Gedanken zum Hemdenschneidern

Wenn du es nicht als Masskonfektion bezeichnest, muss es ja komplett maschinell gefertigt werden, ohne Aenderung. Das macht doch keinen Sinn, das wird doch keiner machen, oder? Das was du als Schnittmuster einsendest, wird doch immer bei MTM landen.

Aber dann musst du doch die maschinelle Verarbeitung auf dein individuelles Schnittmuster umstellen, das wird sich doch fuer keinen Hersteller rentieren....

Wie geschrieben: Modern Tailor bietet genau das an (=exakte Kopie als Schnittmuster, also nicht im Standard-MTM-Prozess als Änderungen zu präkonfigurierten Mustern) für USD 25, jedoch halt mit den o.a. Fertigungstoleranzen. Wurde auf Nachfrage explizit bestätigt, in Singapore/China scheint sich das durchaus zu rechnen. Qualität allerdings mir bislang unbekannt.

Ich denke ich verstehe dein Anliegen, indem du sagst, dass durch die maschinelle Fertigung einige 'simple' Fehler billiger MTM vermieden werden koennten (korrigiere mich ggbfalls) und dennoch billig produziert werden wird.

Nein, mir geht es eher darum dass ich kaum je das "perfekte Endprodukt" finden konnte (da es Perfektion bekanntlich eh nicht gibt ;) ) und ich mich über Fehler lieber bei einer Produktion für USD ärgere als bei Handarbeit für total EUR400+

p.s.: Wenn der deutsche Massschneider nur noch zum Massnehmer wird, dann wird diese Dienstleistung auch teurer werden, dann ist der Massschneider nach Kant bald kein Massschneider mehr.

Womit ich in Hinblick auf Hemden (!) kein Problem hätte. Mal abgesehen davon dass ich diese Entwicklung nun wirklich nicht sehe, da (i) wie ich hier unschwer sehen kann ich mit meinen Überlegungen eher alleine stehe, und (ii) wie mehrfach betont ich für mich selbst diesen Prozess keinesfalls auf Sakkos und Anzüge angewendet sehen will.
 
Aber es gibt ja auch etwas zwischen $25 und 400E oder? ;) Wenn der Stoff und Muster erst nach Singapur geschickt werden, das fertige Hemd zurueck, dazu noch die Gewinnspanne, Produktionsanlagen, Steuern, Marketing etc. davon abgehen, kostet die Produktion doch vermutlich nur noch $5 - $10 fuer ein Bespoke Hemd?

Ich faende es in diesem Zusammenhang mal interessant ob es technisch moeglich waere, die maschinelle Produktion von Hemden, also zumindest den Zuschnitt, individuell zu automatisieren. Also wenn das Hemd von Kunde xy an der Reihe ist, kann wird auch der Stoff mit dem Schnittmuster von xy zurechtgeschnitten.
 
Aber es gibt ja auch etwas zwischen $25 und 400E oder? ;) Wenn der Stoff und Muster erst nach Singapur geschickt werden, das fertige Hemd zurueck, dazu noch die Gewinnspanne, Produktionsanlagen, Steuern, Marketing etc. davon abgehen, kostet die Produktion doch vermutlich nur noch $5 - $10 fuer ein Bespoke Hemd?

USD 25 ist der (Auf)Preis für Produktion nach Schnittmuster oder Vorlagenhemd. Weitere Ausstattungsmerkmale sowie natürlich Versand ksten extra.

Ich faende es in diesem Zusammenhang mal interessant ob es technisch moeglich waere, die maschinelle Produktion von Hemden, also zumindest den Zuschnitt, individuell zu automatisieren. Also wenn das Hemd von Kunde xy an der Reihe ist, kann wird auch der Stoff mit dem Schnittmuster von xy zurechtgeschnitten.

Genau darum geht es mir, Zuschnitt plus dann natürlich anschließendes Nähen etc. bis zum Fertigprodukt. Der genaue Prozess bei Unternehmen wie MT ist mir leider unbekannt.
 
Das war nun wirklich eine dringende Erklärung... Wenn du mehrere Stoffe hast, warum nicht verschiedene Leute ausprobieren? z.B. eins zu MT, eins zu Bechtloff, dann sieht man ja, ob sich der Unterschied lohnt.

Mir läuft es kalt den Rücken runter bei der Vorstellung, einen Riva-Stoff an ModernTailor zu schicken.
 
Ich gehe mal davon aus, dass die Hemden in Fernost eh per handgeführter Nähmaschine genäht werden. Eventuell ist der Zuschnitt CNC-gesteuert. Das größte Problem mit einem eigenen Schnittmuster wäre also ein Logistisches. Der Schnitt muß in die laufende Produktion eingefügt werden. Entweder per CNC-Programmierung oder per Hand. Dazu muß noch der Stoff ins Lager und in die EDV. Für Hersteller, bei denen eh jeder Sonderwunsch machbare ist, sollte das kein Problem sein. Nur ist bei dem Aufwand der Preisvorteil in einer Deutschen Fertigung sicher nicht besonders groß. In Fernost sieht es da sicher schon anders aus.

Das erstellen des Schnittmusters hat sich der Maßschneider ja bei dem Vorlagehemd bezahlen lassen. Dass er dabei zum Vermesser degradiert wird sehe ich nicht.

Ein anderer Weg könnte sein, sich eine lokale Schneiderin zu suchen, die zwar keine Maßhemden anbietet, aber ordentlich nähen kann. Bevor Kleidung nur aus China kam, wurden hiere ja gute Leute ausgebildet.
Ein Hemd ohne Hokus Pokus könnte da vielleicht ohne 6000 Flugkilometer günstig möglich sein.
 
Gute und informierte Hinweise "braces", vielen Dank! Genau, so scheint sich das für MT zu rechnen.

Auch der Hinweis auf die lokale "normale" Schneiderin ist in der Tat einen Gedanken wert, und sehr naheliegend wie ich zugeben muss - schon wahr, es muss ja vielleicht nicht der hochautomatiserte Prozess in Fernost sein, auch lokale bodenständige Arbeit kann gute (und CO2-neutrale :) ) Ergebnisse in ähnlichen Kostenrahmen erreichen. Hier fallen mir tatsächlich zwei Damen ein die ich hierzu ansprechen werde.
 
1 cm Differenz in Längen- & Weitenmaßen ist technisch nicht anders machbar und Standard beispielsweise der Geschäftsbedingungen der deutschen Textilindustrie.

Aus Ihrem Munde Herr Görner ist dies für mich glaubhaft, das bestätigt ja auch die "international standards" die MT beschwor - aber das führt doch in Konsequenz die ganze Diskussion um "wie viele Milimeter Manschette darf/soll/will ich unter dem Sakkoärmel?" ad absurdum, nicht? Zehn Milimeter ist viel!
 
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