Hemdenstoff für Sensible

Moin!
Zunächst, ich bin kein Fachmann für Textilien oder Medizinisches.
Anstelle des TE würde ich die generelle Ablehnung von Kunstfasern und Bevorzugung von Naturfasern überdenken. An Naturfasern ist im fertigen Produkt nichts mehr natürlich und mehr Chemikalien darin enthalten als in Kunstfasern.
Dann die Überlegung,ob es sich um ein
mechanisches (Reizung durch Reibung),
chemisches (Allergie)
oder mentales Problem (Textilneurose)
handelt. Andere Ursachen fallen mir nicht ein.
Ersteres sollte relativ leicht festzustellen sein. Man kann es schlicht auf der Haut sehen (z. B. Rötungen). Zur Not helfen Blindtests.
Allergien kann nur der Facharzt feststellen. Meistens sind auch die auf der Haut {oder anderen Stellen) erkennbar. Es sollte mich wundern (sollte eine Allergie vorliegen), wenn der TE nur gegen eine Substanz allergisch ist und nicht auch gleich gegen die Substanzgruppe.
Letzteres möchte natürlich niemand hören. Dennoch halte ich es hier für nicht unplausibel. Dafür könnte sprechen, daß es nur Hemden und Hosen betrifft, nicht aber T-Shirts, Unterwäsche pp. Auch hier kann die Ursachenforschung nur mit Blindtests beginnen.

Ich empfehle, sich nicht frühzeitig einseitig auf chemische Ursachen festzulegen, unvoreingenommen und auch kritisch gegenüber sich selbst zu sein.
Auch könnte man zum Thema Textilneurose recherchieren, möglicherweise gibt es Literatur. Selbst wenn es nicht zutrifft, sicher kein uninteressantes Thema für dieses Forum im Allgemeinen.

Dem TE drücke ich alle verfügbaren Daumen!
 
Update:

1) Herr Venturini hat mich nach meiner Reklamation zurück gerufen und mir verständnisvoll ein neues Hemd versprochen. Wir werden nach den Feiertagen gemeinsam einen neuen Stoff aussuchen.

2) Zuletzt hat mich auch Buttondown angerufen, wo ich vor einem halben Jahr zwei kratzige Hemden vom selben Stoffhersteller, dessen Produkt bei meiner ersten Bestellung angenehm war, reklamiert habe. Söktas hat nun bestätigt, dass die beiden letzten - wie von mir empfunden - eine andere Ausrüstung haben als die zuerst bestellten. Die Ausrüstung wurde aber leider nicht näher genannt, was mir geholfen hätte, diese in Zukunft zu vermeiden. Buttondown hat mir angeboten, mir vor meiner nächsten Bestellung ein Probehemd aus dem ausgewählten Stoff zu leihen.

Immer wieder muss ich an einen älteren Artikel im Netz denken, wo zu lesen stand, dass ein guter Vollzwirn so angenehm zu tragen ist, weil er auf Grund der Qualität keine Ausrüstung ("Veredelung") braucht. Das Material wäre eben von Natur aus edel. Solch einen Hemdstoff wünsche ich mir wieder. Leider scheinen die Stoffhersteller das vergessen zu haben.
 
Update 2:

Vor einer Woche habe ich bei P & C im Abverkauf ein Hemd von Eton gekauft, da ich diese Marke noch nicht probiert hatte. Da neu im Laden jedes Hemd kratzt, habe ich mit dem Verkäufer besprochen, dass ich es vor einem etwaigen Umtausch einmal waschen darf.

Da es wie alle anderen - wenn auch ohne den typischen Chemiegeruch - auch nach dem Waschen kratzte, brachte ich es heute zurück.

Als ich es am Info-Schalter einer jungen Dame mit den Worten "Dieses schöne Hemd kratzt leider." übergab, breitete sich auf ihrem Gesicht beim Anblick des Hemdes spontan ein wissendes Lächeln aus und sie antwortete: "Ja, das kennen wir." Als ich darauf fragte, ob sie mir eine Marke empfehlen könne, die angenehm ist, meinte sie seufzend: "Ist halt heute überall Plastik drin." und setzte mit einem tiefen verständnisvollen Blick hinzu "Ich hab dasselbe Problem."

Auch wenn das Problem damit nicht gelöst ist, beruhigt es mich doch, dass ich nicht allein damit bin. Auch sonst habe ich beobachtet, dass in meinem Bekannten- und Kollegenkreis gefühlte 80 % der jüngeren Menschen prinzipiell nur T-Shirts tragen, weil nach deren Ansicht ein klassisches Hemd eben generell etwas Grausliches ist.

Das heißt, dass sehr viele Menschen die unangenehmen Hemden ebenso empfinden wie ich. Sie fallen nur nicht auf, weil sie eben auf Grund dieser Erfahrung keine Hemden tragen bzw. nur bei formellen Anlässen mit Dresscode das unangenehme Gefühl, da sie die gute alte Qualität nicht mehr kennengelernt haben, für ein paar Stunden als unvermeidlich in Kauf nehmen.

Nun verstehe ich nicht, warum die Textilindustrie nicht auf diese Marktlücke reagiert und wieder - wie früher - gute Hemdenstoffe ohne "Plastik drin" produziert.
 
