Erfahrung mit Cove und Co

Es wäre erstaunlich, wenn er seine 1,3 Meter deutlich billiger einkaufen könnte, als ich oder ein anderer. Wer sollte sich denn die Mühe machen, extra dafür einen Rabatt auszuhandeln. Ein Schneider wird auch kaum soviel Stoff abnehmen können, dass das für einen Hersteller oder Großhändler irgendwie attraktiv wird, zumal er ja Stoffe von jedem Hersteller organisiert. Er müsste mit jedem einen entsprechenden Rabatt vereinbart haben - so viele Hosen kann der ja gar nicht nähen. Er ist Handwerker und keine Fabrik.

Gerade deswegen ist es ja so, dass es einem Preis für die Arbeit gibt. Und nicht einen obskuren Preis für ein irgendwie insgesamt berechnetes Kleidungsstück.
Du meinst das der Schneider den Stoff dort kauft wo du deinen Stoff kaufen würdest?
Ich glaube da liegt der Denkfehler bei dir.
Der Schneider, im Normalfall und Ausnahmen bestätigen die Regel, kauft den Stoff dort wo auch der Stoffladen seinen Stoff kauft ;)
 
Das Problem ist doch, dass ein normaler Händler typischerweise eine Infrastruktur unterhalten und Ware vorfinanzieren muss. Dafür ist eine Marge absolut gerechtfertigt. Das Störgefühl beim Schneider kommt ja nur deswegen, weil dieser die Stoffe idR nicht vorrätig hat, sondern selbst bei Bedarf bestellt und er seine Infrastruktur auch bei mitgebrachten Stoffen genauso braucht. Die Erwartungshaltung dass der Stoff nur ein Durchlaufposten sein sollte, ist daher nicht ganz unbegründet.

Das eine Konzept heißt Werklohn und Auslagenersatz, das Gesetz kennt das als Werklieferungsvertrag, für den im wesentlichen das Kaufrecht gilt (insb. Trägt der Schneider nämlich auch die Sachmängelhaftung für den besorgten Stoff).

Ob man es jetzt adäquat findet, dass der Schneider bei teureren Stoffen die Marge genauso kalkuliert wie bei billigen, ist Geschmackssache. Ich persönlich finde es auch etwas seltsam, wenn der Schneider bei Vicunja am Stoffhandel mehr verdient als an seiner Arbeit, aber wir haben hier ein freies Wirtschaftssystem und jeder Schneider kann seine Preise machen wie er will und jeder Kunde kann auf dieser Basis von der Geschäftsverbindung Abstand nehmen. (Z.B. Der Grund warum ich nicht zu Cove gehe, weil mir die Margenausweitung über die Aufpreisliste nicht passt.)
 
Ob man es jetzt adäquat findet, dass der Schneider bei teureren Stoffen die Marge genauso kalkuliert wie bei billigen, ist Geschmackssache. Ich persönlich finde es auch etwas seltsam, wenn der Schneider bei Vicunja am Stoffhandel mehr verdient als an seiner Arbeit, aber wir haben hier ein freies Wirtschaftssystem und jeder Schneider kann seine Preise machen wie er will und jeder Kunde kann auf dieser Basis von der Geschäftsverbindung Abstand nehmen. (Z.B. Der Grund warum ich nicht zu Cove gehe, weil mir die Margenausweitung über die Aufpreisliste nicht passt.)

Das ist z.B. der Grund, warum ich zu meinem Schneider gehe. Weil ich von einer dubiosen Geschäftsverbindung zu Cove Abstand nehme. Abgesehen davon, dass es absurd ist, für ein Stück Konfektion, auch wenn es angepasst ist, kaum weniger zu bezahlen, als für einen handwerklich nach Maß gefertigten Artikel -
mit etwas eBay-Glück in einer Materialqualität, die Cove gar nicht in sein Angebot bekommt.
 
Das kann ich wohl so zurückgeben.

Bei einem ehrlichen Handwerker ist es doch einfach. Sagen wir, das Nähen einer Hose kostet 250 €. Sie können dazu Stoff beim Schneider erwerben. Der kostet 50 € pro Meter und sie brauchen 1,3 Meter. Dann kostet Ihre Hose 315 €.

Wenn Sie lieber Vikunja möchten, kostet der Meter eben 450 €. Dann zahlen Sie für Ihre Hose halt 835 €.

Genau wie Ihr Automechaniker auf Ihre Rechnung schreibt, Ihr Anlasser kostet 425 € und 2,25 h Aus- und Einbau kommen mit 191,25 € dazu, wird das Ihr seriöser Schneider auch machen. Sie können dabei den Anlasser beim Autohaus kaufen oder bei eBay. Dann zahlen Sie dort eben nur 225 € für den Anlasser und dem Automechaniker 191,25 € für den Einbau.

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Du glaubst ernsthaft, dass Automechaniker die Ersatzteile bei dir zu ihrem Einkaufspreis einbauen? Dass Unternehmen wie ATU nicht an den Teilen verdienen? Wow!
 
Du glaubst ernsthaft, dass Automechaniker die Ersatzteile bei dir zu ihrem Einkaufspreis einbauen? Dass Unternehmen wie ATU nicht an den Teilen verdienen? Wow!
Wer einen Ebay Anzug vom Schneider gegen einen neuwertigen Cove stellt, dem ist alles zu zutrauen :D
Übeigens haben mMn beide eine absolute Daseinsberechtigung! Nur der Vergleich ist witzig^^

@ingirum
Sorry. Ich finde die Richtung wie du denkst wirklich interessant. Kennst du denn jemanden der ein Geschäft mit Ware betreibt? Wenn ja, wäre es für dich sicherlich interessant zu erfahren wie der Handel so funktioniert.
 
