Dolzer unter "Schutzschirm"

Eine Betrachtung wird scheinbar völlig außen vor gelassen. Der Anzugmarkt schrumpft seit Jahren massiv. Vor 10 Jahren wurden in Deutschland ca. 4.5 Mio Anzüge verkauft. Heute sind es 1.5 Mio. Der Negativtrend wird weiter gehen. Filialisten wie Dolzer sind teilweise an Orten präsent, an denen dieser Einbruch deutlich zu spüren ist. Das wird auch ein Grund dafür sein, dass hier langsam mal "game over" ist. Das Schicksal der Krawatte überträgt sich langsam auf den Anzug.
 
Das ist doch das Thema Positionierung. Zu SuitSupply kommen viel eher Kunden die Lust haben einen Anzug zu tragen bzw. Lust haben einen Anzug zu tragen der ihnen gefällt. Diese Kunden fischt SuSu ab. (deswegen auch hier im Forum so groß vertreten)

SuSu ist nicht die klassische Marke für Laufkundschaft (diese Gattung stirbt, wie du schriebst) - die Leute gehen bewusst dorthin. Deswegen sind die Filialen z.B. auch nicht auf der Zeil, da die Leute vorher schon wissen wo der Laden ist und ihn gezielt aufsuchen. So sparen sie Geld und können ihre Qualität und Vielfalt behalten, was die Kunden schätzen.

Ich weiß bis heute nicht für was Dolzer genau steht - und ich bin jung und interessiert an Herrenmode. Irgendwas haben sie also verpasst.
 
Na ja, auf der Zeil ist ja ohnehin nur noch Müll für Hartz-4-Publikum vertreten. Von Primark bis zur Pommesbude. Grundsätzlich hast Du natürlich Recht. Dolzer ist der deutsche Textilmittelständler, der glaubt, alles wäre "gut", weil man es ja schon immer so gemacht hat. SuSu ist ein modernes, globales Unternehmen, das "Lust auf mehr" macht. Dazu eine international funktionierende Versandlogistik. Dem Beispiel Dolzer werden sicher noch einige folgen.
 
Eine Betrachtung wird scheinbar völlig außen vor gelassen. Der Anzugmarkt schrumpft seit Jahren massiv. Vor 10 Jahren wurden in Deutschland ca. 4.5 Mio Anzüge verkauft. Heute sind es 1.5 Mio. Der Negativtrend wird weiter gehen. Filialisten wie Dolzer sind teilweise an Orten präsent, an denen dieser Einbruch deutlich zu spüren ist. Das wird auch ein Grund dafür sein, dass hier langsam mal "game over" ist. Das Schicksal der Krawatte überträgt sich langsam auf den Anzug.

Interessante Zahlen, wobei ich den Trend nach unten nicht so stark vermutet hätte. Die Kaufhäuser und Häuser der Modeketten haben ja immer noch teils sehr große Anzugabteilungen und es wird auch noch häufig Anzug getragen, auch von jungen Menschen. Dann halt immer öfter in der Kombination mit T-Shirt und im "Skinny Fit". Dolzer ist ja auch kein klassischer Filialist, zu dem man üblicherweise gehen würde, wenn man einen neuen Anzug kaufen wollte. In der Nische haben sich in den vergangenen Jahren halt auch viele neue und kleinere Anbieter etabliert, die (einigen Erfahrungsberichten nach) es teils besser können als Dolzer.
 
