Darf ein Absatz leicht kippeln?

Bei C&J hat man bei dem Absatz-Thema offensichtlich keine allzu großen Bauchschmerzen, wenn man ihrem -sehr gut kuratierten- Instagram-Auftritt glauben darf ;)


Für C&J gibt es überhaupt keine Veranlassung an der Güte ihrer Produkte irgendetwas zu ändern. Jeder Qualitätsgewinn muss zunächst einmal teuer erkauft werden, die Skaleneffekte würden sich negativ bemerkbar machen, da jeder Qualitätszuwachs bei konstanter Produktionsmenge einen erhöhten Einsatz von Produktionsfaktoren erfordert. Letztlich könnte der Mehraufwand nur über Preissteigerungen bei Beibehaltung der Produktionsstandorte aufgefangen werden, deren Durchsetzungsfähigkeit am Markt gerade in Anbetracht eines in diesem Segment noch sehrpreissensiblen Kunden ungewiss wäre. Es wäre anzunehmen, dass Preissteigerungen zu einem signifikanten Nachfragerückgang führten und u.a. Produktionskapazitäten brach liegen ließen.

Anderseits kann man sich ob des Markenimages gewissermaßen auf einen stetigen Kundenstrom verlassen. Tatsächlich spielt nämlich die Produktqualität im Massenmarkt eine eher untergeordnete Rolle, hier reicht es aus Mindestanforderungen, die der Markt verlangt, zu erfüllen. Zudem lässt sich konstatieren, dass die Fähigkeit Qualitätseinschätzungen vorzunehmen, bei der überwiegenden Mehrheit der Kunden nicht oder nur unzureichend vorhanden ist.

Anderseits führen psychologische Effekte dazu, dass der Kunde ein quasireligiöses Warenverhältnis aufbaut und all jenes negiert, was den Wert des von ihm erworbenen Produkts in Zweifel zieht. Der Kaufreue, die insbesondere dann wirksam wird, erfährt er von negativen Kundenrezensionen oder Testberichten, begegnet er häufig, indem er nach Gründen sucht, die den Kauf objektiv rechtfertigen, wobei er sich hier oft für Nachkaufmarketingmaßnahmen empfänglich zeigt und selbst gut begründete Einwände blind anzweifelt. Da der Mensch nach Auflösung kognitiver Dissonanzen strebt, richtet sich sein Groll auch allzu oft gegen den Auslöser jener Dissonanzen, den Überbringer der schlechten Botschaft, wohingegen er sich gerne mit dem Verkäufer als Leidensgenossen solidarisiert. Der eine fürchtet negative Produktrezensionen des Images und nachfolgend der Umsätze wegen, der andere hat das Bedürfnis seiner Umwelt als vernunftbegabtes, rational agierendes Wesen zu erscheinen. ;)
 
Für C&J gibt es überhaupt keine Veranlassung an der Güte ihrer Produkte irgendetwas zu ändern. Jeder Qualitätsgewinn muss zunächst einmal teuer erkauft werden, die Skaleneffekte würden sich negativ bemerkbar machen, da jeder Qualitätszuwachs bei konstanter Produktionsmenge einen erhöhten Einsatz von Produktionsfaktoren erfordert. Letztlich könnte der Mehraufwand nur über Preissteigerungen bei Beibehaltung der Produktionsstandorte aufgefangen werden, deren Durchsetzungsfähigkeit am Markt gerade in Anbetracht eines in diesem Segment noch sehrpreissensiblen Kunden ungewiss wäre. Es wäre anzunehmen, dass Preissteigerungen zu einem signifikanten Nachfragerückgang führten und u.a. Produktionskapazitäten brach liegen ließen.

Anderseits kann man sich ob des Markenimages gewissermaßen auf einen stetigen Kundenstrom verlassen. Tatsächlich spielt nämlich die Produktqualität im Massenmarkt eine eher untergeordnete Rolle, hier reicht es aus Mindestanforderungen, die der Markt verlangt, zu erfüllen. Zudem lässt sich konstatieren, dass die Fähigkeit Qualitätseinschätzungen vorzunehmen, bei der überwiegenden Mehrheit der Kunden nicht oder nur unzureichend vorhanden ist.

