Fünf Mal getragen - laufe bald auf der Sohlennaht!

Status
Nicht offen für weitere Antworten.
Interessant. Das war mir nicht bewusst. Das heißt...

- erstens, dass man unbedingt rechtzeitig, also so lange noch ausreichend Substanz in der alten Sohle vorhanden ist, einen Schuhmacher aufsuchen muss und

- zweitens, dass bei der Reparaturvariante einer aufgeklebten Sohle auch von vornherein kein Sohlenöl verwendet werden sollte, da sonst kein Kleber auf Dauer hält?
 
Bei Schuhen von SP sieht man doch auf den ersten Blick, dass der Tunnel, in dem sich die Naht befindet, nicht sonderlich tief ist. Da kommt es zwangsläufig (je nach Gang) ziemlich schnell dazu, dass man auf der Naht läuft.

Entweder du lässt dir also direkt ein Spitzeneisen einsetzen oder du ignorierst das Scheinproblem und gehst dann zum Schuster, wenn die Sohle wirklich hinüber ist.
 
Es ist nicht sinnvoll, jedes mal die neue Sohle zu nähen. Ist die Originalsohle durch, wird sie plangeschliffen und neu genäht. Darauf klebt der Schuhmacher dann die neue Laufsohle. Bei weiteren Besohlungen schleift er nur soweit, dass die Naht intakt bleibt und klebt wieder. Die Sohle wird bei dieser Art Reparatur nicht dicker und der Stand verändert sich nicht.

Das durchnähen der Laufsohle bei einer Reparatur hat keinen anderen Nutzen als ein paar Fotos für das Forum, um zu zeigen, wie toll die Reparatur doch aussieht.

Warum sollte ich dann überhaupt rahmengenähte Schuhe kaufen, anstatt gleich geklebte?
 
Gute Frage - nächste Frage!

Sie sind schließlich auch ja geklebt, und bei Goodyear kriegst Du noch die stilvolle Naht drum herum gratis dazu,
sie kosten ja schließlich auch kaum mehr als rein geklebte ohne diese Ziernaht, die gibt's quasi gratis mit dazu,
so als Kaufanreiz nebst Argumenten wie von Hand gemacht oder gefertigt, in der Manufaktur statt in der Schuhfabrik,
bestes Leder, reparabel, hohe Lebenserwartung usw. usf..
Bei Goodys kauft Du halt auch ein ganz besonderes Lebensgefühl mit, Du hebst Dich damit von der Masse
der Sneaker- und No-Stitches-Schuhträger ab.
Rahmengenähte Schuhe, echte, sind dagegen anders gemacht als die Goodyear Welted aber auch viel teurer.
Sie tragen sich auch anders und kaum jemand käme da auf die Idee eine Halbsohle aufkleben zu lassen.

Und ja, es gibt ja auch noch viel andere Macharten als Goodyear welted prime-stitched, und so könnte man Deine Frage etwas umformulieren:
Warum wolltest Du Goodyear Welted kaufen?
 
Dafür, dass du dich mit Schuhen so gut auskennst, finde ich die Antwort jetzt irgendwie schwach, Urban.

Dem geklebten Schuh wird, verglichen mit Goodyear welted und rahmengnähten Schuhenm, die Möglichkeit geraubt zu atmen, da geschlossen. Somit kann ein besseres Tragegefühl erzielt werden. Das übertriebene Abfeiern von Manufakturen verstehe ich aus dieser Perspektive nicht gänzlich, zwar sind die Schuhe jedes Mal aufs Neue ein Unikat, aber die Goodyear Welted Einstichmaschinen haben ja auch ihren Sinn und Platz und sollten hier nicht so negativ besprochen werden.
 
Goodyear welted ist, ob du's wahrhaben willst oder nicht, auch geklebt.

Deshalb spricht Urban oft von geklebt-genähten Schuhen.
 
Ich fand meine Antwort auf jeden Fall lustig + lehrreich.
Wie viele Kleberschichten weist denn ein GYW-Schuh auf? Sind das nicht mindestens 2, oder irre ich mich da?
Wie war das nochmal gleich mit der durchgelaufenen Sohlennaht und dem trotzdem festen Sitz der Laufsohle,
die gerade auch dann nicht abfällt?
Und was ist bitte eine Goodyear Welted Einstichmaschine?
Die Nähmaschine, die den Rahmen an das Gemband oder die, die Sohle an den Rahmen näht?

Defacto sind die Unterschiede zwischen einem GYW und einem geklebten Schuh so groß nicht;
zu einem von Hand rahmengenähten Schuh natürlich schon immens.
Die Frage zielte ironischerweise, so vermute ich es zumindest, darauf ab, dass bei angeklebten statt
angedoppelten Sohlen, darin kein Unterschied zwischen einem ausschließlich geklebtem und einem
geklebt-genähten Schuh, dem Goodyear Welted prime-stitched, wie er heute in der Regel produziert wird,
besteht.
Insofern reduzieren sich die Unterschiede auf die Sohlennaht im Rahmen und
die konstruktiv erforderliche Korkschicht.
 
Soweit ich es verstanden habe, ist in dieser Reihenfolge entsprechend weniger Kleber. Wobei es sich bei der Klebung bei den goodyear welted Macharten auch nur um das Gemband handelt, das um die Brandsohle herum-aufgeklebt wird.

Geklebt > goodyear welted mit geklebtem Gemband > goodyear welted mit Rißlippe = handrahmengenäht

edit: Ich könnte nachher mal in das Buch von Vass reinschauen und entsprechend hier weiter erläutern.
 
Status
Nicht offen für weitere Antworten.
Oben