Fotografie mit normalem Kleinbildfilm?

Vor über 3000 Jahren wurden Daten in Stein gemeißelt. Man kann sie heute noch lesen.
Bei Papyrus wurde es schon schwieriger. Vieles haben die Jahrtausende zerfressen.
500 Jahre altes Papier kann heute noch gelesen werden. Die jetzt produzierten Papiere werden nie 500 Jahre halten.
Ein S/W-Foto hatte eine Lebensdauer von ca 120 bis 150 Jahren - vor 100 Jahren. Heute nicht mehr.
Meine vor 40/50 Jahren geschossenen Dias sind heute farbverfälscht, mit Flecken und newtonschen Ringen versehen, obwohl alle "staubdicht" gerahmt sind.
Papierabzüge hiervon haben die Farbe verloren.
Den ersten "Videofilm" auf VHS habe ich 1976 "gedreht". Nach 25 Jahren bestand er nur noch aus Bildrauschen, genau wie gekaufte Videos aus dieser Zeit. Faxe auf Thermopapier aus 1992 sind heute nicht mehr lesbar.
Von der CD hieß es zuerst, dass sie "mindestens 100 Jahre" hält. Glaubt es nicht.
Viele Dias habe ich professionel auf Kodak-Foto-CD übertragen lassen. Ob mein jetziger Rechner die noch lesen kann ist fraglich (ich weiß es nicht).
Ihm geht es wahrscheinlich wie dem Rechner der Nasa, der auch die immer noch eingehenden Signale eines Satelliten aus den 70-ern nicht mehr entziffern kann.

Meine Lehre daraus: wichtige Daten immer auf den neuesten Stand bringen, digital.
Spätestens die Enkel werden dann alles entsorgen. :D
 
Eine ganz andere Frage stellt sich bei diesem Vergleich natürlich noch:
Sind die Unmengen an Digital-Fotos nur ein Segen oder kann das auch mal zum Fluch werden? Wenn ich an die tausenden von Fotos denke, die wir seit der Geburt unserer Tochter vor sechs Jahren elektronisch gemacht haben, frage ich mich schon, ob wir uns die später alles mal anschauen. Andererseits ist es natürlich toll, Bilder aus allen Lebenslagen zu haben. Die jetzige Kindergeneration wird sicherlich die bestdokumentierte aller Zeiten sein (vorausgesetzt die Daten gehen nicht verloren, aber das wurde ja schon ausgiebig erörtert). Wenn ich an meine Kindheit und Jugend denke - ab 13 gibt's so gut wie gar keine Fotos mehr von mir....wahrscheinlich sind pubertierende Jünglinge als Motiv auch nicht so attraktiv für Eltern. :D

Also, die Frage: Ist viel immer gleich besser? Wobei man natürlich berücksichtigen muss, dass man natürlich digital so und so fotografieren kann, sprich einfach drauf losgeknipst oder bildkompositorisch wertvoll ;)
 
Als langjähriger Fotofan kann ich einige hier vorgebrachte Argumente nicht gelten lassen:

- These: "Bedienung digital einfacher"
Ich muss hier Äpfel mit Äpfeln vergleichen. Also nicht Ixus-Knipse mit analoger Hasselblad, sondern EOS 5 mit EOS 5D, Leica M7 mit Leica M9 Ixus analog mit Ixus digital usw. Bedienung, Handling ist hier quasi identisch.

Was stimmt, dass man analog manches bei der Bildgestaltung besser lernt, weil Film und Entiwcklung teuer ist (sofern man hochwertiges wählt).

Bei digital lernt man mehr ín der Hinsicht, dass man das ergebnis sofort betrachten kann, die Einstellparameter ändern (Blende, belichtungszeit, ISO...) und sofort den entsprchenden Untercshied sieht.

- These: "Anaog hat mehr Datensicherheit"
Was bietet mehr Sicherheit: meine Diamagazine, oder meien digitalen Daten die mehrfach redundant gesichert sind: RAID-System, auf mehreren Rechnern und mehreren externen Platten.

Zum Thema "Spaß":
Analog macht mir beim Fotogarfieren mehr Spaß, ist im Workflow (Scan) aber gruselig - Labore die analog in entsprechender Qualität entwickeln, kann man bundesweit an wenigen Fingern abzählen.
Beim Digitalen fängt der Spaß im Photoshop beim betrachten, auswählen und bearbeiten erst richtig an...