Eine Betrachtung wird scheinbar völlig außen vor gelassen. Der Anzugmarkt schrumpft seit Jahren massiv. Vor 10 Jahren wurden in Deutschland ca. 4.5 Mio Anzüge verkauft. Heute sind es 1.5 Mio. Der Negativtrend wird weiter gehen. Filialisten wie Dolzer sind teilweise an Orten präsent, an denen dieser Einbruch deutlich zu spüren ist. Das wird auch ein Grund dafür sein, dass hier langsam mal "game over" ist. Das Schicksal der Krawatte überträgt sich langsam auf den Anzug.
Da sollte man sich vielleicht vom Standort Deutschland etwas lösen (was dann natürlich weder Dolzer hilft noch Regent geholfen hat). Der Umsatz mit Anzügen hat sich in Deutschland in den letzten zehn Jahren halbiert (in GB übrigens ebenfalls, nur auf 2,5 fachen Niveau). In Italien hat er sich verdreifacht mit weiter steigendem Trend. Auch in Schweden ging es im gleichen Zeitraum leicht nach oben (auf niedrigem Niveau) und die Niederlande haben zumindest den Trend deutlich umgedreht (was immer die da kaufen ;)). Der Weltumsatz mit Anzügen ging in den letzten zehn Jahren leicht nach oben, wobei das natürlich eher daran liegt, dass immer mehr Weltbewohner zu aktiven Konsumenten werden.

Das "Schicksal" ist also keineswegs zwingend, es hat einen kulturellen Hintergrund bzw. bewegt sich auch proportional zu einer Verweigerungshaltung bzgl. alltäglicher Lebensverfeinerung, die sich im krassen Vergleich Deutschland vs. Italien ja nicht nur auf Kleidung beschränkt.
 
Das finde ich interessant. Wobei die großen Wachstumszahlen tatsächlich nicht aus Europa kommen. Das "Schicksal" ist am Standort Europa für Dolzer & Co natürlich nur schwer zu beeinflussen. Wenn ein ganzes Land scheinbar über Nacht die Krawatte auf den Müllhaufen der Geschichte wirft und sich vom Anzug immer weiter entfernt.....was sollen die vergleichsweise kleinen Händler dem entgegensetzen.

Angefangen von Daxvorständen bis TV-Moderatoren scheint das ganze Land auf Casual eingestellt zu sein.
 
Das finde ich interessant. Wobei die großen Wachstumszahlen tatsächlich nicht aus Europa kommen.
Mit Ausnahme von Italien, Spanien, Türkei (okay, wenig europäisch) ja, aber über ganz Europa gerechnet sind die Umsatzzahlen für Anzüge in den letzten zehn Jahren auch noch konstant bis leicht steigend. Das gilt übrigens auch für die seit 40 Jahren totgesagte Krawatte. ;) Es ist wirklich ein mitteleuropäisches (inkl. Britannien) Phänomen, dem sich auch die Niederlande seit einigen Jahren entzieht (wahrscheinlich der SuSu-Effekt :D).

Das "Schicksal" ist am Standort Europa für Dolzer & Co natürlich nur schwer zu beeinflussen. Wenn ein ganzes Land scheinbar über Nacht die Krawatte auf den Müllhaufen der Geschichte wirft und sich vom Anzug immer weiter entfernt.....was sollen die vergleichsweise kleinen Händler dem entgegensetzen.

Angefangen von Daxvorständen bis TV-Moderatoren scheint das ganze Land auf Casual eingestellt zu sein.
Ich bin mir nicht sicher, ob das mit Casual wirklich etwas zu tun hat. In gesättigten Märkten tendieren die Menschen, wenn nicht ästhetisch-kulturelle Gründe dagegen sprechen wie in Italien, dazu, die Wohlstandsinsignien alter Eliten nicht mehr offen zu zeigen, weil sobald der Kuchen nicht mehr so signifikant wächst, die Verteilungskämpfe brutaler geführt werden. Mittlerweile wird dem Deutschen ja sogar sein begehrtestes Wohlstandsspielzeug, das Auto, vergällt, natürlich unter anderen Vorwänden. ;) Da geht man dann ganz modern und hip in volle Normcore-Deckung und geniesst abgeschottet in seinen ultrateuren Einbauküchen seine wohlverdiente Fertigpizza. :) Die genannten Medienpromis ahmen das nur in der Außendarstellung nach, um in dieser Masse ebenfalls akzeptiert untertauchen zu können.

