weste und auch noch die Hose aus ein und demselben Stoff. Kein vernünftiger Engländer käme je auf die Idee.







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Und jetzt halb im Ernst: Zumindest eine Aussage scheint angesichts der Aufnahme treffend zu sein: Die Chancen auf die Thronfolge werden eindeutig nicht erhöht!
 
Hallo Ratte Macchiato,

sehr schön:D

Ne, das ist wirklich ein ganz absurder Gedanke. Cut selbst, Weste und auch noch die Hose aus ein und demselben Stoff. Kein vernünftiger Engländer käme je auf die Idee.

ein Foto dieser Gesellschaft wollte ich auch gerade einstellen
 
@ Dorian: Falls mein Ton etwas patzig rüberkommt, so ist es nicht gemeint. Allerdings gibt es die einfarbige Variante des Cuts schon seit ewigen Zeiten.

Und wie vor hundert Jahren noch uneingeschränkt gültig, findet man beim Cut auch heute noch die Regel, daß er aus einem Stoff gefertigt sportlicher ist als in der kombinierten Variante.

Streng genommen ist ein schwarzer oder schwarzgrauer Anzug auch nichts anderes als ein Stresemann mit gleicher Hose ;).
 
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