Der Artikel Sammelthread

Ich habe den Artikel damals gelesen. Was ich spannend fand, war dass die offensichtliche Schwachstelle nämlich, dass das System nur für binäre Zustände (Hipster/Nicht-Hipster) ausgelegt ist, im Paper nicht besprochen wird.
Ich vermute stark, dass die Konformität nicht in dem Gruppenverhalten der Non-Konformisten, sondern im nicht der Gruppe zugehörigen Betrachter entsteht, der alle die nicht seinem Bild des Konformisten entsprechen in einer Out-Group zusammenfässt.

Ein schönes Indiz hier für ist, dass Hipster und IGents gerne in eine Gruppe geworfen werden. Wenn tragen aller Schuhfarben, die nicht schwarze sind als Zugehörigkeit zum IGenttum aufgefasst wird, ist es klar, dass die Welt aus der eigenen Perspektive hauptsächlich von Igents bevölkert ist.

Das Paper selber muss ich noch lesen, sonst erschließt sich mir die Logik mit dem Zeitverzug nicht ganz. K.A. ob da von dem (wichtigen, aber auch banal-offensichtlichen) 1/0 die Rede ist, im WaPo-Artikel ist das in den letzten Absätzen diskutiert.

Natürlich ist das brutal vereinfacht, aber aller wissenschaftlicher Anfang ist schwer und sicherlich lässt sich das Model auf drei und mehr Schubladen ausweiten - so viele wie der Mensch zum Glück braucht.

Jedoch ist schwarz = langweilig = normal und nicht-schwarz = braun (denn oxblood und ausgefalleneres ist im Internet vergleichsweise rar gesät) = aufregend = hip mE erstmal ausreichend um die Frage, warum die Wahl öfter als notwendig auf braun fällt, zu diskutieren.

Passenderweise ist die Wahl der Schuhfarbe also binär. Von meine-Gruppe-deine-Gruppe und Hipster und iGent muss da mE überhaupt nicht die Rede sein. Man kann die beiden Optionen auch einfach schwarz und braun oder pseudoanonymisiert A und B oder sonstwie nennen.

Der Hipster-iGent-Vergleich (den ich btw so nicht erwähnt habe) drängt sich aber natürlich auf, da hast Du völlig Recht. Denn beide Gruppen haben ja das wesentliche Merkmal, sich durch ostentativ "richtigen" Konsum zu individualisieren und von der Masse abzugrenzen. Mit dem absurden Ergebnis, dass sie am Ende alle gleich aussehen.

Das ist natürlich (leicht) übertrieben, denn sowohl Hipster als auch iGents können aus dem Stand zig Unterschiede im Detail nennen, genauso wie ein genauer Beobachter. Jedoch: Einen Hipster erkennt man in freier Wildbahn sofort, genau wie einen iGent. ISd berühmten Definition von Pornographie: I know it when I see it.

An dieser Stelle auch ein kleiner Hinweis: Alle iGents tragen braune Schuhe. Aber nicht alle Träger von braunen Schuhen sind iGents. Da gehört noch mehr dazu und wie erwähnt geht es ja auch überhaupt nicht um die Frage "Warum sind hier nur iGents?" (was nicht stimmt) sondern "Warum gibt es hier nur braune Schuhe?" (was, danke fürs zählen, bei 36 der letzten 44 Paare zumindest nicht komplett verkehrt ist).

LirumLarum, eine bessere Antwort als die obige ist mir bislang nicht untergekommen. Feel free to add. Nur bitte keine Antworten auf der Individualebene a la "Weil mir das nun mal so gefällt", denn das erklärt ja nicht, warum das alle anderen auch so halten.
 
Wirklich braun waren nur ungefähr die Hälfte. Tut mir leid, viel mehr an Antwort kriege ich gerade nicht auf die Reihe, ich bin heute nicht so fit.

