Der Gehstock

Ich bin da eher praktisch veranlagt. Selbst beim gehen würde er mich stören und wenn Du dann im Restaurant oder in einer Bar bist - wohin mit dem Ding. Leider ist das Zeitalter der Clubs in denen man am Eingang Stock, Hut und Mantel abgegeben hat vorbei.
Ein guter Freund von mir sammelt Gehstöcke, hier die Version als Stockdegen - leider nicht mehr erlaubt in DE und deshalb nur in seiner Vitrine anzuschauen.

Thema Selbstverteidigung, es ist eine Sache in einer Sporthalle mit Gegenspielern den Einsatz zu üben und dann in der Wirklichkeit zu handeln, meist hilft einem da ein Stock nicht weiter. Zudem bedarf es durchaus überwindung zu zuschlagen, das wird viel unterschätzt.
Zudem steht im deutschen Gesetztbuch noch der Artikel der Verhältnismäßigkeit, somit kann es Dir durchaus passieren, dass Du Dich mit einem Stock verteidigst und dann selbst auf der Anklagebank sitzt - traurig aber wahr.
 
Zudem steht im deutschen Gesetztbuch noch der Artikel der Verhältnismäßigkeit

Wo? ;)

Ich persönlich halte einen Gehstock für ein effektives und lethales Verteidigungsmittel. Die Wahrscheinlichkeit dürfte groß sein, dass sich U-Bahn-Schläger und Kopftreter im Angesicht eines stockschwingenden Mittzwanzigers totlachen oder zumindest die Milz reißen.
 
Naja, auf deutschen Straßen jetzt Pistolen zu vermuten, halte ich dann doch für etwas weit hergeholt:rolleyes:.

Ein Stock kann helfen, man sollte nur damit umgehen können. Will heißen, nicht nur einen Kurs besuchen, sondern auch im Notfall nicht Muffensausen kriegen, damit rumzittern oder ihn fallen lassen. Wobei man das auch schlecht trainieren kann. Wenn man jedoch trainiert ist, hat ein Trainierter mit Stock einem untrainierten mit Pistole in meinen Augen dennoch einen Vorteil.
 
Wie steht ihr zu Gehstöcken als Accessoire? Tragbar, oder völlig daneben?
Einen Gehstock zu verwenden, insbesondere als jüngerer Mann ohne die offensichtliche physische Notwendigkeit, hätte für mich Kostümcharakter. Und das wirkt im Alltag immer albern.

Ich denke, dass viele Menschen außerhalb unserer Subkultur das auch über das Einstecktuch sagen würden. Aber das ist immerhin ein normaler Teil des sartorialen Kleidungskonzepts, auch wenn das Wissen darum mittlerweile in weiten Bevölkerungsteilen verloren gegangen ist. Der Gehstock gehört aber definitiv nicht dazu. Ihn zu verwenden beschwört einen spleenigen Manierismus einer längst vergangenen Epoche herauf, bei dem sich jeder unwillkürlich fragt: Warum macht man so was? Von wem möchte man sich damit abgrenzen?
 
Schießereien auf Diskomeilen (und dann drei Jahre alt) taugen nicht für eine generelle Aussage. Ich komme aus Leipzig, da gab es solche Vorfälle auch. Alles OK....
Dass man als Unbeteiligter nachts in der U-Bahn in sowas hineingerät und direkt mit einer Pistole attackiert wird, halte ich für relativ unwahrscheinlich.
Es mag Ausnahmen geben, klar. Die gibt es immer. Aber daran würde ich mich nicht aufhängen.
 
Bez. der Verhältnismäßigkeit hätte ich mich nicht so schwammig ausdrücken sollen, ich wollte hier viel mehr auf den

§ 227 BGB Selbstverteidigungsparagraphen
Selbstverteidigungsparagraph / Verhältnismäßigkeit

hinweisen. Wird man mit einem Messer angegriffen ist die Verteidigung mit einem Gehstock natürlich OK, sollte man aber z.B. von einer Person ohne Bewaffnung angegriffen, kann die Verwendung eines Stockes hier u.U. nicht angebracht sein.
 