Wer tiefer einsteigen möchte, dem lege ich das DSLR Forum ans Herz, seit Jahren das bedeutenste Fotoforum im deutschsprachigen Raum.
 
Sind die Unmengen an Digital-Fotos nur ein Segen oder kann das auch mal zum Fluch werden?

Das kommt darauf an, welche Disziplin der Fotograf beim Entsorgen der schlechten bis mittelprächtigen Aufnahmen hat.

Für "normale" Aufnahmen (= Foto bildet im Wesentlichen die mit dem Auge wahrgenommene Szene ab) ist digital mMn eindeutig ein gewaltiger Fortschritt.
In Farbe kamen für mich zu analogen Zeiten nur Diafilm (mühselig in Farb- und Belichtungsabstimmung) oder Negativabzüge aus dem Fachlabor in Frage (richtig teuer). Die endlosen Sitzungen mit Lupe über Diastreifen oder Kontaktabzug habe ich auch noch keine Sekunde vermisst.

Interessant war/ist die analoge Fotografie für mich überall da, wo verfremdende Verfahren oder Sichtweisen ins Spiel kommen, zum Beispiel Crossentwicklung
oder spezielle Filme, die leider nach und nach vom Markt verschwinden, weil sich die Produktion mangels Nachfrage nicht mehr lohnt...:mad: Hier bin ich gerne nostalgisch und kann mich mit den Photoshop-Reproduktionen dieser Verfahren und Effekte so gar nicht anfreunden..

Gruß
Serge
 
Ich komme mal auf den Ausgangspunkt dieses Threads zurück.
Nach einer langen Reise durch digitale Gefilde, bin ich am Ende wieder bei der analogen Fotografie gelandet. Ich habe mir einen kleinen Traum erfüllt und mir eine Leica M6 TTL mit einem Summicron 2/35 zugelegt.

Wenn der Film dann voll ist, wird stilgemäss selbst im Badezimmer entwickelt.

Ich empfinde es als eine Art Meditation mit dieser Kamera zu fotografieren und die Negative dann nachher selbst aus der Chemie zu fischen.
 
Ich empfinde es als eine Art Meditation mit dieser Kamera zu fotografieren und die Negative dann nachher selbst aus der Chemie zu fischen.
Ja. Ich ärgere mich mittlerweile auch, dass ich meinen alten Kokus Vergrößerer (immerhin mit Zeiss Objektiv) mit allem Chemie-Zubehör, vor 10 Jahren, verschenkt hatte.
War eine schöne Zeit ... mit Rotlicht im Badezimmer ;).
 
Kann ich nur bestätigen. Man freut sich einfach wenn man einen Film entwickelt, der vielleicht schon längere Zeit auf dem Schreibtisch liegt und man eigentlich schon vergessen hat was darauf abgebildet ist. Wenn er dann entwickelt ist kommt dieser AHA-Moment und man erinnert sich an jede einzelne Situation zurück.
 
Muss Butch vollumfänglich zustimmen. Das Rad lässt nicht so leicht zurückdrehen.

Ich weiß, Vergleiche hinken, aber: Es käme heute wohl kaum einer auf die Idee, sich wieder einen Röhren-Fernseher anzuschaffen (womöglich s/w), wenn er einen Full HD-4K-Flatscreen-Gedöns gewöhnt ist.

Dann könnten wir auch wieder zum guten alten W48 Wählscheibentelefon zurückkehren. Viel Spaß bei der Wahlwiederholung ins Ausland. ;)

Oder die gute alte Reiseschreibmaschine (Hermes-Baby?) für Kriegsberichterstatter, dann aber mit @-Zeichen! Wurde so vor einigen Jahren bei Manufactum beworben, mit 10 % Journalisten-Rabatt. :)

Aber -> wer´s braucht... :D

LG
Matz
 
Es möchte hier sicherlich niemand das Rad zurück drehen.
Immer diese Schwarz/Weiß Malerei.
Analoge Fotografie hat ihre Berechtigung als eigene Kunst-/Ausdrucksform neben der digitalen.

Nur weil etwas technisch höherentwickelt ist, ist es nicht gleich besser.
Wenn ich z.B. intensiv Musik hören möchte, dann lege ich eine von meinen Vinylplatten auf weil es für meine Ohren schöner klingt.
Als Hinterdrundberieselung, bei Feiern oder im Auto kommt die Musik von der Festplatte.
Oder fragt mal die Oldtimerbesitzer.
Es hat alles seine Berechtigung.
 
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