Wo ich's gerade in Deinem Zitat lese: Die Frage ist schon manipulativ. Die richtige Frage würde lauten: Warum gibt es hier so wenige schwarze Schuhe?

Weil sie nur ein sehr eingeschränktes Portfolio von Kleidungsmöglichkeiten als beste Schuhwahl unterstützen, nämlich die im Alltag formellste Form mit gedeckten, einfarbigen Anzügen in dunklem Navy-Blue und Anthrazit. Da hier bloße Dresscode-Träger stark in der Minderheit sind, wird hier gerne ein viel weiterer und im Regelfall auch informellerer Horizont gespannt. Kombinationen, gemusterte und hellere Anzüge, dazu sind nicht-schwarze Schuhe einfach die interessantere Wahl des Enthusiasten. Dass das jemanden ohne dieses Interesse überrascht, finde ich nachvollziehbar. :)

Und auch hier gibt es für Schwarzfußindianer ein einfaches Mittel, wenn ihnen Outfits mit schwarzen Schuhen unterrepräsentiert erscheinen: Selber gute Outfits mit entsprechenden Schuhen posten. Ich bin sehr gespannt. :)
 
Weil sie nur ein sehr eingeschränktes Portfolio von Kleidungsmöglichkeiten als beste Schuhwahl unterstützen, nämlich die im Alltag formellste Form mit gedeckten, einfarbigen Anzügen in dunklem Navy-Blue und Anthrazit. Da hier bloße Dresscode-Träger stark in der Minderheit sind, wird hier gerne ein viel weiterer und im Regelfall auch informellerer Horizont gespannt. Kombinationen, gemusterte und hellere Anzüge, dazu sind nicht-schwarze Schuhe einfach die interessantere Wahl des Enthusiasten.

Auch wenn ich damit auf die Individualebene abdrifte, genau so sieht es bei mir aus. Anzüge habe ich zwar im Schrank und trage diese wenn es der seltene Anlass erfordert, ziehe aber Kombinationen vor. Da trage ich überwiegend im Herbst und Winter braune Sakkos, im Frühling und Sommer braun und blau, mit khaki- oder beigefarbenen Hosen. Für mein Farbempfinden passen schwarze Schuhe da einfach nicht ins Bild. Das empfand ich auch schon so, bevor es das Internet gab, auch wenn ich da noch keine Sakkos oder Tuchhosen trug.
 
Wo ich's gerade in Deinem Zitat lese: Die Frage ist schon manipulativ. Die richtige Frage würde lauten: Warum gibt es hier so wenige schwarze Schuhe?

Weil sie nur ein sehr eingeschränktes Portfolio von Kleidungsmöglichkeiten als beste Schuhwahl unterstützen, nämlich die im Alltag formellste Form mit gedeckten, einfarbigen Anzügen in dunklem Navy-Blue und Anthrazit. Da hier bloße Dresscode-Träger stark in der Minderheit sind, wird hier gerne ein viel weiterer und im Regelfall auch informellerer Horizont gespannt. Kombinationen, gemusterte und hellere Anzüge, dazu sind nicht-schwarze Schuhe einfach die interessantere Wahl des Enthusiasten. Dass das jemanden ohne dieses Interesse überrascht, finde ich nachvollziehbar. :)
Hm, naiv würde ich allerdings zu manchen graugemusterten Anzügen (z.B. Glencheck oder Hahnentritt) schwarze Schuhe nicht für eine merklich schlechtere Wahl halten, insbesondere, wenn das besagte Grau eigentlich schwarz-weiß ist, was es ja bei diesen Mustern durchaus gibt?

Das ist aber eine eher theoretische Vermutung, da ich derzeit leider keine solchen Anzüge besitze.
 
Hm, naiv würde ich allerdings zu manchen graugemusterten Anzügen (z.B. Glencheck oder Hahnentritt) schwarze Schuhe nicht für eine merklich schlechtere Wahl halten, insbesondere, wenn das besagte Grau eigentlich schwarz-weiß ist, was es ja bei diesen Mustern durchaus gibt?

