Dreiteiler in, jawoll, lila

Hast du dem Verkäufer wenigstens die Hölle heiss gemacht?

Nicht wirklich. Ich habe ihm schon gesagt, dass das ein kompletter Schuss in den Ofen war. Er hat sich aber derart verdutzt gezeigt, dass ich nicht großartig drauf rumreiten wollte. Fakt ist ja: Die verkaufen kaum noch Rosshaar und haben dementsprechend wenig Ahnung. Es gibt noch ein Fachgeschäft in Hamburg, Bracker, da bin ich der einzige der diese Einlage überhaupt noch nimmt. Der Eigentümer meinte, wenn die Rolle leer ist, bestellt er keine neue mehr. Es lohne sich nicht mehr. Selbst die Kostümschneider vom Schauspielhaus würden nur noch kleben.

Witzig dabei: Laden Nummer zwei, also der von Dienstag, hatte tatsächlich the real stuff, empfand das aber als weniger brauchbar, weil es "Streifen" hatte. Gemeint waren die orangenen Streifen, die Rosshaareinlagen ständig haben und die eher auf Qualität hindeuten. Die waren dem Verkäufer so suspekt, dass er lieber das italienische Zeug verkauft. Das vom Hersteller explizit als Rosshaar ausgewiesen war.

Ansonsten ist der Laden aber super. Riesige Auswahl zwischen Reisverschluss und Seidenfutter: Coban, Nähe Bahnhof Hamburg-Altona. Werde ich auf jeden Fall wieder hingehen.
 
Nicht wirklich. Ich habe ihm schon gesagt, dass das ein kompletter Schuss in den Ofen war. Er hat sich aber derart verdutzt gezeigt, dass ich nicht großartig drauf rumreiten wollte. Fakt ist ja: Die verkaufen kaum noch Rosshaar und haben dementsprechend wenig Ahnung. Es gibt noch ein Fachgeschäft in Hamburg, Bracker, da bin ich der einzige der diese Einlage überhaupt noch nimmt. Der Eigentümer meinte, wenn die Rolle leer ist, bestellt er keine neue mehr. Es lohne sich nicht mehr. Selbst die Kostümschneider vom Schauspielhaus würden nur noch kleben.



Witzig dabei: Laden Nummer zwei, also der von Dienstag, hatte tatsächlich the real stuff, empfand das aber als weniger brauchbar, weil es "Streifen" hatte. Gemeint waren die orangenen Streifen, die Rosshaareinlagen ständig haben und die eher auf Qualität hindeuten. Die waren dem Verkäufer so suspekt, dass er lieber das italienische Zeug verkauft. Das vom Hersteller explizit als Rosshaar ausgewiesen war.



Ansonsten ist der Laden aber super. Riesige Auswahl zwischen Reisverschluss und Seidenfutter: Coban, Nähe Bahnhof Hamburg-Altona. Werde ich auf jeden Fall wieder hingehen.


Naja, Kostümschneider im Theater müssen ja schnell viel Zeug zusammendengeln, ich denke das sind die ersten die kleben? Wenn einer mit den orangenen Hilfslinien nichts anfangen kann, ist er als Verkäufer aber deplatziert.

Wenn Du mal nach München kommst, geh zu ORAG, die haben eine Riesenauswahl an Einlagen, es gibt Verkäufer die wissen, was für was geeignet ist und da kaufen auch richtige Schneider ein. Die verschicken glaube ich auch, auch wenn sie keinen Online-Store haben.
 
Naja, Kostümschneider im Theater müssen ja schnell viel Zeug zusammendengeln, ich denke das sind die ersten die kleben?

Kannst recht haben. Vielleicht waren das nur in dem Laden zufällig die letzten "Pferd"-Käufer.

Wenn Du mal nach München kommst, geh zu ORAG, die haben eine Riesenauswahl an Einlagen, es gibt Verkäufer die wissen, was für was geeignet ist und da kaufen auch richtige Schneider ein. Die verschicken glaube ich auch, auch wenn sie keinen Online-Store haben.

Guter Tipp, danke. Bisher funktioniert das mit England ganz gut. Der Stoff- und Zubehörhandel agiert da wirklich auf völlig anderem Niveau. Wenn das Pfund aber wieder oben ist, sind solche Läden wie Orag absolut eine Alternative.
 
Gestern mit Duke & Dukies auf der Boheme Sauvage in Hamburg gespielt, viele schöne Anzüge gesehen und somit nun wieder hochmotiviert ans Werk.

