Hierarchie von Anzug-Herstellern nach deren sartorialer Qualität

AmicoE.Z.

Well-Known Member
Werte Mitforanten,

vor einiger Zeit bereits bin ich auf diesen Faden im englischen Stilforum gestoßen. Ein fleißiges Forenmitglied hat die Erkenntnisse von über 100 Seiten auch in einem Excel-Dokument zusammengefaßt.
Das Konzept des Fadens ist, Erzeugnisse der diversen Marken (mit ihren Haupt- und Nebenlinien) nach ihrer sartorialen Qualität zu bewerten, damit eine Hierarchie der entsprechenden Markennamen zu erstellen - zumindest kurzfristig, denn sobald selbige ihren Hersteller wechseln, verändert sich oft auch die Qualität - um dem (Second-Hand-) Käufer einen genaueren Überblick über das PLV der Produkte zu verschaffen. Meines Erachtens ist dieser Überblick vor allem für jene von Belang, die Kleidung gebraucht oder, wie ich hier vermehrt gelesen habe, "aus der Bucht" erwerben - denn für die Preise etwa, die man bei Kiton für Stangenware zu entrichten hat, könnte man sich mindestens einen sehr guten Anzug auf Vollmaß schneidern lassen - und daran interessiert sind, auf diesem Wege Kleidung von möglichst hoher Qualität zu erhalten.
Was haltet ihr von der Liste? Habt ihr bereits nach den Bewertungen darin Kleidung gekauft? Wie könnte die Liste verändert oder verbessert werden? (in einem Punkt etwa: viele dort genannte Marken sind auf dem europäischen Markt gar nicht erhältlich) Fehlen evtl. nennenswerte Firmen oder Linien?

Beste Grüße
AmicoE.Z.
 
Ich kenne die Liste gut und vieles davon ist sehr subjektiv, da auch die Diskussionsteilnehmer zumeist keine Fachleute sind und wrsl. jeder will, dass die eigenen möglichst gut abschneiden. Auch die sehr amerikanisch geprägte Verehrung von Oxxford halte ich für übertrieben. Es gibt einige Diskussionswürdige Posten in der Liste. Gibt einen netten Überblick für Gebrauchtkäufer, würde mich aber nicht auf die Details versteifen.
 
Ich kenne die Liste gut und vieles davon ist sehr subjektiv, da auch die Diskussionsteilnehmer zumeist keine Fachleute sind und wrsl. jeder will, dass die eigenen möglichst gut abschneiden. Auch die sehr amerikanisch geprägte Verehrung von Oxxford halte ich für übertrieben. Es gibt einige Diskussionswürdige Posten in der Liste. Gibt einen netten Überblick für Gebrauchtkäufer, würde mich aber nicht auf die Details versteifen.

Das sehe ich ähnlich. Ich weiß auch nicht, wie Privatleute "sartoriale Qualität" bewerten wollen oder können. Um diese Merkmal tatsächlich zu bewerten, müsste man die Jacketts auftrennen und prüfen wie die Sachen tatsächlich verarbeitet sind. Von außen ist eher schwer. Und was ist der Maßstab an dem diese Sachen gemessen werden.
Letztlich ist das eine rein subjektive, private Auflistung. Sicher ganz nett, um sich ein wenig zu informieren. Aber auch nicht mehr.
 
Ich finde es befremdlich bis belustigend, dass Menschen alles am liebsten in Listen ordnen wollen.

Vermutlich ein Spezifikum unserer Zeit. Der Zeitgeist verlangt nach Top Ten Listen, weil er glaubt, damit schnellere und bessere Entscheidungen zu treffen. Analog den Hitlisten der Likes, die Auskunft darüber geben, [ja worüber eigentlich?]: Dass viele Menschen den gleichen Geschmack haben? Ist das dann auch mein Geschmack? oder will ich gerade nicht das, was die Masse will, sondern etwas, das spezifisch für mich passt?!

Listen mögen etwas Licht ins Dunkel bringen, sie können helfen, wo es sich lohnt hin zu schauen, aber letztlich bleibt das gültig, was hier durchaus Common Sense sein dürfte: Es muss mir gefallen und es muss mir passen, alles andere ist nachrangig.
 