In Asien, wo tatsächlich das Wachstum herkommt, sartorial und gesamtwirtschaftlich, zeigt der Aufsteiger gerne, was er hat, und wird dafür auch mit Anerkennung belohnt. Man könnte auch sagen, das soziale Umfeld ist hinsichtlich des offenen Vorzeigens von Wohlstand oder gefühltem Status weniger restriktiv. Und so ist die sartoriale Top 5 in absoluten Zahlen = China, USA; Italien, Japan, Indien, pro Kopf = Italien vor Japan und dann kommt lange nix. :) Deutschland wird vermutlich knapp hinter den Färöer-Inseln liegen. ;)

Das ist alles für ausschließlich lokale Anbieter sartorialer Kleidung in Deutschland gar nicht gut, aber es ist trotzdem für einschlägig Interessierte wie uns schön, sich mal das große Gesamtbild auf der Welt vor Augen zu halten, das halt ganz anders aussieht. Danke, Statista. :)
 
Und so ist die sartoriale Top 5 in absoluten Zahlen = China, USA; Italien, Japan, Indien, pro Kopf = Italien vor Japan und dann kommt lange nix. :) Deutschland wird vermutlich knapp hinter den Färöer-Inseln liegen. ;)
Da meine Frau heute auf kurzer Dienstreise ist, ließ mir das keine Ruhe :) und ich habe mal die aktuellen Pro-Kopf-Ausgaben für verschiedene Länder der Erde herausgesucht und nicht nur die prozentuale Entwicklung der letzten zehn Jahre..

Daraus ergeben sich einige interessante Erkenntnisse. Deutschland war offenbar schon immer eine Oase des sartorialen Elends, denn obwohl sich GB, BE/NL und F auch schlecht entwickelt haben, bewegen sie sich heute immer noch auf einem höheren Niveau, als wir es je hatten. :D Aber wir liegen nicht hinter den Färöer-Inseln, sondern nur hinter Panama. :D Selbst die superlässigen Aussies und Kiwis geben pro Kopf fast doppelt so viel wie wir für Anzüge aus. Und auch Polen hat uns längst abgehängt.

Und Asien ist relativ zu den Kopfzahlen (vermutlich durch sehr ungleiche Vermögensverteilung) längst nicht so stark wie das alte Europa mit Italien als einsamem Sonderfaktor. Skandinavien und die romanischen Länder performen sehr stark, man sehe sich mal das bettelarme Portugal an.

Italien 27,53
Belgien 14,58
Großbritannien 14,41
Niederlande 13,75

Japan 12,37
Spanien 11,90
Norwegen 11,46
Portugal 11,35
Irland 10,57
Frankreich 10,48
Dänemark 10,22

Schweden 9,45
Litauen 9,15
Kanada 8,75
Schweiz 8,75
Luxemburg 8,48
Neuseeland 8,07
Australien 8,01

Österreich 7,35
Saudi-Arabien 7,28
USA 7,01
Zypern 6,85
Finnland 6,59
Polen 5,73

Panama 4,85
Deutschland 4,40
Griechenland 3,98
Russland 3,77
Uruguay 3,71
Ungarn 3,66
Türkei 3,45
Argentinien 3,42
Südkorea 3,29
VAE 3,25
Iran 3,24

Kolumbien 2,85
Kroatien 2,64
Brasilien 2,64
China 2,49
Bulgarien 2,18
Ägypten 1,84
DomRep 1,67
Bosnien 1,44
Mexico 1,17
Ecuador 1,11
Indien 0,92
 
Die Zahl steht für Umsatz pro Kopf, im Segment Anzüge, ausgedrückt in €?
Ganz genau. Das ergibt natürlich nur einen groben Indikator, aber setzt das Bild des aussterbenden Anzugs schon in ein anderes Licht, weil Deutschland dafür international ein statistischer Ausreißer nach ganz unten ist (und wohl auch schon immer war).
 
Mich wundert es, dass Korea noch hinter Deutschland liegt. Da sieht man doch an jeder Ecke scharenweise Anzugträger, teils auch wirklich schön kombiniert. :eek:

Kann aber vielleicht auch daran liegen, dass die billigen Poly-Anzüge dort zumindest auf den ersten Blick noch ganz ordentlich aussehen. Kosten tun die natürlich fast nichts.
 
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