Die richtige Hochzeitskleidung: Teil 3 - Der Smoking 1

proteus

Well-Known Member
Im dritten Teil des Hochzeitsguide nähern wir uns langsam dem Gipfel des sartorialen Erscheinungsbildes des Mannes, nicht nur bei einer Hochzeit, und betrachten den Smoking. Für die allermeisten Herren wird der Smoking die Spitze seines Kleiderschranks darstellen, einen Frack besitzt heute kaum noch jemand.

Wie beim Anzug gibt es auch beim Smoking mittlerweile eine Bandbreite von Interpretationen, hier wird es aber nur um den klassischen Smoking gehen, den man zu einer klassischen Hochzeit trägt. Jedem steht es selbstverständlich frei, nach eigenem Gusto zu verändern, zu ergänzen oder - anlassbezogen - diesen Ratgeber beiseite zu lassen. Dieser Ratgeber richtet sich, wie die vorherigen Kapitel auch, an den Anfänger, den Unsicheren oder schlicht denjenigen, der sich zum ersten Mal mit dem Anlass oder dem Smoking auseinander setzen muss.
Die Experten oder diejenigen, welche Ihren Stil gefunden haben, werden bei der ein oder anderen Anmerkung sicher sagen: „Ja, aber“, und dies bestimmt zu recht. Wer aber auf der sicheren Seite möchte, korrekt im klassischen Sinne gekleidet zu sein, sollte sich an die folgenden Hinweise halten.

Wer nun partout keinen Smoking kaufen möchte oder weiss, er wird ihn nur einmal anziehen, kann sich mittlerweile in nahezu jeder größeren Stadt einen leihen. Ich kann aber versichern, wer einen ( oder mehrere ) Smokings sein eigen nennt, wird auch Gelegenheiten finden, ihn zu tragen. Bevor man allerdings zum Polyester Smoking für 199 Euro greift oder sich eines der scheusslichen modernen SlimFit Modelle aufschwätzen lässt, sollte man sich wirklich besser einen leihen. Und sich bewusst sein: Die ultramodernen „interpretierten“ Smokings mit wilden Farben, extrem kurz und hauteng sehen a.) niemals gut aus und b.) sind in zwei Jahren mehr aus der Mode als ein Smoking aus den 60ern. Ich habe Smokings, die mehr als 50 Jahre alt sind, die sind heute noch sehr gut tragbar und nicht unmodern.

Paradoxerweise ist der Smoking eigentlich ein fest definiertes Kleidungsstück, dennoch gibt es eine Unzahl von Möglichkeiten der Gestaltung, des Schnitts, der Stoffe. Diese Faktoren waren im Lauf der Zeit immer wieder Änderungen unterworfen, der klassische Smoking wie wir ihn heute kennen hat sich aber seit den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts nicht mehr groß verändert.

Beleuchten wir zunächst einmal die Frage, was ist ein Smoking?
Den Smoking gibt es in dieser Form nur in Deutschland, in anderen Ländern wird er als Tuxedo (USA) Evening Dress oder Dinner Jacket ( GB ) bezeichnet.
Der Smoking ( oder präzise: Das Smoking Jacket ) bezeichnet in den angelsächsischen Ländern ein, meist buntes, Sakko aus Samt oder Seide, das nach dem Essen getragen wird, wenn die Herren sich zum Rauchen zurückziehen. Anstatt des Dinner Jackets zog man die „Raucherjacke“ über, um den Damen den Tabakgeruch zu ersparen, wenn man wieder zu Ihnen stieß. Diese Jackets gibt es in allen Farben, besonders beliebt sind weinrot, grün oder gelb, also Farben, die vorzugsweise am Wochenende und auf dem Land getragen werden. Dazu trägt man gerne samtne Hausschuhe. Das Smoking Jacket kann im häuslichen Umfeld durchaus auch als Alternative zum Dinner Jacket getragen werden.

Der Tuxedo selbst entstand Anfang des 20. Jahrhundert, um seine Entstehung ranken sich ähnlich viele Legenden wie um die Entstehung des Hamburgers oder der Zigarre. Sowohl Briten als auch Amerikaner nehmen für sich in Anspruch, „Erfinder“ dieser lässigen Abendgarderobe zu sein. Wenn die Geschichte interessiert, im Internet finden sich zahlreiche Seiten zu diesem Thema. Fakt ist aber, das der Tuxedo als informelle Alternative zum Frack - damals die obligate Abend- und Dinnergarderobe des Bürgertums und des Adels - entstand und zu Anfang als zu lässig, ja fast schon beleidigend, bezeichnet wurde, weil man dem Frack die Schwalbenschwänze entfernt hatte.
Seine Zeit begann nach dem Ersten Weltkrieg, als selbst in den oberen Schichten der Ruf nach „entspannter“ Kleidung lauter wurde und hatte binnen kurzem den Frack als klassische Abendgarderobe fast völlig verdrängt. Bis in die 60er/70er Jahre hatte fast jeder Mann mindestens einen Smoking im Schrank, er war die universelle Allzweckwaffe für festliche Anlässe, Opernbesuche, Abendveranstaltungen und, natürlich, Hochzeiten.

