Der gelungene erste Auftritt bei Gericht

Den sicherlich wieder erheiternden Ausführungen unseres Prädikatspraktikanten vorweggreifend: Die deutsche Richterschaft ist -quer durch alle Instanzen, so jedenfalls mein Eindruck- tatsächlich eine ästhetische Herausforderung. Ganz im
Sinne von „im Namen des Volkes“, der Durchschnitt dort ist ja auch schlimm. Passt also schon, irgendwie.
 
Den sicherlich wieder erheiternden Ausführungen unseres Prädikatspraktikanten vorweggreifend: Die deutsche Richterschaft ist -quer durch alle Instanzen, so jedenfalls mein Eindruck- tatsächlich eine ästhetische Herausforderung. Ganz im
Sinne von „im Namen des Volkes“, der Durchschnitt dort ist ja auch schlimm. Passt also schon, irgendwie.

Durch die Robe werden entsprechende ästhetische Entgleisungen aller Beteiligten glücklicherweise ja in den Verhandlungen verhüllt, was auch so manch eigenwilliges Outfit seitens Rechtsanwälten oder Staatsanwälten kompensiert.

Am Ende kann der Richter meinetwegen auch gerne in Kurzarmhemd und Shorts unter seiner Robe urteilen, solange das Urteil fachlich überzeugend ist und alle vorgetragenen Umstände entsprechend gewürdigt worden sind.

Ist mir dann doch lieber als jemand, der überspitzt gesagt mehr Zeit in sein Erscheinungsbild investiert als in seine Urteilsbegründungen.

Fachlich überzeugende Arbeit und ein stilvolles Auftreten wären aber natürlich die beste Kombination. Schade, dass dies eher unüblich ist. :D
 
Hallo liebe Freunde,

ich würde meinen ersten Auftritt bei Gericht als gelungen bis sehr gelungen bezeichnen. Mit dem zuvor beschriebenen Outfit war ich eindeutig overdressed, habe aber viele Komplimente und eine Blicke erhaschen können.

Zunächst wurde ich von einer Dame der Geschäftsstelle empfangen, die mich zunächst nicht als den Praktikanten erkannte, bis ich dann von mir aus äußerte, dass mein Besuch bei Richter X im Rahmen eines studentischen Praktikums erfolgt. Sie hielt mich wohl für einen Anwalt. Sie sagte jedenfalls sinngemäß, dass man es hier nicht gewohnt seien, dass "Leute von der Uni" im Anzug und Krawatte auftreten. Der Anzug stehe mir jedoch sehr gut stehen würde und mache einiges her.

Zu meinem Erstaunen musste ich später feststellen, dass neben mir noch ein Praktikantin gibt, die bereits seit letztem Donnerstag dort ist. Auch diese wurde mir zunächst vorgestellt, bevor ich den Richter kennen lernen durfte. Da ich die junge Dame nicht aus der Uni kannte, frage ich, wo sie denn studiere, worauf sie die LMU München erwähnte. Naja...man kann eben nicht jedes Mauerblümchen kennen. Mich hingegen kannte sie anscheinend, da erwähnt wurde, dass ich im Gegensatz zu meinem normalen Look "ja noch einmal eine Schippe drauf gelegt hätte." Mal sehen, wie sich diese Situation entwickelt. Optisch gefällt sie jedenfalls, wobei es ein Paar Pfunde weniger sein dürften ;)

Der ausbildende Richter erschien dann im Freizeitlook. Jeans, Hemd, weiß, kurzarm, Bequemschuhe. Kurz und knapp, einfach nur schrecklich. Meinem Outfit gegenüber wirkte er skeptisch und fragte, ob ich später groß Hinaus wolle, z.B. in eine Großkanzlei. Das bejahte ich, wobei hinzuzufügen ist, dass ich mir auch die Option offen lassen werde, später in der Wissenschaft zu arbeiten.

In der Mittagspause habe ich noch versucht mit ihm über das richtige Auftreten in der Hauptverhandlung zu diskutieren, wobei ich erwähnte, dass er ja dann wohl auch einen Anzug unter der Robe tragen werde. Dies verneinte er, da er schon seit Jahren keinen Anzug mehr besäße. Schließlich sei unter der Robe ja nur der Kragen und die weiße Krawatte zu sehen. Als ich das Gespräch dann auf die Schuhe lenken wollte, stand er auf, um noch etwas in einer Akte zu suchen. Etwas unhöflich, ober okay, die Arbeit geht der Pause vor. Ein richtiges sartoriales Gespräch war mit diesem Herren also (noch) nicht zu führen.

Den Rest des Tages und auch den heutigen Tag habe ich damit verbracht Akten über Kleinkriminelle zu lesen. Die erste Hauptverhandlung steht noch an.

Jedenfalls von der Damenwelt wurde mein Outfit also gewürdigt. Heute trug ich übrigens einen marineblauen Anzug, rosa-weiß gestreiftes Hemd, rote Krawatte und schwarze Oxfords.


MfG
 
Hallo liebe Freunde,

ich würde meinen ersten Auftritt bei Gericht als gelungen bis sehr gelungen bezeichnen. Mit dem zuvor beschriebenen Outfit war ich eindeutig overdressed, habe aber viele Komplimente und eine Blicke erhaschen können.

