Der Jammer-Faden

Nach meinem Verständnis von christlichem Anstand sollte auch eine Folgenabwägung für andere Gruppen, z.B. durch häusliche Gewalt, Arbeitsplatzverlust, Armut, Kindesmisshandlung, unterlassene Vorsorgeuntersuchungen und ähnlichem stattfinden. Nichts davon findet sich in einer öffentlichen Debatte. Wir reden hier mittlerweile von erheblichen Zeiträumen, ein Ende ist realistisch nicht absehbar.
Die Folgenabwägung fand statt, sie gefällt Dir nur nicht, weil Dir egal ist, wer dabei drauf geht, es betrifft ja nicht Dich. Ein qualvoller tagelanger Erstickungstod von mittlerweile 70000 Menschen und die Gefahr für hunderttausende weitere nur in Deutschland ist bedeutsamer als Du.

Wir können unsere Alten nicht dadurch schützen, indem wir die nachfolgenden Generationen opfern. Das ist weder klug noch gerecht.
Wir opfern niemanden, wir verlangen einer im Moment weniger gefährdeten Generation Unannehmlichkeiten ab, die angesichts der garantiert tödlichen Bedrohung für eine große Gruppe von Menschen und unkontrollierbare gesundheitliche Langzeitfolgen für alle zumutbar sind. Keiner mag das, ich fühle mich auch eingesperrt und ich würde auch gerne in den Urlaub fahren, Freunde sehen, miteinander grillen, ins Restaurant gehen. Aber es ist notwendig, richtig und verfassungsgemäß.

Und es geht auch nicht nur um die Alten. Je höher die Anzahl der aktuell Infizierten ist, desto größer ist die Chance auf Mutation. Und wenn die Alten das erste Mal einigermaßen durchgeimpft sind, kann der Selektionsdruck auf das Virus ganz leicht dazu führen, dass es plötzlich per Mutation seine Zielgruppe wechselt und dann die Jungen drauf gehen. Dann möchte ich Dich mal sehen, wenn die, die ihr Leben Deiner Meinung nach schon hinter sich haben und deswegen irrelevant sind, abfeiern und Du liegst röchelnd im Bett. Möchte ich Dir nicht wünschen, ist aber ohne weiteres möglich, wenn wir die Inzidenz nicht niedrig halten können.

Vielleicht dazu noch folgender Denkanstoß: Eine 80 Jährige Frau hat heute noch eine durchschnittliche Lebenserwartung von 2 Jahren. Die Hälfte davon verbrachte diese nun in Zwangsquarantäne - nur um einem statistischen Sterberisiko von 8-12% "an oder mit Corona" im Falle einer Infektion aus dem Weg zu gehen. Ich persönlich finde das absurd.
Dir ist das komplett egal, sei doch ehrlich. Eine 80-jährige Frau hat heute ohne Covid eine durchschnittliche Lebenserwartung von etwa 10 Jahren, bitte Statistiken richtig lesen. Sie kann auch noch 20 Jahre leben. Und Du bist der, der entscheidet, dass das unwichtig ist, weil es Dir gerade nicht passt?
 
Die Folgenabwägung fand statt, sie gefällt Dir nur nicht, weil Dir egal ist, wer dabei drauf geht, es betrifft ja nicht Dich. Ein qualvoller tagelanger Erstickungstod von mittlerweile 70000 Menschen und die Gefahr für hunderttausende weitere nur in Deutschland ist bedeutsamer als Du.

Warum diese persönlichen Angriffe? Wir sind weder miteinander bekannt, noch ist diese Angst-Agitation in irgendeiner Weise zielführend.

Wir opfern niemanden, wir verlangen einer im Moment weniger gefährdeten Generation Unannehmlichkeiten ab,

Kindermisshandlung, soziale Not und unterlassene Krebsfrüherkennungen sind also "bloße Unannehmlichkeiten"? Keine Fragen mehr.


die angesichts der garantiert tödlichen Bedrohung für eine große Gruppe von Menschen

Garantien gibt es nicht.

und unkontrollierbare gesundheitliche Langzeitfolgen

Kann ich in meinem Fall nicht bestätigen. Eine leichte Grippe, trotz Vorerkrankungen folgenlos ausgeheilt.


für alle zumutbar sind.

Klares Nein.