Wer einen Ebay Anzug vom Schneider gegen einen neuwertigen Cove stellt, dem ist alles zu zutrauen :D
Übeigens haben mMn beide eine absolute Daseinsberechtigung! Nur der Vergleich ist witzig^^

@ingirum
Sorry. Ich finde die Richtung wie du denkst wirklich interessant. Kennst du denn jemanden der ein Geschäft mit Ware betreibt? Wenn ja, wäre es für dich sicherlich interessant zu erfahren wie der Handel so funktioniert.

Sie mögen es überlesen haben: Ein Handwerker ist kein Händler oder jemand der ein Geschäft mit Waren betreibt. Ich sagte es Ihnen schon in einem anderen Faden: Einen Anzug zu nähen kostet so knapp 1.500 €, wenn Sie jemanden beschäftigen wollen, der davon in Deutschland ordentlich mit eigenem Geschäft leben will. Dafür können Sie sich keinen Laden in der Düsseldorfer Innenstadt mieten; davon haben Sie als Kunde aber nichts, das macht keinen Unterschied für die Qualität Ihres Anzugs. In anderer Lage können Sie stattdessen auch noch kostenlos vor dem Geschäft parken.

Wenn Sie sich bei eBay 3,5 Meter Kiton Kidsmohair oder Escorial für 300 € kaufen, kostet Sie der Anzug am Ende 1800 €. In Deutschland. Ohne Flüge nach Italien, ohne Trunkshow. Wenn ich mir anschaue, was Menschen bei Cove schon für Geld gelassen haben, letztlich für Konfektionsware, wenn ich lese, was alles für absurde Aufpreise berechnet werden sollen, für Dinge, die der Schneider beim Fertigen des Anzugs ganz selbstverständlich nebenher erledigt (weil es den Aufwand auch nicht erhöht), muss ich sagen: Das, was Sie als Handel bezeichnen, ist unseriös. Es ist Augenwischerei und es kann nicht empfehlenswert sein, dort als Kunde sein Geld zu lassen. Möglich, dass der Handel so funktioniert, wie Sie beschreiben. Dann ist man jedoch gut beraten, genau diesen Handel sorgfältig zu meiden.
 
Es ist doch ok, wenn der Stoff (oder das Öl / der Anlasser) beim Schneider / Dienstleister eine Marge für jenen hergibt. Er muss ihn ja auch beraten, beschaffen, prüfen, ggf. Reklamationen bearbeiten.
Aber: die Marge sollte aus einem Einkaufspreis resultieren, der niedriger als meiner ist.
Kauft der Händler zum selben Preis wie ich und legt dann was drauf, würde ich das auch nicht zahlen wollen (wenn ich den Stoff mit vertretbarem Aufwand selbst bestellen kann).
Darüber sollte man einfach vorher mal sprechen.
 
Du glaubst ernsthaft, dass Automechaniker die Ersatzteile bei dir zu ihrem Einkaufspreis einbauen? Dass Unternehmen wie ATU nicht an den Teilen verdienen? Wow!


Ich verstehe ihn so, dass ATU daran ruhig was verdienen kann.
Aber eben aufgrund günstigeren Einkaufs und nicht, indem sie einfach auf meinen EK was drauf schlagen.
Ich erwarte von einem Unternehmen, dass es in seiner Branche günstiger einkauft als ich und damit darf es dann auch Marge haben.
 
Zuletzt bearbeitet:
Das gleiche ist eben nicht dasselbe :)
Beide Geschäftsmodelle kommen doch in der Praxis vor, gerade auch im Handwerk. Es gibt Habdwerker, die auf eigene Rechnung arbeiten und das bereitgestellte Material verarbeiten. Meist sind das Einzelpersonen, die sich selbständig gemacht haben. Die allermeisten Handwerksbetriebe treten nicht nur als Lohnarbeiter, sondern eben auch als Händler, der aus Lohnarbeiter und Material eine Werkleistung anbietet. Und wer schon einmal solche Angebote aufbauen Tisch hatte, der weiß, dass der Handwerksbetrieb ordentlich am Material verdient. Meist in dem er Grosshandelsrabatte nicht an die Kunden weitergibt. Deshalb sprießen im Sanitärhewerbe Internetshops, bei denen das Material zu vergleichsweise geringen Kosten erworben werden kann. Nur muss man dann einen Handwerker finden, der einem das verbaut. Erfahrungsgemäß, sollte man diesen verpflichtet haben, bevor man das Material kauft ;)
Nicht anders ist es im Schneiderhandwerk. Wenn ich also einen Schneider gefunden habe, dem ich einen Ballen Stoff auf den Tisch legen kann und der mir daraus ein Kleidungsstück fertig, ist das sicher die optimale Lösung, so ich bereit bin, den Wert der erbrachten Leistung, in der Regel Bespoke anzuerkennen und zu bezahlen.
Wenn ich diesen Schneider nicht kenne oder ich nicht bereit bin, den Bespokepreis zu zahlen, dann bleiben eben nur die bekannten Alternativen und die verdienen anteilig selbst dann am Material mit, wenn ich meine eigenen Stoffe mitbringe.
Wer sich in der Gastronomie auskennt, hat sicher schon einmal den Begriff "Korkgeld" gehört, worunter sich nichts anderes als Handelsmarge bzw. Deckungsbeitrag verbirgt.
 
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