Nein, weder Sarkasmus noch Fatalismus, es ist das genaue Gegenteil davon. Jede Form von real existierendem Management ist auf Team-, Abteilungs-, Unternehmens- oder Staatsebene immer in Konzeption und Ausführung fehlerhaft, unvollständig und verbesserungsfähig. Das bedeutet, jeder Couch-Akrobat wird immer überall irgendein Detail finden, über das er ohne jede Ahnung von der Materie meckern kann, um sich von seiner Couch aus allen Ausführenden überlegen zu fühlen.
Der Punkt ist, dass auch nur teilweise Perfektion bei Personal oder Ausführung für den grundsätzlichen Erfolg einer Unternehmung oder eines Staates gar nicht notwendig ist. Es muss nur ausreichend in die richtige Richtung gehen und das tut es bislang auf Staatsebene nachweisbar, bei aller Luft nach oben, die es immer geben wird. Ein Politiker muss kein Kryptonit gegessen haben, um seinen Job zu machen. Selbst die Charismatiker, die das Kryptonit anscheinend tonnenweise verzehren und vielen anderen intellektuell und vom Mobilisierungspotenzial meilenweit überlegen sind, haben im System am Ende keine wesentlich besseren Ergebnisse und das war auch noch nie anders. Heute wird es nur stärker medial seziert und drumherum stehen dann die zahllosen anonymen Schlaumeier, die sich darüber ereifern und am Ende zum einzig für sie befriedigenden Schluss kommen: alles Deppen außer mir.
Ganz ehrlich: Das stinkt mir mehr als der eine oder andere überforderte Politiker. Es spaltet nämlich und demotiviert, völlig ohne Grund. Kritik äußern? Gerne. Aktiv selber anpacken, wenn man selber einen Missstand erkannt hat? Unbedingt. Aber Menschen pauschal öffentlich abzuwerten und verächtlich zu machen, deren individuelle Leistung man mangels Einblick offensichtlich gar nicht beurteilen kann, spielt nur Demokratieverdrossenheit und totalitär denkenden Soziopathen in die Hände. Das ist das Gift der sozialen Medien.
Und wofür? Für nix. Gebessert hat sich durch Herumnölen noch nie etwas und Politiker und Manager waren früher keinen Deut besser oder schlechter als heute. Leben und arbeiten mit den Menschen, die man hat, mit vollem Einsatz, mit guten Absichten, für möglichst viel inkrementelle Verbesserung im Detail, die in Summe alle voran bringt, das ist Politik. Und das spreche ich keinem der drei Protagonisten ab, ich beurteile sie natürlich anhand meines eigenen Standpunkts, der aber naturgemäß nicht allgemeingültig sein kann, sondern eben abhängig ist von meinen konkreten Lebensverhältnissen.