Heute gekauft Teil 2

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Hier wird es dann richtig schwierig: kann man ein (Kunst-)Werk genießen, wenn man den Kontext kennt, in dem es entstanden ist (dein Beispiel)? Kann man ein (Kunst-)Werk genießen, wenn man weiß, dass es von Bösewichten missbraucht wurde (z.B. Wagners Musik)? Kann man eine Methode oder Technik verwenden, wenn der Autor aus heutiger Sicht zweifelhafte Ansichten hatte (z.B. Karl Pearson)?

Für mich persönlich lautet die Antwort auf all diese Fragen: ja. Mir ist das egal. Ich kann nachvollziehen, dass viele das anders sehen, jedoch finde ich es schwierig, Leute zu kritisieren, die - wie ich - pragmatisch denken.
Nö, es ist ganz einfach. Würdest Du Dir die Bilder hinhängen, wenn dieser "Künstler" sich sexuell an diesen Kindern vergangen hätte?
 
Ich würde mich hauptsächlich aus zwei Gründen damit unwohl fühlen:

1.) Fand ich die gezeigten Bilder in keiner Weise ästhetisch. Ich bestreite nicht, wenig Ahnung von Kunst/Fotografie zu haben. Allerdings glaube ich schon Ästethik, Idee und Besonderheit vieler berühmter Fotografien zu verstehen. Gerne lasse ich mir natürlich erklären, wieso diese Bilder jetzt besonders ästhetisch sind oder welche besondere Geschichte dahinter stand. Meine erste Assoziation war allerdings, dass es Nacktbilder von phänotypisch jugendlichen Frauen sind, fotografiert an einem Samstagmorgen von einem weißen Mann, der die Nacktheit unter einem "Zurück zur Natürlichkeit"-Gedanken verkaufen will nur weil im Hintergrund Bäume und Seen sind.

2.) Die Tatsache, dass in der jüngeren Geschichte diverse weiße, männliche Maler/Fotografen/Künstler minderjährige Jungen und Mädchen unter dem Deckmantel des "Musen"-Begriffs nicht nur psychisch sondern auch physisch missbraucht haben.

Ich bin dann irgendwie doch ganz froh, so ein "verschobenes Weltbild" zu haben und nicht in den 70ern und 80ern aufgewachsen zu sein. Sehr seltsam finde ich auch dein Verständnis von dem Wort "Scheinwelt" - für mich ist es eher eine Scheinwelt, wenn man in Kunstkreisen denkt Paul Gauguin hätte seine 13 jährige Muse nur gezeichnet und hätte der Kunst wegen mit ihr zusammengelebt.

Uaahhh.. eine böse weißer Mann Kritik. Dagegen kann man natürlich nix sagen... gtfo.
In ernst zu nehmenden Kunstkreisen denkt auch niemand, dass Gauguin mit seiner 13 Jährigen Muse nur gemalt hat, weil er mit ihr ein Kind gezeugt hat. Das weiß auch jeder, der mal über seinen Wikipedia-Eintrag gestolpert ist. Was soll also der inhaltsleere Vorwurf?
 
Hier wird es dann richtig schwierig: kann man ein (Kunst-)Werk genießen, wenn man den Kontext kennt, in dem es entstanden ist (dein Beispiel)? Kann man ein (Kunst-)Werk genießen, wenn man weiß, dass es von Bösewichten missbraucht wurde (z.B. Wagners Musik)? Kann man eine Methode oder Technik verwenden, wenn der Autor aus heutiger Sicht zweifelhafte Ansichten hatte (z.B. Karl Pearson)?

Für mich persönlich lautet die Antwort auf all diese Fragen: ja. Mir ist das egal. Ich kann nachvollziehen, dass viele das anders sehen, jedoch finde ich es schwierig, Leute zu kritisieren, die - wie ich - pragmatisch denken.

Es geht aber auch um den Umgang mit der persönlichen Geschichte des Künstlers. Heute werden die Kuratoren auch am Umgang mit dieser Geschichte gemessen, was ich auch richtig finde. Dass ein Werk schön/wichtig/wertvoll sein kann, auch wenn der Künstler ein ekelhafter bis verbrecherischer Typ war bleibt unbenommen.
 
Ich denke ich weiß genug über Legasthenie.
Ging mir hier auch eher um etwas Fingerspitzengefühl mit solchen scharfen Aussagen - gerade wenn man aufgrund seiner Krankheit vermutlich schon häufiger von Unwissenden mit Kritik bzgl. der eigenen Rechtschreibung konfrontiert wurde.

/e: Wie übrigens ja von mir selbst auch am heutigen Vormittag - in dem Sinne nochmal eine Entschuldigung diesbezüglich an @SteveHH.
 
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Es geht aber auch um den Umgang mit der persönlichen Geschichte des Künstlers. Heute werden die Kuratoren auch am Umgang mit dieser Geschichte gemessen, was ich auch richtig finde. Dass ein Werk schön/wichtig/wertvoll sein kann, auch wenn der Künstler ein ekelhafter bis verbrecherischer Typ war bleibt unbenommen.
Ja, natürlich wird in der Öffentlichkeit ein Werk immer im Kontext der gegenwertigen Moral beurteilt, allerdings tangiert mich das erstens als Privatperson nicht und zweitens ist es abgesehen davon einfach sehr schwer, moralische Erwägungen konsequent zu etablieren. Um ein gutes Beispiel der Gegenwart zu nennen: Umweltapostel, die Smartphones benutzen um sich organisieren (-> Rechenzentren fressen viel Strom).
 
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