Anderseits führen psychologische Effekte dazu, dass der Kunde ein quasireligiöses Warenverhältnis aufbaut und all jenes negiert, was den Wert des von ihm erworbenen Produkts in Zweifel zieht. Der Kaufreue, die insbesondere dann wirksam wird, erfährt er von negativen Kundenrezensionen oder Testberichten, begegnet er häufig, indem er nach Gründen sucht, die den Kauf objektiv rechtfertigen, wobei er sich hier oft für Nachkaufmarketingmaßnahmen empfänglich zeigt und selbst gut begründete Einwände blind anzweifelt. Da der Mensch nach Auflösung kognitiver Dissonanzen strebt, richtet sich sein Groll auch allzu oft gegen den Auslöser jener Dissonanzen, den Überbringer der schlechten Botschaft, wohingegen er sich gerne mit dem Verkäufer als Leidensgenossen solidarisiert. Der eine fürchtet negative Produktrezensionen des Images und nachfolgend der Umsätze wegen, der andere hat das Bedürfnis seiner Umwelt als vernunftbegabtes, rational agierendes Wesen zu erscheinen. ;)

Kann der Argumentation schon folgen, erklärt aber trotzdem nicht, warum man -unterstellt: wider besseren Wissens- zumindest für seine Image-/Werbekampagne dann solche Fotos verwendet. Diese Art von Nachlässigkeit passt eigentlich nicht in das Gesamtbild, es sei denn, man sieht es seitens C&J nicht als wirkliches Manko an. Sind aber natürlich nur Vermutungen; vielleicht sorgt auch lediglich „Schuhmacher-Abteilung ungleich Marketing-Abteilung“ für diesen Zustand.
 
Bzgl. Crockett Jones kann ich das aktuell bestätigen, allerdings nicht bei allen Leisten. War für mich der Grund nicht zu kaufen, da es sehr deutlich fühlbar war.

Dem will ich aus eigener Erfahrung auch nicht widersprechen. Mir fällt es beim Tragen aber 0,0 auf. Ich merke da weder ein Gefälle, noch einen Feuerwehrschlauch oder sonst was. Aber vielleicht denke ich auch nicht alle 3 Sekunden über meine Schuhe nach, wenn ich sie einmal für passend und bequem befunden habe....
 
Kann der Argumentation schon folgen, erklärt aber trotzdem nicht, warum man -unterstellt: wider besseren Wissens- zumindest für seine Image-/Werbekampagne dann solche Fotos verwendet. ...

Deiner These liegt die Annahme zugrunde, C&J möchte den bestmöglichen Schuh am Markt anbieten. Letztlich bewegt man sich jedoch in einem Marktsegment, was mit gehoben zu umschreiben wäre und entsprechender Güte sind auch deren Produkte. Um sich preislich in einem bestimmten Segment bewegen zu können, sind qualitative Anpassungen nötig, gerade dann, unterliegt man dem Wettbewerbsnachteil gehobener Lohnkosten.

Ein Schuh in England produziert mit der gleichen Qualität wie bspw. Laszlo Vass, dürfte ob der arbeitsintensiven Produktion und der Vertriebsstruktur in Richtung des doppelten Preises der Ungarn tendieren. Edward Green hat vor etlichen Jahren versucht ein höherwertiges Produkt am Markt zu etablieren, indem das Gemband gegen einen Einstichdamm ausgetauscht wurde, mit der Folge, dass wegen der höheren Preise, die Nachfrage erheblich zurückging.
 
Bei dem Foto sieht man auch nicht vernünftig, wo die Sohle eigentlich aufsteht. Die Kante rechts an dem schwarzen Untergrund lässt vermuten, dass die Schuhsohle evtl. gar nicht auf der Fläche aufsteht, sondern der Schuh etwas über die Kante hängt. Das mag eine Idee des Fotografen gewesen sein, den Schuh aus einem Winkel zeigen zu können, in dem das Bild besser aussieht. Mit Diskussionen wie diesen wird er nicht gerechnet haben.

Und mal ganz nebenbei: Entweder liegt der Absatz auf der Fläche auf oder aber nicht, "halb" aufliegen gibt es nicht, Grundkenntnisse der Geometrie reichen aus um zu verstehen, dass zwei nicht parallele Flächen nicht "halb aufeinander" liegen können, sondern sich je nach Form maximal entlang einer Linie oder an einzelnen Punkten berühren können.

Dass das für Mitglieder der Leibgarde der Queen ein Problem sein könnte, deren Tag im stoischen Rumstehen besteht, kann ich noch nachvollziehen, mir kam aber noch ein anderer Gedanke: Der Absatz von Schuhen mit nicht perfektem Stand aus meinem Besitz nutzt sich am stärksten immer noch hinten ab. Ist das nicht umgekehrt ein Zeichen dafür, dass - da man sich in Schuhen ja dauernd bewegt - das eigentlich gar nicht so wichtig ist, da durch das ständige Abrollen das Stehen des Schuhs auf einer ebenen Fläche eher die Ausnahme ist.