Im Grunde ist der Tuxedo eng mit einem schwarzen Anzug verwandt, was es heute vielleicht vielen Männern zu langweilig erscheinen lässt, das schlichte, schwarze Stück zu tragen und stattdessen an Ihrem Hochzeitstag zu den glänzenden, auffälligen, überkandidelten Polyesterungeheuern in Gehrockform zu greifen, gemeinhin als „Hochzeitsanzug“ bezeichnet. Diesen sei gesagt:
Je festlicher ein Kleidungsstück ist, desto schlichter kommt es daher.
Aus diesem Grund sollte man auch immer einen klassischen Smoking wählen, statt zu den modernen Interpretationen mit Applikationen, farbigen Nähten oder Revers oder flippigen Stoffen zu greifen.

Mit unterschiedlichen Hemden, ob mit oder ohne Weste und verschiedenen Schuhen, ergibt sich eine sehr große Anzahl von Kombinationen, die nicht alle gut aussehen müssen und einen Anfänger häufig überfordern. Bleiben wir also bei den gängigen, gesellschaftlich und formal immer passenden Möglichkeiten.

Zunächst einmal die Frage: Wann trage ich den Smoking?
Ein Smoking ist Abendgarderobe und hat im Tageslicht nichts zu suchen. Keine Regel ohne Ausnahme. In den USA ist es durchaus üblich, den Tuxedo auch tagsüber zu tragen. Besuche ich eine Veranstaltung die am Nachmittag beginnt und in den Abend geht, ist es legitim im Smoking zu erscheinen. Nach internationalem Verständnis beginnt die Tragezeit für den Smoking um 18.00 Uhr, auch wenn es im Sommer dann noch hell ist.

Wer auf einer Hochzeit Smoking tragen möchte, sollte also Zeit für das Umziehen der Tagesgarderobe einplanen. Aus rein praktischen Erwägungen werden sowohl Brautpaar als auch Gäste für diese Ruhepause dankbar sein.
Den Smoking kann ich zu den verschiedensten Anlässen tragen: Bälle ohne Frackzwang ( also die meisten ), Abendessen in vornehmen Rahmen, Theater oder Konzertbesuche ( auch unter freiem Himmel ) oder einfach, wenn mir der Sinn danach steht und das Ambiente angemessen ist. Was spricht dagegen, seine Holde Abends einmal im Smoking nett auszuführen?

Sollte man eine Einladung erhalten, auf der „Black Tie“ oder „Cravatte Noire“ steht, ist der Smoking Pflicht. Ausnahmen: Keine. Gleiches gilt für die Formulierungen „Abendgarderobe“ ( festliche Abendgarderobe hiesse Frack ) oder „Kleiner Gesellschaftsanzug“. Heute gibt es durchaus Leute, die dann im schwarzen Anzug kommen, das ist allerdings ein Fauxpas und sehr unhöflich.

Es ist im Übrigen kein Fauxpas, Erbstücke aufzutragen, im Gegenteil. Gerade bei einem so einschneidenden Ereignis wie der eigenen Hochzeit zeugt es von Stil, so etwas zu tun. Voraussetzung ist natürlich, das die Stücke noch einigermassen präsentabel sind und es sich um einen klassischen Smoking handelt. Riesige Fussweiten, monströse Revers oder ein lila Samtsmoking sollte man dezent entsorgen oder auf einem Kostümball tragen. Ich besitze noch Dinner Jackets sowohl von Vater als auch Großvater und bin immer wieder erstaunt über die Qualität der Anzüge. Allerdings bestehen sie auch aus wesentlich schwererem Stoff also heute üblich, also ist Vorsicht geboten.
 
Beleuchten wir zunächst einmal die Frage, was ist ein Smoking?
Den Smoking gibt es in dieser Form nur in Deutschland, in anderen Ländern wird er als Tuxedo (USA) Evening Dress oder Dinner Jacket ( GB ) bezeichnet.
Na, es gibt schon noch andere Länder auf der Welt als D/GB/USA. ;)
Meines Wissens ist die (aus streng angelsächsischer Perspektive sicher irrige) Bezeichnung des "kleinen Abendanzugs" als "Smoking" keine allein deutsche Besonderheit, sondern in den meisten kontinentaleuropäischen Sprachen üblich. Sicher bekannt ist das mir vom Französischen und Italienischen.
 
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