Gefühlt 95% des Forums drehen sich doch genau um diese Konfirmität und zwar nicht nur in Sachen Esthetik sondern sehr oft eben auch was gesellschaftlich akzeptiert ist oder eben aus dem Rahmen fällt.
Ich glaube, das verstehst Du falsch. Für Einsteiger in die sartoriale Welt ist es gerade im jugendlichem Alter schwierig, sich gegen den Widerstand gegen diese Art von Kleidung von der Unterschrift bis in die Mittelschicht hinein zu behaupten. Daraus erwächst dann ein spezieller Groupthink der Anpassung, um sich einerseits nicht völlig zu verleugnen und andererseits die anderen nicht gegen die eigene Kleidung aufzubringen.
Das ist nicht naturgegeben, sondern nur eine Stealth-Strategie für konfliktscheue Gemüter. Hier geht es thematisch nicht darum, sich an irgendwas anzupassen, sondern seinen Raum für die eigene Interpretation von Kleidung innerhalb des gesetzten sartorialen Rahmens zu finden. Der derzeitige Forumstalk dreht sich natürlich hauptsächlich um Fragen der eigenen Konformität, aber mehr aus dem frühen Entwicklungszustand vieler Foristen heraus und nicht weil das Thema das automatisch vorgeben würde.
Und auch außerhab dieses Forums tickt unsere Gesellschaft nicht anders. Das muss auch nicht zwangsläufig meiner persönlichen Meinung entsprechen, ich wollte nur zu Denken geben, dass eine Rolex am Handgelenk eines 20jährigen beim Gegenüber nicht nur positive Konotationen auslösen könnte. Wenn du mit 20 Jahren in der glücklichen Situation bist, nicht auf das Wohlwollen deines Gegenübers angewiesen zu sein, spricht nichts gegen die Rolex. Beim Personaler der dich einstellt, beim Prüfer in der Uni der dir gegenübersitzt, beim Vorgesetzten usw. könnte eine Rolex bei einem so jungen Träger halt leicht negativ ausgelegt werden. So ist nunmal unsere Gesellschaft...
Genau und deswegen passen wir uns alle schön stromlinienförmig an und schleichen in demütig gebeugter Körperhaltung durch's Leben. Weil die Gesellschaft halt nun mal so ist.
Das kann eine Überlebensstrategie für schwache Gemüter sein, keine Frage. Aber ein Gewinner wird man damit nicht. Gesundes Durchsetzungsvermögen und Selbstbehauptung ist keine Frage des Alters. Mit dem richtigen Auftreten ist die Uhr am Handgelenk, wenn sie zum Typ passt, völlig irrelevant.
Das sage ich auch als jemand, der reichlich Bewerbungsgespräche auf der einstellenden Seite geführt hat. Es geht dabei für den Bewerber nicht darum, auf Wohlwollen zu hoffen, "bittebitte nicht hauen, ich bin doch ganz lieb", sondern dem Einstellenden zu signalisieren, dass man jemand ist, den man für den Job will. Dazu gehört immer ein erkennbares persönliches Profil.