Ich glaube, das ist die Folge von zwei verschiedenen Trends.Es gibt immer weniger der klassisch Wohlsituierten von früher. Auch in den Luxuslimousinen sieht man eher "Basecap verkehrt herum" als Doppelreiher.
Und der der klassische Anzug wurde schon so oft zum Auslaufmodell erklärt; auch die 68er Generation hatte mit vorherrschenden Konventionen wenig am Hut. Die Kleidung des "Establishments" hat trotzdem überlebt.
Wir alle hier kennen gar keine Oberschicht und haben keine Ahnung, wie diese Leute aufwuchsen und wie sie leben. Die Oberschicht hat sich - beginnend mit 1945 - in allen westlichen Nationen komplett vom Rest der Gesellschaft abgekoppelt ohne jeden direkten Kontakt zu Menschen wie uns. Was wir davon sehen, sind nur die paar Aufsteiger, die die Lebensgewohnheiten der Gesellschaftsschicht, in der sie aufgewachsen sind, mitgenommen haben und nicht größer denken können. Das sollten wir nicht überinterpretieren.Was mich etwas skeptisch macht ist die Tatsache, dass gerade das sich-nicht-an-Konventionen-halten zum Symbol einer Oberschicht geworden ist.
Das würde ich so nicht unterstreichen. Es ist doch eher immer mehr so, dass man sich im Job nur noch auf den Job konzentriert. Ich kenne viele junge Unternehmer die zwar beruflich Jeans/Hemd Chino/Pullover etc. tragen, sich dann Abends fürs schicke Essen oder Veranstaltungen den hochwertigen auf sich geschneiderten Anzug oder Kombination anziehen.Wenn man sich die ganze Startup Welt ansieht, sehe ich die Ablehnung von klassischer Herrenmode nicht als bewusste anti-Haltung von oder gegen eine gesellschaftliche Schicht. Sondern als völlige Auflösung der Trennung zwischen Berufs und Freizeit Bekleidung und damit die klassische Herrenmoden als unnatürliche Verkleidung wahrgenommen wird.