Immer noch kein chest Canvas da, daher geht's weiter mit den Ärmeln. Diese Reihenfolge ist natürlich kurios, aber da ich den Schnitt kenne, sollte es funktionieren.

Ihr seht den Zuschnitt und das Einnähen einer Einlage am unteren Ende der Ärmel. Die Industrie klebt da einfach irgendwas rein, was sich erfahrungsgemäß recht schnell löst. Ich nehme ein leichtes Fahnentuch aus meinem Fundus, Leinwandbindung, diagonal zugeschnitten, damit es sich dehnt und staucht. Erfahrungsgemäß fällt der Ärmel damit sehr rund.

Alles in allem etwa zwei Stunden Arbeit. Der zweite Ärmel fehlt noch.

(Zwischendurch natürlich wieder nervtötendes Aufbügeln von Bühnenkrawatten. Wie ihr seht mit Bügeltuch. Dann voll Stoff mit dem Eisen, höchste Einstellung, viel Dampf. Erstaunlicherweise hat das bisher noch jede Krawatte überlebt. Killt jeden Geruch.)
 

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Heute habe ich die Besätze samt Innentaschen gemacht. Man beachte die absolut unseriöse Spielerei mit dem Lila-Fahnentuch. Die Taschen sind verschieden groß (eine fürs Telefon, die andere fürs Portemonnaie) und insgesamt recht eng. Das hat sich als vorteilhaft erwiesen. Man kann auch mal einen Sprint hinlegen ohne gleich den Hausrat auf der Straße zu verstreuen.

Anschließend zur Post. Das Pferd ist endlich da! Chest Canvas und zwar nicht von der leichten Sorte.
 

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Zum Canvas:
Ihr seht Brustplack aus dem chest canvas und eine etwas leichtere Rosshaareinlage für den Rest. Mit Pikierstichen verbunden. Um die 3D-Form zu verstärken, habe ich drei Schnitte gemacht. Teilweise werden da Dreiecke entnommen, an anderer Stelle wird die Einlage erweitert. Die Schnitte habe ich dann mit Futterstoff und Zick-Zack-Stich fixiert. Das wirkt unorthodox, ist aber gängige Praxis. Futterstoff leiert nicht aus; die Zick-Zack-Stiche sorgen für etwas Elastizität. Zeitaufwand für diese eine Front war ca. 90 Minuten. Nun fehlt noch das Dressieren, aber man sieht schon, dass die Front die gewünschte Form annimmt.

Ich kann mit Handwerksnostalgie übrigens nur bedingt etwas anfangen. Hätte ich eine Pikiermaschine, hätte ich sie mit Freuden benutzt. Das Handpikieren dauert und geht auf den Rücken. Ein Alptraum, müsste man so etwas den ganzen Tag machen. Andererseits hat es etwas von Gartenarbeit. Man denkt an dieses und an jenes ...
 

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Keine großen Sprünge heute. Canvas und Fronten zusammengefügt. Man ahnt schon die Sprungkraft des Pferdes, das die Wolle wirklich sehr schön in die Fasson zwingt.
Dann Lokalisieren der Brusttasche. Einen halben Zentimeter schmaler als in der Konfektion. Der Schlitz geht übrigens durch das canvas. Eine Lösung, die ich ziemlich daneben finde, aber die Alternative wäre, den Taschenbeutel zwischen Canvas und Oberstoff baumeln zu lassen. Ich habe das auch schon gemacht und man sieht bei dicken Stoffen von außen nichts, aber so richtig glücklich war ich auch damit nicht.

Die Leiste der Brusttasche ist mit Musterverläufen ein Alptraum, aber in diesem Fall gehts. Gefüttert mit Rosshaar, man gönnt sich ja sonst nichts. Man muss bei diesem Miniteil sehr pedantisch sein, sonst wird die Leiste hässlich. Nahtzugaben abstufen etc.
Schneiderkante schon angebracht, obwohl eigentlich ein Fall fürs Finish. Egal.

Ich überlege allerdings noch, die Schneiderkante generell nicht per Hand auszuführen, sondern per Maschine alle Kanten abzusteppen. Das ist optisch allerdings ziemlich massiv, gibt andererseits eine klare Kontur. Meinungen hierzu?
 

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Ich überlege allerdings noch, die Schneiderkante generell nicht per Hand auszuführen, sondern per Maschine alle Kanten abzusteppen. Das ist optisch allerdings ziemlich massiv, gibt andererseits eine klare Kontur. Meinungen hierzu?

Ganz großes Kino hier! Natürlich von Hand, wir wollen Dich schließlich schwitzen sehen!
 
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