Die gute, alte Lederhose

Mich erstaunt das augenscheinlich zunehmende Bewußtsein für Brauchtum der krachledernen Art: Gibt ja sogar seit geraumer Zeit Kopien des Oktoberfests, z.B. Konstanz am Bodensee. Im letzten Jahr quoll scharenweise Jungvolk in aufwendiger Ledertracht aus allen Löchern.
Noch vor zwanzig Jahren eher undenkbar.

Gruß
Armin

Zumindest bei uns ist am "Tracht"-Revival der hier nicht unwesentlich mitbeteiligt: http://www.andreas-gabalier.at/. Und woher kommt er? Aus Graz! :) oder :eek:, wie man's nimmt. ;)
 
......mit roten Karohemd gekauft, dazu weiße Tennissocken, Chucks, Halstuch und Pilotenbrille.

Auch schön zusammgenfasst: hier

Joooo. Ihr habt das Oktoberfest, wir haben am Niederrhein regulären Karneval. Uns machts aber nix aus, ob diesbezüglich jemand als Seppel mitmacht oder Pirat oder Pfarrer oder, oder......... wir sind da auch tolerant auch ob der Herkunft des Gewandes oder der Kombination mit Accessoires. :D

Also, Lederhosen waren bis in die 70er durchaus als Sommer-Arbeitshosen für Bauern, Maurer o.ä. noch zu sehen, in den 50ern und 60ern waren sie üblich. Recht schmucklos ohne großartige Federkielverzierung, Stickerei und dergleichen. Dazu robustes Schuhwerk - natürlich weder Bergstiefel noch Haferl-Schnürung. Eben eine reine Arbeitsbekleidung. Und datürlich für Kinder, da nahezu unkaputtbar.

Die jungdynamischen Oktoberfestbayern mit Schlabberschoner (kariertem Halstuch), Kopfdichtung (übergroßem Seppelhut) sowie Durchblickverstärker (Ray Ban Aviator), etc. kultivieren wir übers Jahr zentral in der Skihalle Neuss bei Schlagermusik und massiver Ethanol-Intoxikation. Man braucht das eine fürs andere. Ab und an treten Exemplare gehäuft bei lokalen Oktoberfesten auf für diejenigen, welche Karneval z.b. aus Krankheitsgründen verpasst haben. :D
 
Also, auf alten Familienbildern aus Kindertagen bin ich ( Bj 67 ) gelegentlich mit Lederhose zu sehen, als Rheinländer. Ich kann mich daran auch noch vage erinnern. Das war wohl in den 70ern durchaus schick..
 
Guten Morgen,

die steifen Dinger mußte ich als Kind (Bj. 60) auch in OWL tragen. --- Man, habe ich die gehaßt. --- Und dann der Sand in den Umschlägen...

Aber gestern abend: Eine gemütlich Leder-Shorts von Spieth & Wensky. Die trage ich sommers "ums Haus" ganz gerne.
 
Im letzten Jahr quoll scharenweise Jungvolk in aufwendiger Ledertracht aus allen Löchern.
Noch vor zwanzig Jahren eher undenkbar.

Habe aktuell eben jenes Phänomen auf der Regensburger Dult beobachten können: Alt und (noch viel mehr) Jung in Lederhosen, Dirndl und Haferlschuhen. Und ich muss sagen: Mir gefällt's! :) Gut, bei den Schuhen stören zwar noch häufig Sneakers den Gesamteindruck, und wenn die Krachlederne "baggy-style" halb in den Kniekehlen hängend getragen wird, ist das auch nicht immer ein erbaulicher Anblick – aber die grobe Richtung gibt wenigstens Anlass zur Hoffnung.

Und immerhin gibt's inzwischen im Trachtenbereich sogar schon so eine beeindruckende modische Bandbreite, dass meine bessere Hälfte und ich uns nach dem Volksfest-Besuch einig waren, schon lange nicht mehr so ein interessantes People-Watching erlebt zu haben.

Ich gebe ehrlich zu: Ein wenig beneide ich als Rheinländer die Freistaatler um die Selbstverständlichkeit, den Stolz und den Spaß, mit dem sie dieses Kulturgut pflegen können. Meine Partnerin hat jedenfalls aus ihrer Zeit in Bayern noch zwei wirklich schöne und knackige Dirndl im Schrank, die sie zu gerne mal wieder tragen würde. Aber nach zwei Versuchen in unserer Gegend, die mit Bemerkungen wie "Watt? Is' schon wieder Karneval?" abqualifiziert wurden, geht dann der Spaß an der Freud auch irgendwann flöten.

Die nette Dame von Pöllinger am Dom meinte jedenfalls, dass sie schon Probleme damit hätte, ihre Mode an Mittel- bis Norddeutsche zu verkaufen, die sie explizit nur als Verkleidung und Kostüm tragen wollen. "Das wird unserer schönen Tracht doch nicht gerecht." Kann ich verstehen.

Wie dem auch sei: In Bayern gibt's die Tracht – und bei uns gibt's eben 'ne Tracht Prügel oder die typisch Düsseldorfer-Kölner Zwietracht. ;)
 
Zuletzt bearbeitet:
Als Münchner habe ich früher viel Lederne getragen. Da aber die Lederne heutzutage überwiegend von Preißn und anderen Zugereisten getragen wird nehme ich mittlerweile davon Abstand. Schade eigentlich...:(

Wobei es mich als Münchner immer wieder wundert, warum Lederhosen und Dirndl hier eine Tradition sein sollen. Die ersten Lederhosenträger waren im 19. Jahrhundert zugereiste Arbeiter aus der Umgebung mit Heimweh…. Und Dirndl haben mit Tracht nun auch nicht so viel gemein.

Schau Dir Wies´n-Photos aus den letzten hundert Jahren an. Den Trachten-Fasching gibt es erst seit den 90er Jahren.
 
Ich find diese Tradition jedenfalls trotz aller Mode- oder Faschingsauswüchse immer noch unterstützens- und erhaltenswert. Habe neulich einen Beitrag auf Servus TV aus der Reihe "Fast vergessen" über zwei Federkielsticker aus Salzburg gesehen. Fand ich sehr faszinierend – vor allem die historischen Hintergründe dieser reich verzierten Ranzen... einfach toll.
 
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