Es steht leider zu befürchten, daß das Oberhemd an sich als "grauslich" empfunden und allein deshalb - ungeachtet des Materials - zugunsten des Sweat- oder T-Shirts abgelehnt wird.
Auch verhält es sich wohl so, daß der Markt für Glänzendes oder für Bügelfreies wohl größer ist.
Farbechtheit, Schutz vor Schädlingsbefall und was weiß ich noch alles bedienen weit verbreitete Kundenbedürfnisse.

Es gibt sicher einige Nischenmärkte, die nicht ausreichend bedient werden. Allerdings erstaunt es mich, daß bei dem allgemeinen Trend zu mehr Nachhaltigkeit, Umweltschutz usw. sich bisher kein Öko-Textilien-Siegel gefunden hat, daß den Bedürfnissen des TE gerecht wird.

Ich wünsche auch weiterhin viel Erfolg bei der Suche. Bitte lassen Sie uns weiterhin teilhaben...
 
Ja, vor ca. 10 Jahren hatte ich zwei Hemden aus Sea Island Cotton von McNeal, der (billigen) Hausmarke von P&C. Die waren wirklich absolut angenehm zu tragen.

Leider habe ich seither nirgends mehr welche von dieser Qualität gefunden. Und, da diese positive Erfahrung schon längere Zeit zurückliegt, ist unsicher, ob die Hersteller mittlerweile auch diese Baumwollqualität glauben "veredeln" zu müssen.

Für einen Tipp zu einer vertrauenswürdigen Quelle wäre ich dankbar.
 
Update vom März 2020:

Bei den Verbesserungsversuchen der o.g. Firmen hat sich bisher noch keine Lösung ergeben und aus aktuellem Anlass kann ich die Läden derzeit nicht aufsuchen.

Beim Stöbern haben ich einen Thread des Teilnehmers Phobosoph aus dem Jahr 2015 gefunden, dem es offenbar genau so geht wie mir - hätte ich das früher bemerkt, hätte ich meine Eingangsfrage an seinen Thread angeschlossen.

@Phobosoph: Gibt es neue Erkenntnisse oder gar eine Lösung?
 
Es gibt einen Lichtblick:

Ursprünglich hatte ich, wie auch Tilman meinte, mein Glück bei den Maßhemden versucht, wo man den Stoff aussuchen kann. Dies war leider nicht zielführend. Nach dem Gespräch mit einem der Maßhemdenanbieter bin ich zu der Erkenntnis gelangt, dass vermutlich der höhere Aufwand bei der Herstellung eines Maßhemdes durch den Einkauf preisgünstiger Stoffe, welche ihre optische Qualität erst durch die chemische Ausrüstung erhalten, kompensiert wird. Auf Grundlage dieses Gedankens habe ich die coronabedingten Mußestunden genutzt, um im Internet nach Anbietern von Konfektionshemden aus hochwertigen Stoffen zu suchen und bin endlich fündig geworden wie folgt:

Eine Möglichkeit ist die Firma Cotonea, welche sich auf naturbelassene Baumwolle spezialisiert hat. Sie haben eine kleine Auswahl an einfarbigen Hemden in schlichter Ausführung. Auf Grund der Naturbelassenheit laufen diese anfangs stark ein, worauf auch in der Beschreibung hingewiesen wird und was somit kein Problem ist. Das Hautgefühl ist jedenfalls beschwerdefrei, so wie ich es mir gewünscht habe.

Die elegantere Alternative ist Daniels & Korff, wo auf der Homepage ebenfalls die Herkunft und Verarbeitung der Baumwollfasern beschrieben wird. Auch die in der Produktbeschreibung einiger Hemdenmodelle aus Vollzwirn enthaltenen Worte "Damit Sie sich den ganzen Tag wohlfühlen ..." drücken genau aus, wonach ich suche.

Ich habe dort ein Hemd in der Qualität 140/2 und weitere drei in 100/2 bestellt. Bei allen ist der naturbedingte Einsprung in den Maßen berücksichtigt. Nach der ersten Wäsche sitzen sie gut und sind angenehm hautfreundlich, wie ich es mir von einem guten Hemdstoff erwartet habe. Auf der Haut sind 140/2 und 100/2 gleichermaßen angenehm zu tragen. 100/2 ist entsprechend dicker und die Webstruktur ist sichtbar, was mir persönlich gut gefällt.

Damit ist meine Befürchtung, dass ich für den Rest meines Lebens nur noch T-Shirts tragen könnte, endlich entkräftet und ich fühle mich wieder wohl. Bleibt nur zu hoffen, dass die genannten Firmen dieser Linie treu bleiben und sich nicht auch eines Tages dem Geschmack der breiten Masse von Durchschnittskonsumenten beugen, welche nach sofortiger millimetergenauer Passform und vermeintlicher Pflegeleichtigkeit schreien. Und es ist schade, dass nach meiner schmerzlichen Erfahrung kein Ladengeschäft in Wien Hemden in dieser natürlichen Qualität anbietet.

Das Leben kann so leicht und schön sein, wenn man ein Hemd ohne künstliche "Veredelung" trägt - weil das Material von Natur aus edel ist!
 
xxx: Weil ich auch zwei Arme und einen Hals habe, die ein T-Shirt nicht bedeckt. Ein Unterhemd, welches unter den Manschetten hervor und über den Kragen hinausragt, würde meinen ästhetischen Ansprüchen nicht genügen.

In den 70er-Jahren haben manche Leute im Winter unter dem Hemd einen Rollkragenpulli getragen. Das wäre theoretisch eine Möglichkeit. Ist aber vom Stil her nicht so meins, und: Was mache ich dann im Sommer?
 
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