Da jetzt hier die Physik ins Spiel gebracht wurde, habe ich mal versucht, mich schlau zu machen. Wie meistens im Leben, ist alles etwas komplizierter. Ich traue mich aber mal, das auf zwei wesentliche Situationen zu reduzieren.
Der Körper kann auf drei Wegen Wärme abgeben:
A. Konduktion und Konvektion direkt von der Haut weg. Wenn man mal von Situationen wie im Wasser schwimmend oder im kalten Wind stehend absieht, ist das durch die Luftschicht oberhalb der Haut kein so großer Anteil, in Innenräumen so 20%.
B. Wärmestrahlung. Die kann der Mensch durch erweiterte Gefäße um den Faktor 7 variieren. Der Verlust ist proportional zu der Differenz zwischen Strahlungstemperatur der Haut (so zwischen 30 und 37 Grad) und Strahlungstemperatur der Umgebung. Wenn alles 37 Grad warm ist, kann der Mensch keine Strahlungswärme mehr abgeben. In normalen Räumen in Ruhe transportiert der Mensch aber etwa 60% seiner Wärme als Strahlung ab.
C. Verdunstungskälte. Die hängt nichtlinear ab von der Luftfeuchtigkeit, aber auch der Temperaturdifferenz Haut - Luft.
Wir haben jetzt also 4 Schichten oberhalb der Haut: 1. Luft 2. Kleidung 3. Umgebungsluft 4. Umgebung (Strahlung)
Bei ungefähr 27 bis 31 Grad braucht der Mensch keine Kleidung, kommt aber auch ohne Schwitzen aus.
Die Kleidung kann dann als Zwischenschicht drei Eigenschaften haben:
- Temperaturausgleich der Luft durch Wärmetransport (als dünner Stoff) oder Luftaustausch (poriger Stoff). Verglichen mit einem Fleece sind hier alle Hemdenstoffe sehr gut, aber sowohl in der Normalsituation als auch beim extremen Schwitzen wird hier nur ein kleiner Teil der Wärme transportiert. Diese Eigenschaft ist eher dann bei Kälte (unter 20 Grad) relevant.
- Strahlungsabsorption. Ein dicker Stoff wird hier mehr absorbieren als ein dünner, also eine höhere Rückstrahlungstemperatur erzeugen. Dies ist aber auch hauptsächlich bei Normaltemperatur interessant, beim starken Schwitzen oberhalb von 30 Grad mit Sonne wird eh ein deutlich geringerer Teil der Wärme durch Strahlung abgegeben (mit oder ohne Hemd). Ein dicker Stoff hindert aber auch nicht, er kann sogar von Vorteil sein, wenn er Strahlung größer 37 Grad (Saharasonne) an der Aussenseite absorbiert und selber als Strahlung wieder nach aussen abgibt (der Wärmetransport nach innen wird wieder dadurch behindert, dass es ein luftiger Stoff ist).
- Dampfdurchlässigkeit. Dies ist bei hoher Temperatur entscheidend, weil sich die Luftschicht direkt am Körper schnell sättigt und auch aufwärmt. Die Luft bzw. der Wasserdampf muss also möglichst schnell nach aussen abgeführt werden. Da dürfte eindeutig ein "dickeres" aber luftiges (mit luftdurchlässigen Kanälen versehen) Gewebe im Vorteil sein.
- Feuchtigkeitsabtransport: Viel Schweiss verdunstet gar nicht, weil die Luft gesättigt ist. Ein Gewebe kann das Wasser auch kapillar nach aussen transportieren. Dies funktioniert aber nur bei körpernahen Geweben, weil sonst die Abkühlung auch verpufft. Dies ist das Prinzip der Sportkleidung, die Temperatur puffert, aber Feuchtigkeit ohne Speicherung verdunsten lässt. Wie oben in der Story illustriert, ist ein saugfähiges Gewebe hier im Nachteil, weil es die Verdunstung auf einen späteren Zeitpunkt verzögert, an dem das dann aber zu viel ist und der Körper nicht mehr rückregulieren kann.
Diese ganzen Überlegungen lösen die Frage jetzt nicht wirklich, weil man jetzt mal die ganzen Gewebe auf ihre genauen Parameter hin testen müsste. Textillabore können sowas wahrscheinlich. Es scheint mir aber glaubwürdig, dass dickere Gewebe in Normalsituationen wärmen können (=Strahlung), aber trotzdem beim Schwitzen in hohen Temperaturen keinen Nachteil aufweisen müssen (=Wasserdampfdurchlässigkeit). Ein dünnes Gewebe sollte aber genauso gut sein, solange es nicht zu dicht/straff gewebt ist und die Fasern selbst nicht zu voluminös sind (also nur dünne Popeline und keine dicke/dichte).
Es könnte sein, dass das dicke Gewebe Vorteile hat bei starker Sonneneinstrahlung und trockener Luft, während das dünne Gewebe vielleicht in schwülen Innenräumen besser ist, weil es noch mehr Strahlung zulässt.
Damit sollte doch jetzt jeder eine saubere Begründung für seine Vorliebe haben.