Keiner mag das, ich fühle mich auch eingesperrt und ich würde auch gerne in den Urlaub fahren, Freunde sehen, miteinander grillen, ins Restaurant gehen. Aber es ist notwendig, richtig und verfassungsgemäß.

Auch hier: Klares Nein. Das Grundgesetz stellt lediglich die Würde des Menschen in der Rangfolge der Grundrechte vorne an.

Und es geht auch nicht nur um die Alten. Je höher die Anzahl der aktuell Infizierten ist, desto größer ist die Chance auf Mutation. Und wenn die Alten das erste Mal einigermaßen durchgeimpft sind, kann der Selektionsdruck auf das Virus ganz leicht dazu führen, dass es plötzlich per Mutation seine Zielgruppe wechselt und dann die Jungen drauf gehen. Dann möchte ich Dich mal sehen, wenn die, die ihr Leben Deiner Meinung nach schon hinter sich haben und deswegen irrelevant sind, abfeiern und Du liegst röchelnd im Bett.

....billige Angstpropaganda....


Möchte ich Dir nicht wünschen, ist aber ohne weiteres möglich, wenn wir die Inzidenz nicht niedrig halten können.

... und zum Schluss die Versprechungen.

Dir ist das komplett egal, sei doch ehrlich. Eine 80-jährige Frau hat heute ohne Covid eine durchschnittliche Lebenserwartung von etwa 10 Jahren,

Leider falsch. Quelle: https://www.destatis.de/DE/Themen/G...ung/Sterbefaelle-Lebenserwartung/_inhalt.html


bitte Statistiken richtig lesen. Sie kann auch noch 20 Jahre leben.

...oder im Lockdown versterben, ohne Abschied von Ehegatten, Kindern, Enkeln, anständige Beerdigung. Das ist heute der traurige Regelfall. Soviel zur Menschenwürde.


Und Du bist der, der entscheidet, dass das unwichtig ist, weil es Dir gerade nicht passt?

Ich bin bin einfach der, der eine Meinung dazu hat.
 
Kindermisshandlung, soziale Not und unterlassene Krebsfrüherkennungen sind also "bloße Unannehmlichkeiten"? Keine Fragen mehr.
Da hätte mich schon immer mal interessiert, ob es dazu neben Behauptungen auch irgendwelche belastbaren Untersuchungen gibt. Dass das alles niemandem Spaß macht, bestreitet ja keiner.

Und Arztpraxen haben geöffnet, ich war erst gestern bei einem und habe am Montag einen MRT-Termin.

Kann ich in meinem Fall nicht bestätigen. Eine leichte Grippe, trotz Vorerkrankungen folgenlos ausgeheilt.
Statistik funktioniert nicht dadurch, dass man von sich selbst auf die Gesamtbevölkerung extrapoliert, noch nichtmal in der eigenen Alterskohorte.

Leider falsch. Dass das mit der Statistik etwas hapert, haben wir oben ja schon gesehen. Die durchschnittliche Lebenserwartung steigt mit steigendem Lebensalter (wer mit 30 nicht vom Bus überfahren wurde kann nicht mehr mit der Gesamtpopulation verglichen werden, die Leute enthält, die mit 30 von Bussen eliminiert werden). Dafür gibt es Sterbetafeln (die man unter dem Link findet https://www-genesis.destatis.de/gen...,ALTVOLL060,ALTVOLL065,ALTVOLL080#abreadcrumb) und für 80jährige Frauen steht da 9,56 Jahre. Da die Lebenserwarzung steigt und die Sterbetafeln auf historischen Daten beruhen unterschätzen sie die Lebenserwartung systematisch. Die 10 Jahre dürften also durchaus hinkommen.

...oder im Lockdown versterben, ohne Abschied von Ehegatten, Kindern, Enkeln, anständige Beerdigung. Das ist heute der traurige Regelfall. Soviel zur Menschenwürde.
Bei akut infektösen Fällen ist das ein Problem, besser wenn die gar nicht erst krank werden. Ob die Menschenwürde Prozessionen von Leuten bei der Sterbebegleitung erfordert, darf bezweifelt werden, im kleinen Kreis wird nicht davon abgehalten.
 
