Die "Regelhaftigkeit" im Sinne von "You have to earn it" ist in diesem speziellen Fall aber nur dem Statuskomplex älterer Hasen geschuldet, die offenbar glauben, ihre Daseinsberechtigung in Abgrenzung zu den jüngeren Hasen wäre nicht so offensichtlich an ihrem Wertschöpfungsbeitrag, sondern vor allem an ihrem Krawattenhersteller, ihrer silbernen Gürtelschnalle oder ihrem Schreibgerät abzulesen. Dass man dann auf die diesbezügliche Exklusivität besteht, um auch auf den ersten Blick als wichtig wahrgenommen zu werden, verstehe ich. Irgendwie.Weil wieder einmal die Aspekte des Berufsumfeldes eine Rolle spielen, dessen Bedeutung (und jeweilige Regelhaftigkeit o.ä.) hier im Forum auch überdurchschnittlich repräsentiert ist
Ich denke man muss hier zwei Ebenen auseinanderhalten, einmal die Frage, ob Hermès-Krawatten "peinliche Markenangeberei" sind und zum anderen die Frage, ob man mit ihnen eine Aussage macht, die unter bestimmten Umständen mit Vorsicht zu genießen ist.
Zur ersten Frage hat Beethoven alles gesagt, ich denke Hermès-Krawatten sind - selbst mit H-Mustern - in aller Regel so dezent, dass man sie keinesfalls als Logopräsentationsfläche sehen kann.
Davon unabhängig ist die zweite Frage: Ich habe doch schon einige Jahre in Bankfluren und Handelsräumen verbracht und in den entsprechenden Instituten gibt es an den entsprechenden Stellen eine Menge Leute, die die dezenteste Hermès-Krawatte 100m gegen den Wind als solche identifizieren können. Daneben sind Hermès-Krawatte an diesen Stellen die Lieblingskrawatten von Senior Investment-Bankern. Wenn man sich französische Topmanager ansieht, findet man kaum welche, die keine Hermès-Krawatten tragen und auch anderswo sind Hermès-Krawatten "staples" des oberen Management. Ich weiß nicht, ob die sich beim Kunden damit anbiedern wollen, aber Hermès-Krawatten haben in diesen Kreisen ein bisschen was von "Ich kann bei den ganz großen Jungs mitspielen", deswegen ein echtes Statement Piece. Deswegen spielen die auch so eine große Rolle bei GS Elevator & Co. Bluesman hat mit seinem zwischenzeitlichen Posting sicher recht, aber ein Junior will in der Regel ja nicht schwachsinniges Statusdenken angreifen.
… die Teile sind übrigens zwischen 40 Jahre bis knapp ein Jahr alt.
@ Beethoven: Was spricht gegen Arbeitslosigkeit?. Nichts natürlich. Was soll ich dazu sagen. Mir ging es eher darum, herauszuarbeiten, dass die Hermes Krawatte als Erkennungszeichen nichts mehr taugt, da der Senior Investmentbanker entweder schon arbeitslos ist oder gerade mit seiner Arbeitslosigkeit konfrontiert wird. Ich denke daher, dass heute die Hermes Krawatte als dezentes Symbol von Erfolg und Status ausgedient hat. Sprich, dass ist irgendwie Neunzigerjahre, aber nicht das beginnende 21. Jahrhundert. Was man meines Erachtens auch daran merkt, dass, wenn du in einen Hermes Laden gehst, die Krawatten Designs sich kaum verändert haben. Sie sehen aus wie damals in den achtziger und neunziger Jahren.