Der Jammer-Faden

Abgesehen von der Dämlichkeit dieser Aussage, ist das eines der Medien dieses Landes, die insbesondere in einem Stilmagazin nichts verloren haben. Max Goldt hat es treffend auf den Punkt gebracht:

"Diese Zeitung ist ein Organ der Niedertracht. Es ist falsch, sie zu lesen. Jemand, der zu dieser Zeitung beiträgt, ist gesellschaftlich absolut inakzeptabel. Es wäre verfehlt, zu einem ihrer Redakteure freundlich oder auch nur höflich zu sein. Man muß so unfreundlich zu ihnen sein, wie es das Gesetz gerade noch zuläßt. Es sind schlechte Menschen, die Falsches tun."
 
Persönliche Meinung. Wir haben die freie Auswahl aus Koboldqueen, Prinz Karneval und einem Alzheimer Patienten.
Das ist mir deutlich zu viel institutionsfeindliche Polemik. Wir haben die Wahl zwischen einer erfreulich frischen Frau in der Politik, die fehlende Führungs- und Umsetzungserfahrung mit einer kruden Mischung aus Machtwillen, Naivität und süßlich-klebrigen Kitschgeschichten aus dem erdachten wahren Leben im Bauernhofidyll zu ersetzen versucht, einem empathischen, integrationsstarken, aber leider auch trägen, entscheidungs- und meinungsschwachen Provinzler mit einem chronischen Mangel an Selbstbewusstsein und einem kühl-analytischen Politik-Profi mit Führungserfahrung und Visionen nebst ein paar Leichen im Keller, der in einer Partei ist, die meine Interessen nicht vertritt. Letzteren halte ich als einzigen für uneingeschränkt fähig für den Job, leider gibt es ihn nicht à la carte, sondern nur zusammen mit seinen teilweise wirklich erschreckenden Parteigenossen, die dringend gut dotierte Jobs brauchen, die sie anderswo nie bekommen würden.

Mit anderen Worten, die genannten Drei sind ganz normale Menschen mit leicht überdurchschnittlichen Fähigkeiten, über die ich mich auch dann nicht auf diese abwertende Weise lustig machen würde, wenn ich unter dem unbarmherzigen Brennglas der Medien all das viel besser können würde, was sie tun. Auch unter Top-Managern ist abendprogrammtaugliches Showtalent rar und für den Job auch nicht notwendig.
 
Oh, lese ich ganz leichte Spuren von Sarkasmus und Fatalismus?

Showtalent ist ein gutes Stichwort. Es läuft auf Zielgruppenbespaßung nebst vermeintlich kompetenter Medienbegleitung hinaus. Mh, wo isn eigentlich jetzt genau der Unterschied zwischen Mutantenstadl und den Reportern vom Goldenen Sockenschuss sowie Kanzlerrennen und platter Hofberichterstattung, was wer über wen gesagt hat?

Nehmen wir mal das Hochwasser. Man latscht betroffen durch die Gegend und tut huldvoll. (Ok, Luisa Neubauer stand in Berlin Seite an Seite mit den Opfern in NRW). Darüber berichtet die Presse und vergibt Haltungsnoten, hurra, hurra.

Wieso hat da keiner direkt gefragt, wo sich Helfer, Handwerker, Bauunternehmer, Landwirte, Geländewagenbesitzer melden und einfinden sollen, damit zügig geholfen wird? Aufgeschreckter Hühnerhaufen, Betroffenmiene, Laber, es hakt immer noch und die grinsende Politikerschar nebst ihren Medien-Hofnarren treibt die nächste Sau durchs Dorf.
 
Nein, weder Sarkasmus noch Fatalismus, es ist das genaue Gegenteil davon. Jede Form von real existierendem Management ist auf Team-, Abteilungs-, Unternehmens- oder Staatsebene immer in Konzeption und Ausführung fehlerhaft, unvollständig und verbesserungsfähig. Das bedeutet, jeder Couch-Akrobat wird immer überall irgendein Detail finden, über das er ohne jede Ahnung von der Materie meckern kann, um sich von seiner Couch aus allen Ausführenden überlegen zu fühlen.

Der Punkt ist, dass auch nur teilweise Perfektion bei Personal oder Ausführung für den grundsätzlichen Erfolg einer Unternehmung oder eines Staates gar nicht notwendig ist. Es muss nur ausreichend in die richtige Richtung gehen und das tut es bislang auf Staatsebene nachweisbar, bei aller Luft nach oben, die es immer geben wird. Ein Politiker muss kein Kryptonit gegessen haben, um seinen Job zu machen. Selbst die Charismatiker, die das Kryptonit anscheinend tonnenweise verzehren und vielen anderen intellektuell und vom Mobilisierungspotenzial meilenweit überlegen sind, haben im System am Ende keine wesentlich besseren Ergebnisse und das war auch noch nie anders. Heute wird es nur stärker medial seziert und drumherum stehen dann die zahllosen anonymen Schlaumeier, die sich darüber ereifern und am Ende zum einzig für sie befriedigenden Schluss kommen: alles Deppen außer mir.

