Deutscher Blunderhosentag

de Remy

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ähem, heute hatte ich einen Kulturschock. Zum ersten Mal seit x-Jahren habe ich auf Phoenix die Bundestagsdebatte über die Tanklastzugbombardierung und die sich danach anschliessende Aussprache über Honduras gesehen. Ich bin beruflich ab und zu mit Debatten im House of Commons befasst und auch die der Nationalversammlung und des Senats der Grande Nation sind mir nicht fremd - ich bin optisch habituiert. Deshalb war die Fallhöhe so hoch und meine Verwirrung so gross. Goodness sake. Wieso treten meine Abgeordneten in ungebügelten Freizeithemden an das Rednerpult? Wieso darf man im Hohen Haus Jeans tragen?
Das sind zwar nur Klamottenfragen aber wer in der gleichen Montur den Souverän vertritt, mit der er Abends ein Bier trinken geht - I guess aus dem Champusalter below 16 sind die MdBs längst raus -, der missachtet die Würde des Hauses. Ich war komplett irritiert. Ich muss mir da noch eine soziologische Erklärung zusammenbasteln. Any ideas why our German friends tend to ignore decent clothing, why they consider a suit unsuitable and a tie tiresome? The floor is open.
 

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Ein Teil der Erklärung wird sein, dass vielen Wählern ein gutgekleideter Politiker verdächtig vorkommen wird. Ansonsten: es sind halt die Repräsentanten des Volkes.
 
Jetzt stellt euch einfach vor "Eye of the Tiger" würde im Hintergrund laufen...

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It might be a combination of lack of interest in personal style and the manner of good clothing and the danger of being named "Brioni-Chancellor" by the majority of the public press...the people tends to not judging its represantitives by what they´re doing, but by what they are wearing...unfortunately.
 
Gosbodin Fischer hat ja jetzt ordentliche Klamotten an. Interessant ist ja, dass der Rest den umgekehrten Weg gegangen ist.

Langsam komm' ich mir verschroben vor. Heute war ich mit Braces bei einem Kunden, der Gesprächspartner dort war allerdings Engländer. Ich muss das mal bei Deutschen probieren. Die sind ja immer so locker spiessig.
 
the people tends to not judging its represantitives by what they´re doing, but by what they are wearing...unfortunately.

Back in the 70th there was a common understand that certain situations required certain clothings. Nowadays we've got an egalitarian understanding in Germany, i.e. there are no special situations any longer. Herr Kohl called the German society a kollektiver Freizeitpark, he was right when it came to the attitude and is still right when it comes to the outfit.

I guess one explanation might be that Germany got rid of most formal public rituals, so dressing approbriately isn't required anywhere and any longer. The society wants to be completly egaliatrian so dressing up is considered to be out of place. Don't mention the tie.
 
Das Kleidungsdesaster vieler Volksvertreter lässt sich, denke ich, sehr stark durch ihren Werdegang und die damit verbundene Sozialisation erklären. Es gibt ja immer weniger Abgeordnete, die etwas Ordentliches gelernt haben, wo man sich dann u.U. auch entsprechend kleiden musste. Heute läuft der Weg ja oft vom Kreißsaal über den Hörsaal in den Plenarsaal, sprich viele haben eine reine Parteienkarriere hinter sich. Und dort werden sehr unterschiedliche Kleidungsgewohnheiten gepflegt. Wer schon mal auf einer Ortsverbandssitzung der Grünen in Jena oder auf einer der Linken in Berlin-Lichtenberg war, weiß, wovon ich spreche. Bei den großen Volksparteien (gehört da eigentlich die SPD noch dazu?) sieht es oft nicht viel besser aus.
 
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