Flanell Gewicht

ich habe heute bei meinem Stoffhändler einen Restballen (2m) aus sehr schönem dicken Flanell gesehen.
Auf der Webkante steht 450g.
Ist das als Hose noch tragbar?
Wenn man auf einer zugigen, ungeheizten Burg im schottischen Hochland wohnt, auf jeden Fall. :) Das Problem ist, dass der Stoffmarkt für Vollmaßbekleidung (zumindest in der Idealvorstellung der meisten Kunden) von den wenigen übriggebliebenen britischen Herstellern dominiert wird. Und deren Stoffgewichte basieren auf den durchgängig feuchtkalten Temperaturen ihres Eilands in der Nordsee und nicht auf unseren kontinentalen Gegebenheiten. Da wir unsere Kleidung auch nicht mehr an unsere Kinder vererben, ist auch kompromisslose Unzerstörbarkeit bei Stoffen eine Sekundärtugend.

Ein fast identischer Farbton war noch in 280g vorrätig. Dieser kam mir aber schon sehr dünn im Vergleich vor.
Das ist aber das einzige, was für mein Körpergefühl an einem warmen Frühlingstag noch so gerade eben tragbar wäre.

Sehr wichtig ist aber die Unterscheidung zwischen den Flanellgrundarten Worsted Flannel und Carded oder Woollen Flannel. Ersterer wurde als fertiger Stoff gewalkt und letzterer als Garn. Das gibt letzterem durch die duchgängige Verfilzung eine schönere Marmorierung und eine bessere Substanz. Leider gibt es bei den britischen Stoffhändlern Carded Flannel nur in hochwinterlichen Stoffgewichten, die vielgeschmähten Italiener bieten das aber viel leichter an.
 
Naja, könnte ja sein, dass du nicht gern anhand der kleinen Muster aus einem Bunch auswählst (wobei es ja natürlich auch sein kann, dass deine Schneider viele tolle Stoffe bereits lagernd haben) oder du ansonsten durch gute Quellen an bessere Preise kommst. Aber ja, meistens wird es wohl der einfachste Weg sein, direkt über den Schneider zu ordern.
Eine Preisersparnis müsste schon drastisch ausfallen, damit ich den Stoff selbst besorge und von einem Muster auf das fertige Kleidungsstück zu schließen, bekomme ich mittlerweile auch ganz gut hin. Meistens sind die Stoffe, die ich selbst besorge entweder schwer zu beschaffen, alt oder nicht massentauglich.

Das Problem ist, dass der Stoffmarkt für Vollmaßbekleidung (zumindest in der Idealvorstellung der meisten Kunden) von den wenigen übriggebliebenen britischen Herstellern dominiert wird. Und deren Stoffgewichte basieren auf den durchgängig feuchtkalten Temperaturen ihres Eilands in der Nordsee und nicht auf unseren kontinentalen Gegebenheiten. Da wir unsere Kleidung auch nicht mehr an unsere Kinder vererben, ist auch kompromisslose Unzerstörbarkeit bei Stoffen eine Sekundärtugend.
Ja, diese Dominanz von urbritischen Herstellern wie Scabal, Dormeuil, Zegna und Loro Piana ist schon erschütternd :rolleyes:
Ich glaube, dass die Stoffwelt nicht ganz so schwarzweiß ist, wie das häufig dargestellt wird. Englische Tuche sind nicht ausnahmslos gut und haltbar, nichtenglische nicht zwangsläufig modischer Schrott. Einer der besten schweren Flanelle, die ich kenne, kommt beispielsweise von Zegna, einer der leichtesten Stoffe dagegen von HFW. Es kommt immer darauf an, was man von seinem Anzug erwartet.
 
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