Leider falsch ;)

Ich hatte mich mal in einer Erbrechts-Angelegenheit - Immobilie mit Übergabevertrag und Wohnrecht/Kapitalisierung hinsichtlich etwaiger Pflichteilergänzungsansprüche - mit Sterbetafeln beschäftigt und die von Dir genannten „~2 Jahre“ entsprachen meiner Erinnerung nach etwa der Lebenserwartung des männlichen Erblasser mit Ü95 in diesem Fall.
 
P.S.: Menschenwürde und allgemeine Handlungsfreiheit sind zwei Dinge, stehen in unterscheidlichen Artikeln des Grundgesetzes und haben gänzlich andere Schranken und Schranken-Schranken. Ein KZ verstößt gegen die Menschenwürde, eine rote Ampel greift in die allgemeine Handlungsfreiheit ein und Kontaktbeschränkungen sind zwar ein größerer Eingriff als die rote Ampel aber meilenweit weg von der Menschenwürde.

Es ist sehr sinnvoll über Verhältnismäßigkeit und stärkere Differenzierung von Maßnahmen zu diskutieren. Wenn man diese Diskussion aber mit hysterischen Ausführungen zu angeblichen Verletzungen der Menschenwürde einleitet, hat man automatisch dafür gesorgt, dass diese sachliche Diskussion nicht mehr stattfinden wird.
 
Da hätte mich schon immer mal interessiert, ob es dazu neben Behauptungen auch irgendwelche belastbaren Untersuchungen gibt. Dass das alles niemandem Spaß macht, bestreitet ja keiner.

Kindesmisshandlung ist ein stummes Verbrechen. Die Taten werden - wenn überhaupt - oftmals erste viele Jahre später entdeckt. Die Tendenz kann man bereits jetzt anhand vieler Berichte ablesen, z.B. hier: https://www.dw.com/de/corona-wie-der-lockdown-kinder-krank-macht/a-56458359


Und Arztpraxen haben geöffnet, ich war erst gestern bei einem und habe am Montag einen MRT-Termin.

.... und viele trauen sich nicht hin. Aus Angst vor einer Infektion mit Corona, also einer völlig exotischen Todesursache im Vergleich zu Herz-/Kreislauferkrankungen und Krebs.

Statistik funktioniert nicht dadurch, dass man von sich selbst auf die Gesamtbevölkerung extrapoliert, noch nichtmal in der eigenen Alterskohorte.

99,85% überstehen eine Infektion. Da finde ich mich halt wieder. Nicht mehr, nicht weniger.

Zur Lebenserwartung: Eine Frau hat bei deren Geburt - aus heutiger Sicht - eine Lebenserwartung von 82,9 Jahren. Für eine heute 80 Jährige ist es richtig, dass die durchschnittliche Restlebenserwartung einige Jahre höher liegt - ob mit oder ohne Corona. Ich denke kaum, dass dies wesentlichen Einschlag halten wird.


Bei akut infektösen Fällen ist das ein Problem, besser wenn die gar nicht erst krank werden. Ob die Menschenwürde Prozessionen von Leuten bei der Sterbebegleitung erfordert, darf bezweifelt werden, im kleinen Kreis wird nicht davon abgehalten.

Ich gehe schon davon aus, dass es eine Sache der Menschenwürde ist, wie viel Personen an einer Beerdigung teilnehmen dürfen.
 
P.S.: Menschenwürde und allgemeine Handlungsfreiheit sind zwei Dinge, stehen in unterscheidlichen Artikeln des Grundgesetzes und haben gänzlich andere Schranken und Schranken-Schranken. Ein KZ verstößt gegen die Menschenwürde, eine rote Ampel greift in die allgemeine Handlungsfreiheit ein und Kontaktbeschränkungen sind zwar ein größerer Eingriff als die rote Ampel aber meilenweit weg von der Menschenwürde.

Es ist sehr sinnvoll über Verhältnismäßigkeit und stärkere Differenzierung von Maßnahmen zu diskutieren. Wenn man diese Diskussion aber mit hysterischen Ausführungen zu angeblichen Verletzungen der Menschenwürde einleitet, hat man automatisch dafür gesorgt, dass diese sachliche Diskussion nicht mehr stattfinden wird.

Die Menschenwürde unterliegt weder geschriebenen noch ungeschriebenen Schranken, vgl. Art. 1 Abs. 1 GG.
 
Oben