Das ist aber eine eher theoretische Vermutung, da ich derzeit leider keine solchen Anzüge besitze.

Ich würde diese Kombination auch nicht für eine schlechte Wahl halten, je nach Umfeld auch für die bessere, aber eben auch nicht für die einzige. Wenn man Anzüge oder Kombinationen trägt, die einem schwarze und braune Schuhe gleichermaßen erlauben, ist es ja noch um so besser.
 
Auch wenn ich damit auf die Individualebene abdrifte, genau so sieht es bei mir aus. Anzüge habe ich zwar im Schrank und trage diese wenn es der seltene Anlass erfordert, ziehe aber Kombinationen vor. Da trage ich überwiegend im Herbst und Winter braune Sakkos, im Frühling und Sommer braun und blau, mit khaki- oder beigefarbenen Hosen. Für mein Farbempfinden passen schwarze Schuhe da einfach nicht ins Bild.
Auch wenn ich hauptsächlich Anzugträger bin (und zu den formelleren Exemplaren auch typischerweise schwarze Schuhe trage), sieht es bei mir kaum anders aus, weil das Gros meiner Anzüge eben auch einen informelleren Charakter hat. Braun hat auch irgendwie mehr unterschiedliche Farbnuancen als Schwarz :), was die Kombinationsmöglichkeiten auch noch mal interessanter macht.

Hm, naiv würde ich allerdings zu manchen graugemusterten Anzügen (z.B. Glencheck oder Hahnentritt) schwarze Schuhe nicht für eine merklich schlechtere Wahl halten, insbesondere, wenn das besagte Grau eigentlich schwarz-weiß ist, was es ja bei diesen Mustern durchaus gibt?
Klar geht das in der Theorie. Aber die helleren Varianten (schwarzweißen Hahnentritt mal ausgenommen, wo ich schwarze Schuhe immer besser finde) haben mit schwarzen Schuhen für meinen Geschmack einen zu großen Kontrast. Es hängt dann vom Einzelfall ab, zumal man dazu ja auch noch eine Krawatte/EST-Wahl dazu, die auch damit harmonieren muss. Je bunter das insgesamt wird, desto schlechter wird ein schwarzer Schuh dazu aussehen.
 
Klar geht das in der Theorie. Aber die helleren Varianten (schwarzweißen Hahnentritt mal ausgenommen, wo ich schwarze Schuhe immer besser finde) haben mit schwarzen Schuhen für meinen Geschmack einen zu großen Kontrast. Es hängt dann vom Einzelfall ab, zumal man dazu ja auch noch eine Krawatte/EST-Wahl dazu, die auch damit harmonieren muss. Je bunter das insgesamt wird, desto schlechter wird ein schwarzer Schuh dazu aussehen.
Ich habe da vielleicht auch etwas verkürzt formuliert. Ich dachte schon, von schwarzweißem Hahnentritt und Glencheck abgesehen, an die dunkleren Varianten. Völlig auseinander sind wir, glaube ich, nicht. :)
 
Das ist zwar alles gut und richtig, aber geht am Kern vorbei. Das lässt sich nicht mit Menswear-Apodaktik "weil braun einfach besser ist" beantworten. Die Frage ist, woher kommt diese unumstößliche Weisheit? Denn für alle grauen und blauen Anzüge, außer den allerextremsten (die aber wiederum hier auch kaum zu sehen sind), wäre ja auch ein schwarzer Schuh möglich. Denke Baconian hatte das ganz am Anfang vermutlich schon bestmöglich getroffen mit "schwarz = langweilig", was dann ja wieder zum Artikel führt mit einer möglichen Erklärung, warum modische Absetzbewegungen dazu führen, daß am Ende wieder alle gleich aussehen (iGents und nicht-eingeweihte Anzugverkäufer bzw deren Kunden/Opfer).
 
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