1. Update Änderungsschneider/Herrenausstatter in Göttingen
So, erster Zwischenbericht zur Schneiderlage in Göttingen. Habe heute zwei Sakkos zum Ärmelkürzen (von unten) weggebracht, eines zum Herrenausstatter Abraham (Theaterstr.), eines zur Änderungsschneiderei Rosalin (Nikolaistr.). Ergebnisse kann ich dann erst in 1-2 Wochen vermelden, aber die Änderungen sind ja nicht besonders kompliziert, von daher vielleicht nicht so aussagekräftig. Ich habe aber mal nachgefragt, wie die mit größeren Ärmelkürzungen bei durchgeknöpften Ärmelknöpfen umgehen, mit dem Hintergedanken, dass demnächst mal ein SuSu-Anzug ins Haus stehen könnte und ich bei meinen kurzen Armen eigentlich immer um die 3 cm kürzen lassen muss.
1.) Rosalin: Schneiderin ist etwas wortkarg, aber nicht unfreundlich. Habe mein Sakko angezogen, bei dem die Ärmel bis zur Mitte des Daumenballens reichen (ja, so haben die mich vor ein paar Jahren bei Wormland in Hannover rauslaufen lassen; Argument: Wenn der Ärmel länger ist, kann man auch mal ein T-Shirt darunter tragen...). Erste Reaktion: "Soll das wirklich kürzer?" Sie meinte, die meisten ihrer Kunden würden genau diese Länge haben wollen
. Hat dann aber bereitwillig die 3 cm abgesteckt, die zu viel waren. Preis: 16,- Euro, inkl. unteren Ärmelknopf nach oben versetzen (musste aber explizit darum bitten), nimmt aber keine EC-Karte. Bei der Frage nach der Ärmelkürzung von oben war sie etwas unsicher, hatte nicht den Eindruck, dass so etwas dort häufig vorkommt. Sie meinte nur, das dürfte kein Problem sein und würde wahrscheinlich auch nicht mehr als 20,- Euro kosten. Hm.
2.) Schneidermeister Abraham: Wurde von einer sehr freundlichen und zuvorkommenden Mitarbeiterin bedient, zwischendrin huschte mal der Chef vorbei, der in diesen drei Minuten auch recht freundlich wirkte. Nehmen Änderungsarbeiten an, die gehen dann, so die Aussage, an eine von zwei Schneidermeisterinnen, die zu Hause arbeiten. Man zahlt schon Aufschlag, 22,90 Euro für die Ärmel an meinem Samtcord-Sakko. Da es 5 Ärmelknöpfe hat, habe ich gefragt, ob man den untersten nicht einfach abnehmen kann, damit der Abstand zum Ärmelsaum nicht zu klein wird. Da hat der Chef von abgeraten, da bei Cord die Einstiche sichtbar bleiben würden, deshalb lieber nicht ganz so viel Länge wegnehmen. Auf die Frage, wie es mit Ärmelkürzungen von oben aussehe, meinte er, das sei ziemlich aufwendig und teuer, mit 90-100 Euro müsse man da rechnen (Ich habe erst 190,- Euro verstanden, aber das kann wohl nicht sein, deshalb vermute ich, er hat "hundert, neunzig Euro" gesagt). Bei durchgeknöpften Ärmelknöpfen wäre es manchmal machbar und günstiger, oberhalb der Knöpfe ein Stück Ärmel herauszunehmen und es dann zusammenzunähen. Hat davon schon mal jemand etwas gehört? Ob das geht, komme aber auf Stoff und Verarbeitung an, die würden nach konkreter Begutachtung entscheiden, was machbar und sinnvoll ist.
Da Abraham in erster Linie Herrenausstatter ist und ich noch nie dort war, habe ich mich gleich ein wenig umgeschaut, wobei besagte Mitarbeiterin fröhlich das halbe Sortiment angeschleppt hat, ohne aber auf einen Kauf zu drängen. In Göttingen haben die m.W. das hochwertigste Sortiment, das bedeutet: Hemden überwiegend van Laack und anderes in der 100-150 Euro-Klasse, im Casual-Bereich viel von L.B.M. 1911 (Sakkos so 400-500 Euro, sind hier im Forum irgendwo ganz positiv besprochen worden), im Untergeschoss hängen die Anzüge, ein paar Caruso waren dabei. Dann gibt es noch eine RTW-Hausmarke, die für rund 600,- einen guten Eindruck machte, angenehmer Stoff, anscheinend nichts verklebt oder so. Werde mir die noch mal genauer ansehen und mir vom Chef die Machart erklären lassen. Vermutlich machen die auch MTM, habe aber nicht nachgefragt.
Da ich gerade in Flanierlaune war, bin ich gleich noch mal zu Fleischmann (Barfüßerstr.) gegangen. Ist hier der größte Herrenausstatter, haben überwiegend Standard-RTW (Boss, Hilfiger, Windsor etc.), machen aber auch MTM für rund 1000,- (all incl., wenn ich es richtig verstanden habe). Ob's was taugt, weiß ich natürlich nicht, ist die nächste Zeit auch jenseits meines Budgets. Die Schuhauswahl ist aber für Göttinger Verhältnisse (Lloyd-Hochburg...) nicht schlecht, es gibt Prime Shoes (Basis und ein, zwei Modelle mit Rendenbachsohle) sowie Lottusse, demnächst soll noch Dinkelacker dazu kommen. Mein Verkäufer (ich glaube, die haben da Schnauzbartpflicht) neigte zu etwas ausschweifenden Vorträgen über die Kunst, ein Gentleman zu sein, inhaltlich wirkte es aber recht kompetent. So meinte er zu den Schuhen, nicht zu Boss greifen, die seien für 200,- qualitativ nicht besser als die Lloyd für 130,-, für das Geld besser Prime Shoes als Einstieg in Rahmengenähte. P/L-Verhältnis sei da auch besser als bei den Lottusse, die für 350,- nicht unbedingt viel hochwertiger seien, erst Dinkelacker sei da schon eine andere Hausnummer.
Der Verkäufer hat mir dann noch zwei Tipps für Schneidereien in Gö gegeben, die ich demnächst antesten werde: 1) Änderungsschneiderei Bosporus (Nikolaistr.) von Herrn Yildirim, erfahrener Schneidermeister, da geben die selbst ihre Sachen hin, 2) Atelier Sentis (Mauerstr.), da ist der Chef wohl gelernter Maßschneider. Scheint mir für anspruchsvolle Arbeiten etwas vielversprechender als Rosalin zu sein.
Grüße, Abkanzler