Zunächst wurde ich von einer Dame der Geschäftsstelle empfangen, die mich zunächst nicht als den Praktikanten erkannte, bis ich dann von mir aus äußerte, dass mein Besuch bei Richter X im Rahmen eines studentischen Praktikums erfolgt. Sie hielt mich wohl für einen Anwalt. Sie sagte jedenfalls sinngemäß, dass man es hier nicht gewohnt seien, dass "Leute von der Uni" im Anzug und Krawatte auftreten. Der Anzug stehe mir jedoch sehr gut stehen würde und mache einiges her.

Zu meinem Erstaunen musste ich später feststellen, dass neben mir noch ein Praktikantin gibt, die bereits seit letztem Donnerstag dort ist. Auch diese wurde mir zunächst vorgestellt, bevor ich den Richter kennen lernen durfte. Da ich die junge Dame nicht aus der Uni kannte, frage ich, wo sie denn studiere, worauf sie die LMU München erwähnte. Naja...man kann eben nicht jedes Mauerblümchen kennen. Mich hingegen kannte sie anscheinend, da erwähnt wurde, dass ich im Gegensatz zu meinem normalen Look "ja noch einmal eine Schippe drauf gelegt hätte." Mal sehen, wie sich diese Situation entwickelt. Optisch gefällt sie jedenfalls, wobei es ein Paar Pfunde weniger sein dürften ;)

Der ausbildende Richter erschien dann im Freizeitlook. Jeans, Hemd, weiß, kurzarm, Bequemschuhe. Kurz und knapp, einfach nur schrecklich. Meinem Outfit gegenüber wirkte er skeptisch und fragte, ob ich später groß Hinaus wolle, z.B. in eine Großkanzlei. Das bejahte ich, wobei hinzuzufügen ist, dass ich mir auch die Option offen lassen werde, später in der Wissenschaft zu arbeiten.

In der Mittagspause habe ich noch versucht mit ihm über das richtige Auftreten in der Hauptverhandlung zu diskutieren, wobei ich erwähnte, dass er ja dann wohl auch einen Anzug unter der Robe tragen werde. Dies verneinte er, da er schon seit Jahren keinen Anzug mehr besäße. Schließlich sei unter der Robe ja nur der Kragen und die weiße Krawatte zu sehen. Als ich das Gespräch dann auf die Schuhe lenken wollte, stand er auf, um noch etwas in einer Akte zu suchen. Etwas unhöflich, ober okay, die Arbeit geht der Pause vor. Ein richtiges sartoriales Gespräch war mit diesem Herren also (noch) nicht zu führen.

Den Rest des Tages und auch den heutigen Tag habe ich damit verbracht Akten über Kleinkriminelle zu lesen. Die erste Hauptverhandlung steht noch an.

Jedenfalls von der Damenwelt wurde mein Outfit also gewürdigt. Heute trug ich übrigens einen marineblauen Anzug, rosa-weiß gestreiftes Hemd, rote Krawatte und schwarze Oxfords.


MfG

Die Praktikantin ist zu dick, der Richter hat keine Anzüge und verweigert das Gespräch über seine Schuhe. Wenn da nicht die Sekräterin wäre, die gute Kleidung zu schätzen weiß, würde ich mir ernsthaft Sorgen über das deutsche Rechtssystem machen.
 
Hallo liebe Freunde,
Hättest vom Outfit mal Bilder machen sollen;). Finde aber, dass das Outfit schonmal einen guten Eindruck hinterlassen hat, auch wenn es vielleicht etwas dezenter gegangen wäre.
Finde es aber irgendwie erschreckend, dass man, wenn ein Praktikum im Gericht macht auch im Studenten-look auftauchen kann, bei mir würde das nicht funktionieren....
Daran, dass einen die Leute nicht als das erkennen das man ist, ist normal, ich habe öfters solche Situationen.
Vor kurzem war ich mit meiner weiblichen Begleitung in einem bekannten Dessugeschäft, da bin ich dann auch von diversen Frauen angesprochen worden (obwohl ich keinen Anzug und noch nichtmal ein Sakko trug), ob ich sie denn nicht beraten könnte und, ob nicht diverse Größen noch im Lager vorrätig wären, dachten alle ich wäre der Chef von dem Laden, immerhin hats mir die Wartezeit verschönert:cool:.
Öffnet zumindest in Deinem Fall Türen, wenn Du Dich eher in Richtung Ziel kleidest...
Kannst die Praktikantin ja mal ausführen, vielleicht wird ja was draus, Mauerblümchen sind ja meistens die Nettesten und haben ganz interessante Persönlichkeiten! Aber nicht ablenken lassen...
Dein Richter wird Dich, wenn es ihn interessiert bestimmt irgendwann mal darauf ansprechen, was Du so trägst und warum, dann kannst Du ihn ja vielleicht bekehren, Du bist aber ja eigentlich da, um etwas zu lernen und nicht dazu Dich sartorial mit dem Richter (der auch noch Dein "Chef" ist/die Meisten reagieren da immer etwas gereizt) auseinanderzusetzen....
Ganz wichtig ist übrigens; Fragen stellen, wo es nur geht, man kann so eine Menge mitnehmen, aus Erfahrung kann ich sagen, dass leider die meisten Praktikanten das eben nicht tun.
 
Oben