Ein leider weit verbreiteter Irrtum. Es gibt keine Verhältnismäßigkeit bei der Notwehr. Eine Güterabwägung wird grundsätzlich nicht vorgenommen, außer in besonderen Verhältnissen. Es ist das geringste zur Verfügung stehende (erfolgsversprechende) Mittel anzuwenden.
Aber villeicht sagt ja mal einer der Juristen (die dann auch die beiden Staatsexamen haben ;)) etwas dazu.

Edit: Notwehr im StGB
 
Zuletzt bearbeitet:
Wird man mit einem Messer angegriffen ist die Verteidigung mit einem Gehstock natürlich OK, sollte man aber z.B. von einer Person ohne Bewaffnung angegriffen, kann die Verwendung eines Stockes hier u.U. nicht angebracht sein.

Zum einen ist das Quark, zum anderen:

"Lieber warm im Knast als kalt im Leichenschauhaus."
 
Ich wollte an sich keine SV Diskussion vom Zaun brechen, sondern auf einen Nebeneffekt des Accessoires hinweisen, das kulturhistorisch betrachtet der Ursprung des Objektes ist. Aber sei es drum.

Das österreichische Recht kennt den Begriff der Notwehrüberschreitung auch, allerdings ist er recht schwammig formuliert. In der Praxis ist es so, dass ich das Recht habe alles zu tun um mit heiler Haut aus dem Konflikt zu kommen, aber eben nicht ohne Maß und Ziel. Wird man von einem - unbewaffneten aber aggressiven - Mitmenschen angegriffen, dann ist der Stock als Abwehrwaffe legitim, man sollte nur tunlichst vermeiden den Gegner damit zu erschlagen wenn er am Boden liegt. Ihn auf eben jenen Boden zu befördern, und dann abzuhauen ist jedoch - laut Auskunft einer Landesrichterin die ich heute dazu befragt habe - in 99% aller Fälle kein Straftatbestand, auch wenn dadurch moderate bis mittelgradige Verletzungen entstehen. Begründet hat sie das damit, dass in einer Stresssituation keine umfassend korrekte Einschätzung der Situation zu erwarten ist, und daher eine Überreaktion die kausal durch das Verschulden des Angreifers begründet ist (Affekthandlung) nicht vermeidbar erscheint. Kurz: Wird man angegriffen, und haut mit seinem Stöckchen die Nase des Angreifers platt, dann hat der ein Verfahren wegen des Angriffes, und eine platte Nase. Erschlägt man ihn danach aber, dann hat man rechtlich ein Problem.

Zurück zur Intention des Threads:
Der Gehstock unterscheidet sich in der Grundästhetik nicht massiv vom edlen Regenschirm - der aber aufgrund seines Zusatznutzens eher akzeptiert wird, zumindest Anno 2013, wo der Stock "out" zu sein scheint. Schade eigentlich, denn wenn man den Begriff im Internet sucht, dann findet man kunstvolle Stöcke zu Hauf, die durchaus auch 2013 zu gefallen wissen. Die Gretchenfrage ist nun, warum ist der Stock verschwunden? Beim Hut ist die Erklärung, das Auto habe die Notwendigkeit lange Strecken im Freien zurückzulegen minimiert, weswegen der Wetterschutz obsolet wurde. Die selbe Erklärung könnte ich mir auch beim Gehstock vorstellen, wobei ich nicht weiß wie groß der Komfortgewinn eines längeren Marsches mit Stock gegenüber einem ohne Stock ist. Wie beim Hut hat der Stock seine Nische beim Wandern behalten, was meine Grundthese zu bestätigen scheint, mangels valider Quellen bleibt es aber unklar. Der Gentleman Anno 1900 dürfte körperlich kaum weniger fit gewesen sein als der 2000 - eher im Gegenteil, wenn man den durchschnittlichen Anstieg des BMI über die Jahrzehnte in der Wohlstandsgesellschaft bedenkt. Jugendwahn?
 
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