Noch ein Wort zu Herrn Moda und seinen Bruder, der ebenfalls eine Änderungsschneiderei in Berlin betreibt. Beide haben den Beruf des Herrenmaßschneiders in familieneigenem Betrieb mit generationsübergreifender Erfahrung in der osttürkischen Stadt Mardin erlernt. Nach Deutschland verschlagen hat es diese vor Langem u.a. aufgrund ihres Minderheitenstatus' als Aramäer und den damit verbundenen schwierigen Lebensumständen vor Ort. Gesprächen mit Herrn Moda konnte ich durchaus eine vorhandene Sachkenntnis entnehmen. Hierfür zwei kurze Beispiele.
Dass das Kürzen von Hosen ab Saumweiten von 20 cm nicht waagerecht, sondern im spitzen Winkel erfolgt, war ihm im Gegensatz zu so manchem Änderungsschneider durchaus geläufig. Meinen Wunsch, Sakkoärmel mit handgenähten Knopflöchern zu versehen, nahm er geradewegs mit Begeisterung auf – bat mich jedoch darum, passende Knopflochseide zu besorgen, da er diese mangels Nachfrage nicht vorrätig hatte, um letztlich ein einheitliches Bild aufgrund der vorhandenen Knopflöcher zu erzeugen. In diesem Zusammenhang erzählte er mir auch, dass er als junger Mann in seinen Anfangsjahren über mehrere Jahre hinweg fast ausschließlich Knopflöcher händisch nähen musste.
Ich war damals ob vieler schlechter Erfahrungen sehr froh darüber, an Herrn Moda geraten zu sein. Die aberwitzigsten Dinge hatte ich zuvor erlebt, wie Hosenbeine in unterschiedlicher Länge gekürzt oder Saumbänder blieben hinter dem Hosensaum zurück, was noch die harmlosesten Fehlleistungen waren. Wie dem auch sei, ich würde ihn an fast alle Sachen lassen, bis auf’s Kunststopfen.
Wenn Du Deine Sachen abholst, kannst Du ihm gerne viele liebe Grüße vom Immobilienheini ausrichten. Und falls er mein Sakko noch hat, was ich vor ca. 2 Jahren vergaß abzuholen - hellbraun mit POW aus Seide von d’Avenza – nun, für diesen Fall hole ich es bei Gelegenheit gerne noch ab.