Das sehe ich ähnlich. Ich weiß auch nicht, wie Privatleute "sartoriale Qualität" bewerten wollen oder können. Um diese Merkmal tatsächlich zu bewerten, müsste man die Jacketts auftrennen und prüfen wie die Sachen tatsächlich verarbeitet sind. Von außen ist eher schwer. Und was ist der Maßstab an dem diese Sachen gemessen werden.
Letztlich ist das eine rein subjektive, private Auflistung. Sicher ganz nett, um sich ein wenig zu informieren. Aber auch nicht mehr.
So wie hier? Natürlich ist es fraglich, wie Privatleute ab einem bestimmten Grade die Qualität bewerten sollen. Ich bezweifle, daß diese Privatleute allein an Hand oberflächlicher Grifftestungen feststellen könnten, ob es sich um einen Zegna Couture-, Oxxford-, Kiton-, Brioni- oder Partenopea-Anzug handelt. Ich denke auch, daß man die "Hierarchie" cum grano salis zu betrachten hat. Generell kann man kritisieren, daß allein die Sakkofront-Einlage Qualitätskriterium ist und nicht die Einlagen in Bund, Manschetten, Taschen und so fort. Die Bewertung im individuellen Fall fällt dann umso relativer und ungenauer aus. Aber die Qualität und Häufigkeit von äußerer Handarbeit, die Qualität der Materialien (bzw. Ober- und Futterstoffe) können vielleicht als objektivere Kriterien fungieren.
Ich finde es befremdlich bis belustigend, dass Menschen alles am liebsten in Listen ordnen wollen.

Vermutlich ein Spezifikum unserer Zeit. Der Zeitgeist verlangt nach Top Ten Listen, weil er glaubt, damit schnellere und bessere Entscheidungen zu treffen. Analog den Hitlisten der Likes, die Auskunft darüber geben, [ja worüber eigentlich?]: Dass viele Menschen den gleichen Geschmack haben? Ist das dann auch mein Geschmack? oder will ich gerade nicht das, was die Masse will, sondern etwas, das spezifisch für mich passt?!

Listen mögen etwas Licht ins Dunkel bringen, sie können helfen, wo es sich lohnt hin zu schauen, aber letztlich bleibt das gültig, was hier durchaus Common Sense sein dürfte: Es muss mir gefallen und es muss mir passen, alles andere ist nachrangig.
Wahrlich, das Bemühen, alles in Listen, Hierarchien zu ordnen, finde ich ebenfalls befremdlich. Hier jedoch scheint es mir insofern angemessen, als man der Rederei der Verkäufer über ihre Produkte nicht wirklich trauen kann, und so die Möglichkeit hat, zumindest Jacken mit solidem Canvassing (wobei das natürlich nichts über die Paßform aussagt, gleichwohl hat es in meiner Erfahrung mit der Liste immer gestimmt), sowie etwas Handarbeit zu erwerben und nicht auf überteuerte geklebte Anzüge (von Armani oder Boss) ausweichen muß.
 
Sowohl Armani als auch Boss bieten auch Füll Canvas an. Über den Preis lässt sich natürlich streiten aber man muss ja nichts schlechter machen als es ist.
Das weiß ich. Aber der Großteil ihrer Produkte ist billige, geklebte Ware. Bei Armani kommt hinzu, daß Half-Canvas- oder geklebte Anzüge ähnlich teuer sind wie die Full-Canvas-Modelle (manchmal sind sie sogar noch teurer, siehe hier: https://www.armani.com/de/armanicom/giorgio-armani/_cod49496300gu.html#dept=sts). Es geht in der Liste eben genau um den Preis, und ob er, angesichts der Qualität, gerechtfertigt ist.
 
Nein, das ist mir zu aufwendig und auch zu kostspielig, bei Sexton, SuitSupply und Luxire zu ordern, nur um die Kleidungsstücke dann aufzuschneiden, und Naht für Naht darzulegen, daß die Qualität bei Sexton nicht der Qualität bei Suitupply oder Luxire entspricht. Aber, um es mit R.Jeffrey Diduch zu sagen, "you can't compare a hand-made bespoke garment with MTM". Ich bin mir auch ziemlich sicher, daß Du Dir dessen bewußt bist, und hier nur ein wenig den Troll gibst, wenn es sich bei Deiner Frage jedoch wirklich um eine ernsthafte handelte, empfehle ich Dir, Dich auf seinem Blog über die Verarbeitungsunterschiede zu informieren.
 
Das weiß ich. Aber der Großteil ihrer Produkte ist billige, geklebte Ware. Bei Armani kommt hinzu, daß Half-Canvas- oder geklebte Anzüge ähnlich teuer sind wie die Full-Canvas-Modelle (manchmal sind sie sogar noch teurer, siehe hier: https://www.armani.com/de/armanicom/giorgio-armani/_cod49496300gu.html#dept=sts). Es geht in der Liste eben genau um den Preis, und ob er, angesichts der Qualität, gerechtfertigt ist.
Ohne den verlinkten Anzug zu kennen würde ich einfach mal in den Raum werfen, dass erstmal Kaschmir teuer ist und das weglassen vom Futter ein Markenzeichen von Armani ist, weswegen die Anzüge von (ob es jetzt jedem gefällt oder nicht) zu so viel Ruhm gekommen sind. Dabei wird die Form nur vom äußeren Stoff gehalten was wohl auch ziemlich aufwändig in der Herstellung ist. Somit finde ich den Preis jetzt auch nicht so unverschämt.
 
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