Gieves & Hawkes, No.1 Savile Row, möglicherweise vor dem Aus

Das Image hat man sich bei G&H über die Jahres hinweg eh schon selbst mit Massenware leidlicher Qualität ruiniert. Da braucht's keinen M&S mehr für, schlechter können die es auch nicht machen, meine ich.
Das stimmt. G&H ist im Prinzip ein Kaufhaus mit edlem Namen, dass in Masse nur Kaufhaus-Qualität anbietet. Lediglich in der Bespokeabteilung wird er Name hochgehalten.
 
Das stimmt. G&H ist im Prinzip ein Kaufhaus mit edlem Namen, dass in Masse nur Kaufhaus-Qualität anbietet. Lediglich in der Bespokeabteilung wird er Name hochgehalten.
Der "Kaufhaus"-Teil interessiert mich in der Tat auch wenig. Viele Savile-Row-Schneider (und auch darüber hinaus, vgl. Cifonelli) haben zur Verbesserung des Cash-Flow ein RTW-Programm aufgelegt, über das man häufig geteilter Meinung sein kann. Aber G&H Bespoke ist nach wie vor eine sartoriale Institution, die ich in ideeller Betrachtung sehr erhaltenswert finde, weil es nach wie vor eine Basis sartorialer Kleidungsgestaltung mit großer Historie ist, die man nicht so einfach ersetzen kann.
 
Der "Kaufhaus"-Teil interessiert mich in der Tat auch wenig. Viele Savile-Row-Schneider (und auch darüber hinaus, vgl. Cifonelli) haben zur Verbesserung des Cash-Flow ein RTW-Programm aufgelegt, über das man häufig geteilter Meinung sein kann. Aber G&H Bespoke ist nach wie vor eine sartoriale Institution, die ich in ideeller Betrachtung sehr erhaltenswert finde, weil es nach wie vor eine Basis sartorialer Kleidungsgestaltung mit großer Historie ist, die man nicht so einfach ersetzen kann.
Absolut - nur die Liebe zur sartorialen Kunst alleine ist leider selten auch die ökonomische Basis. Und dieses Haus in der Savile Row lässt sich sicher nicht mit Maßanzüge am Leben erhalten
 
Aber nur so kann es laufen: Man betreibt ein wenig bis unproftables Geschäft als reputationellen Anker, um eine Marke zu bauen, die man dann anderweitig monterisieren kann. So machen es die Promi-Köche ja auch: Der Sterneladen schreibt vielleicht eine schwarze Null, aber ist halt der Hebel um Kohle aus Kochbüchern, Küchenutensilien und Fernsehauftritten zu generieren.
 
Etwas weiter gedacht. Einzelne Nobelläden werden weder das Schneiderhandwerk, noch das christliche Abendland retten. Erst, wenn man gutes Schneiderhandwerk in Reichweite hat, ist überhaupt ein flächendeckendes Bewusstsein für Qualität oder Nachhaltigkeit möglich. Und damit eine stabile Nachfrage. Die paar Fans der Nobelmarken alleine werden das nicht schaffen.

Schätze, dass da eher was aus dem Bereich Nachhaltigkeit kommt. Und dann muss man immerhin noch zeitlich die Hürde von Hipstern und Müslijüngern zum Normalbürger nehmen. Bei natürlichen Lebensmitteln hat das sehr lange gedauert. Zudem wird es erst mal robust zugehen anstelle feinster Stoffe oder bester Schnitte. RTW Nachhaltig gibts schon lange und die haben Zeit gebraucht bis sie genug wachsen konnten.
 
Einzelne Nobelläden
... setzen Trends oder springen auf und verstärken diese. Insofern ist erst einmal - völlig wertneutral - jeder Beitrag willkommen.

Nachhaltig ist vor allem, Kleidung so lange zu tragen, bis sie verschlissen ist (use it up, wear it out,...)
Die Nachhaltigkeitsdiskussion ist ja sehr vielschichtig. Jedem sind dabei andere Nachhaltigkeitsfaktoren wichtig.

Das hat mit dem Kleidungsstil erstmal wenig zu tun. Es hat auch wenig mit dem Preis zu tun, den jemand zu zahlen bereit ist.
Ein Bekannter trägt Fjällräven G1000 für 180 Euro und findet das schick (und vermutlich auch nachhaltig). Für meine Hemden interessiert der sich nicht, nur über meine Hose (50% Poly) vom Jagdausrüster hat er sich erkundigt.
Daraus schließe ich, daß es nicht realistisch ist, daß linksliberale Bürgertum von Tatzenkleidung wegzuführen. Sakkos, Tuchhosen, Maßhemden kommen in dieser Welt nicht vor. Deswegen wird sich der Zusammenhang von Nachhaltigkeit und Schneiderhandwerk auch kaum vermitteln lassen. Insofern finde ich den Gedanken von @jabbadoo zwar interessant, allerdings auch sehr optimistisch.


Zudem wird es erst mal robust zugehen anstelle feinster Stoffe
Offenbar hast Du da ja dieselben Zweifel wie ich.
Die Nachhaltigkeitsfraktion wird sich vermutlich mal ein T-Shirt in Biobaumwolle kaufen, aber sie wird ihren Kleidungsstil nicht ändern. Sie wird deswegen auch Hersteller und Anbieter nicht wechseln.
 
Im Gegensatz zu bestimmten sartorialen Untere-Mittelklasse-RTW-Herstellern werden renommierte Maßschneidereien zumindest im Moment noch keine Probleme mit der Füllung ihrer Auftragsbücher und ihrer Rentabilität haben. Die haben einfach einen ganz anderen Kundenkreis, deren Lifestyle sich nicht notwendigerweise für Tatzenjacken o.ä. dreht. ;) Dadurch ist das Bespoke-Geschäft von übergreifenden Branchentrends der westlichen Welt weitgehend entkoppelt, wenn man mal von temporären Sondereffekten wie Covid absieht.

Für Anteilseigner ist nur mit der Maßschneiderei ein Umsatzwachstum ab einer bestimmten Größenordnung nicht mehr realisierbar, weil das Geschäft nicht skaliert, d.h. für mehr Geschäft braucht man durch den Handarbeitseffekt exakt proportional auch mehr qualifizierte Angestellte, was das Kostenrisiko erhöht. Zudem ist traditionell die Zielgruppe für Bespoke zwar stabil, aber auch recht klein, ich las mal irgendwo von Schätzungen von 20000 aktiven Kunden weltweit. Selbst größere Savile-Row-Häuser haben einen für den Luxusbereich geradezu lächerlich geringen Output, der in keinem Verhältnis zu ihrem Nimbus in der sartorialen Szene steht. Das ist der Grund, dass sie gerne in RTW diversifizieren, um das Markenpotenzial des Namens in anderen Kundenkreisen zusätzlich abzuschöpfen. Es hat nichts damit zu tun, dass das Maßschneiderei-Geschäft sich allein nicht tragen würde. Auch G&H ist ja nicht selbst in wirtschaftlichen Schwierigkeiten, die Muttergesellschaft ist es.
 
G&H unterliegt soweit ich das sehe den üblichen Veröffentlichungspflichten und hat seit 2008 fast Jahr Verlust gemacht, meist diverse Mios p.a. Deswegen auch jetzt das Problem, da die Mutter ebenfalls kaputt ist und den Spaß nicht mehr bezahlen kann. MaW das Gegenteil ist richtig, G&H hat schon seit Jahren massive wirtschaftliche Schwierigkeiten.
Das ist aber nicht so romantisch wie das was bluesman sagt.
 
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