Ganz ehrlich: Das stinkt mir mehr als der eine oder andere überforderte Politiker. Es spaltet nämlich und demotiviert, völlig ohne Grund. Kritik äußern? Gerne. Aktiv selber anpacken, wenn man selber einen Missstand erkannt hat? Unbedingt. Aber Menschen pauschal öffentlich abzuwerten und verächtlich zu machen, deren individuelle Leistung man mangels Einblick offensichtlich gar nicht beurteilen kann, spielt nur Demokratieverdrossenheit und totalitär denkenden Soziopathen in die Hände. Das ist das Gift der sozialen Medien.

Und wofür? Für nix. Gebessert hat sich durch Herumnölen noch nie etwas und Politiker und Manager waren früher keinen Deut besser oder schlechter als heute. Leben und arbeiten mit den Menschen, die man hat, mit vollem Einsatz, mit guten Absichten, für möglichst viel inkrementelle Verbesserung im Detail, die in Summe alle voran bringt, das ist Politik. Und das spreche ich keinem der drei Protagonisten ab, ich beurteile sie natürlich anhand meines eigenen Standpunkts, der aber naturgemäß nicht allgemeingültig sein kann, sondern eben abhängig ist von meinen konkreten Lebensverhältnissen.
 
Ich sehe eine größere Spaltung darin, politische Postulate abzusetzen, emotional aufzuladen und dann durch die Medienlandschaft zu prügeln. Die emotionale Aufladung und ein oft damit verbundener Anspruch auf Wahrheit, Volksverständnis, .. bis hin zu ganz tollen Gesellschaftsprojektionen oder billigem Populismus trennt mehr.

Guck mal, hab letztens mit einem ganz netten und vor allem kompetenten Menschen telefoniert. Es ging sich um erneuerbare Energien und wie man die sinnvoll anschließen kann. Ganze Verbände warten auf etwas halbwegs Vernünftiges an Norm, haben sogar eigene Vorschläge gemacht. Nix. Propagiert ja, Medienecho ja. Nix. Man prügelt sich um Dinge, wo man keine Ahnung hat und steht dann obendrein auf der Bremse. Kleiner Scherz, was so alles vergessen wurde für die Energiewende: Kabelstärken, Schaltmöglichkeiten, Puffer.... bis hin zu 13! Eichämtern, welche jede neue Softwareversion durchwinken wollen - ohne jedoch nur irgendwie IT-Sicherheit zu gewährleisten. Die Elektroindustrie wird leicht wahnsinnig. Das geht seit Jahren so. Und derweil zoffen sich die Politiker mit Medienresonanz.....
 
Gebessert hat sich durch Herumnölen noch nie etwas und Politiker und Manager waren früher keinen Deut besser oder schlechter als heute. Leben und arbeiten mit den Menschen, die man hat, mit vollem Einsatz, mit guten Absichten, für möglichst viel inkrementelle Verbesserung im Detail, die in Summe alle voran bringt, das ist Politik. Und das spreche ich keinem der drei Protagonisten ab, ich beurteile sie natürlich anhand meines eigenen Standpunkts, der aber naturgemäß nicht allgemeingültig sein kann, sondern eben abhängig ist von meinen konkreten Lebensverhältnissen.
Politiker sollten sich m.E. am Stand der Technik, Wirtschaft, Gesellschaft messen lassen. Wenn die da schon gnadenlos hinterher hinken, geht die Beschlussfassung merkwürdige Wege. Schmidt war so fit, dran zu bleiben und voraus zu denken. Das nennt man Strategie.

Ich finde dass eine komplexe Welt, moderne Technologie, globale Wirtschaft am besten mit einer überlegten Strategie zu meistern ist. Die sehe ich nicht. Oder nenn DU mir mal richtige Cracks für Digitalisierung, Volkswirtschaft, Migration, Bundeswehr, Infrastruktur, Verwaltungseffizienz, Rente und vieles mehr an verantwortlicher Position in den Parteiapparaten. Politiker sind Auftragnehmer der Wähler und die haben gefälligst zu liefern. Das nennt man Demokratie. Für alles andere gibts Quizshows und Dschungelcamp.
 
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