Und noch ein Gedanke hinsichtlich des ständig bergab Laufens: Wenn der Schuh an der Sohle 0,5 cm über dem Boden "schwebt" und wir mal annehmen das es von der Vorderkante des Absatzes zur Sohlenmitte so 15cm sind, wäre dies ein Gefälle von 3,3%. Straßen und Gehwege werden typischerweise mit einer Querneigung von 2,5% gebaut, um die Oberflächendrainage sicherzustellen, ich habe auf einem Gehsteig trotzdem nicht das Gefühl seitlich am Hang entlangzulaufen. Das Laufen über Gefälle dieser Dimension in jede Richtung ist außerhalb von geschlossenen Räumen wohl eher die Regel als die Ausnahme (und selbst in geschlossenen Räumen deren Böden Holzkonstruktionen (aka Altbauwohnung) sind, hängen die Böden in ähnlichen oder stärkeren Dimensionen durch. Ein spürbares Gefälle nimmt man mE eher so ab 5% wahr.

Ich frage mich, ob hier nicht aus einer Mücke mehrere Elefanten gemacht werden.
 
Deiner These liegt die Annahme zugrunde, C&J möchte den bestmöglichen Schuh am Markt anbieten. Letztlich bewegt man sich jedoch in einem Marktsegment, was mit gehoben zu umschreiben wäre und entsprechender Güte sind auch deren Produkte. Um sich preislich in einem bestimmten Segment bewegen zu können, sind qualitative Anpassungen nötig, gerade dann, unterliegt man dem Wettbewerbsnachteil gehobener Lohnkosten.

Ein Schuh in England produziert mit der gleichen Qualität wie bspw. Laszlo Vass, dürfte ob der arbeitsintensiven Produktion und der Vertriebsstruktur in Richtung des doppelten Preises der Ungarn tendieren. Edward Green hat vor etlichen Jahren versucht ein höherwertiges Produkt am Markt zu etablieren, indem das Gemband gegen einen Einstichdamm ausgetauscht wurde, mit der Folge, dass wegen der höheren Preise, die Nachfrage erheblich zurückging.

Ich glaube, du überschätzt die Intention meines Ausgangsposts zur Instagram-Seite. ;)
Die einzige Annahme, die dem zugrunde lag, war lediglich die Überzeugung, das jedes Unternehmen -unabhängig vom konkreten Marktumfeld- sein Produkt in der firmeneigenen Werbung im besten Licht präsentiert haben möchte. Um dieses Ziel zu erreichen müsste man aber keine neue Produktionskette etc. in Gang setzen, sondern lediglich ein besonders gelungenes/fotogenes Exemplar raussuchen und/oder durch eine Mischung aus Perspektive und Photoshop das Ergebnis-Foto beeinflussen. Dass das in den zitierten Fällen nicht geschehen ist, fand ich verwunderlich und warf eben die Frage auf, ob man sich dort überhaupt eines dahingehenden Mangels/Makels/whatever bewusst sei.

(Ansonsten das, was lawyered und mein Vorredner sagen, kognitive Dissonanz hin oder her :D )
 
Schöner Beitrag, das Phänomen Premium Mediocre aka Shoepassion, Prime Shoes, L&M, etc. gut zusammengefasst.

FAZ: Premium Mediocre (lesenswert)

Wir sollten ruhig diskutieren, was den perfekten Schuh denn ausmachen würde. Dass man in der Realität immer nur einen Kompromiss zwischen Preis und Perfekt bekommt, sollte klar sein, soweit der Geldbeutel nich unbegrenzt offen ist.

Insoweit gibt es bei Fabrikschuhen konstruktionsbedingt mMn deutlich gröbere Nachteile, als einen leicht verzogenen Stand.

C&J wirbt hier mit genau den Schuhen, die man bekommt - zu einem wohl fairen Preis. (Ein Preis ist automatisch fair, soweit alle preisbildenden Informationen vorhanden sind - man muss ja nicht kaufen)

Nicht ausgeschlossen ist natürlich, dass dem Marketing der schlechte Stand gar nicht bewusst war.

PS: Fast wie beim Urban, nur auf akademisch!
 
Warum neuerdings hier vermehrt dieses Urban-bashing?
Am Schreibstil mögen sich vielleicht die Geister scheiden, sachlich sind seine Beiträge jedoch stets fundiert.
 
Warum neuerdings hier vermehrt dieses Urban-bashing?
Am Schreibstil mögen sich vielleicht die Geister scheiden, sachlich sind seine Beiträge jedoch stets fundiert.

Ich finde auch, dass er einer der Nutzer mit dem größten und fundiertesten Fachwissen hier im Forum ist. Natürlich sind seine Beiträge am Anfang etwas "gewöhnungsbedürftig", im Ergebnis hat er aber in einem überwiegenden Großteil Recht mit dem, was er sagt. Viele fühlen sich damit nicht wohl, weil die Beiträge auch oft eigene Fehler aufzeigen - dafür kann er aber nichts, auch wenn es weh tut.
 
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