Der Jammer-Faden

Bei uns im Büro klingeln die Paketfahrer auch immer ohne vorher bei den Mietern zu versuchen. Allerdings werden die Mieter auch immer frecher.
Auf einem Adressaufkleber stand der der Name des Kunden c/o unsere Firma.
Der Mist ist gleich zurück gegangen.
 
Wie sich die Bilder gleichen...

Die Schlange führt dann ja vorwärts und rückwärts an diesen strategisch geschickt platzierten kleinen Regalen (Pack- und Versandmaterial, Deko- und Jochen Schweizer-Zeugs, trashige Postbank- und Finanzierungsangebote handgeschrieben auf Flipchart-Papier usw.) vorbei, zum Fenster und zurück.
Mitgeführte Hunde liegen lässig und gähnend herum, Senioren suchen einen Sitzplatz und merken sich ihren Schlangenplatz, Kinderwagen werden in freistehenden Ecken positioniert. Neuankömmlinge reagieren an der Eingangstür mit eindeutiger Mimik und expliziten Flüchen -
heute gab es eine Eskalation einer Ü80-Dame, die von der Schlange zuerst umfassend beschmunzelt und halbverständnisvoll kommentiert wurde, die finale Unmutsbekundung, dass "die Deutschen krepieren und mit den Flüchtlingen alles noch viel schlimmer würde" , sorgte dann für weitere ansteigende Hintergrundgeräusche... :rolleyes:

Zur Selbstmeditation singe ich dann innerlich "The Snake - von Al Wilson" oder
"Du bist gut überfordert ?
Ich hab' Post dabei
Ich hab', ich hab', ich hab', ich hab', ich hab' Post dabei !
Du stempelst langsam ?
Ich hab Post dabei... !"
:D
 
Zuletzt bearbeitet:
Leider eben gerade keine " Postboten" im ursprünglichen Sinne mehr, sondern einfache Paketzusteller in zumeist prekären Beschäftigungsverhältnissen. Das vorweg gesagt, erfreue ich mich an den vielen positiven Zustellungen und engagierten Menschen, die trotz eines beschämend niedrigen Verdienstes ordentlich ihre Arbeit machen.

Das unterschreibe ich. Bei den Zuständen bin ich enorm froh, dass so wenig schief geht.
 
Selbiges dachte ich ebenfalls gestern, als ich bei der Post in der Bonner Innenstadt Geld abgeholt habe. Scheinen wohl viele Leute was zu verschicken... steht was besonderes an? :confused::D
Hier ebenfalls schon ohne besonderen Anlass festgestellt und in der Filiale mal nachgefragt. Die Reaktion war sehr deutlich. Viele der neuen Fahrer würden die Pakete aus verschiedenen Gründen gar nicht mehr ausliefern, Benachrichtigungskarten werden nicht eingeworfen... Stattdessen geht die ganze Ladung direkt in die Filiale und die haben den Salat. Mir wurde die Tür auch schon 10 min. Vor 18 Uhr vor der Nase geschlossen, weil die Schlange noch so lang war...
 
Keine Frage, ein Grund für die mangelhafte Leistung ist die prekäre Arbeitssituation der Subunternehmer.
Trotzdem steigt das Porto.
Aber auch die übrige Servicequalität ist unter aller Kanone.
- Wartezeiten am Samstag in der Filiale zur Abholung sind mindestens 20 Minuten, bis zu 40, vor den Feiertagen gerne auch länger. Öffnungszeiten Wochentags bis 18 Uhr, Samstags bis 13 Uhr, für Berufstätige schwierig an die Pakete zu kommen.
- Die "Servicehotline" ist ein Organ zur Zeitverzögerung und Abwiegelung. Teilweise wird nicht notiert, was gesagt wird und dass angerufen wurde.
- Es werden (angeblich) Vorgangsnummern vergeben, die später nicht mehr existieren.
- Es wird verleugnet, dass man in der Sache schon mal angerufen hat. Es gibt Anwortschreiben, die nicht ansatzweise auf den Inhalt der Beschwerde eingehen, sie sind standartisiert, ich habe mehrere davon.
- Die Bearbeitung von Beschwerden (wenn sie den bearbeitet werden,) ist enorm lang.
 
Ja, die Paketzusteller werden schlecht bezahlt und das ist falsch. Trotzdem ist das nicht ansatzweise eine Entschuldigung. Wer einen Job macht, hat den vernünftig zu machen oder es zu lassen.



Wenn ich für eine Dienstleistung bezahle, habe ich ein Recht darauf, dass diese auch wie beschrieben ausgeführt wird. Die persönlichen Befindlichkeiten des Dienstleistenden sind mir da erst einmal relativ egal.



Soll man sich von einem Kellner anschreien lassen, weil er schlecht bezahlt wird? Nein, denn es ist sein Job, freundlich und schnell zu servieren. Wenn er das nicht gewährleisten kann, soll er den Job nicht machen.



Ich weiss, das klingt hart. Mir geht es aber darum, wo das letztendlich hinführt, wenn jeder mit dem Hinweis auf die widrigen Umstände seine Arbeit vernachlässigt. Natürlich muss parallel daran gearbeitet werden, dass es nicht zu menschenunwürdigen Beschäftigungsverhältnissen kommt.


Ich mag besonders den zwangsläufigen Umkehrschluss: weg mit den Bonussystemen! Wer einen Job macht soll ihn anständig machen oder es lassen, wenn er ihn nur durch Boni gut macht war vorher was faul.
 
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