Corona und der Umgang mit Menschen

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Pipers_book

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Werte Herren,

wir alle werden seit mehreren Wochen keine Hände mehr geschüttelt haben. Beim Einkaufen oder auf dem Weg zur Arbeit meidet man inzwischen die Nähe zu anderen Menschen in einem makabren Slalom. Ich selbst habe mich mehrfach dabei ertappt, wie ich unbewusst die Luft angehalten habe, wenn ich nahe an anderen Menschen vorbeilaufen musste. Eine unsinnige Reaktion, aber eine Reaktion, die möglicherweise Indiz für eine fundamentale gesellschaftliche Veränderung ist: Möglicherweise werden wir auch nach Ende der Pandemie eine deutliche Distanzierung zu anderen Menschen erleben. Je nachdem, wie lange diese Phase dauert, könnte dies den zwischenmenschlichen Umgang langfristig prägen. Im 14. Jahrhundert hat etwa die gestiegene Missvertrauen in der Bevölkerung seinen traurigen Höhepunkt in der Judenverfolgung gefunden. Aber auch positive Änderungen sind langfristig geblieben. Hierzu gehören das wohlorganisierte Bestattungswesen und auch das grundsätzliche Hygieneverständnis der Bevölkerung.

Mich würde Ihre Einschätzung interessieren. Werden wir auch in dieser Pandemie kulturelle dauerhafte Einschnitte erfahren? Und ganz besonders: Werden sich die klassischen Umgangsformen für immer verändern? Ist möglicherweise der Handschlag und (bei den sehr klassischen Herren unter uns) der Handkuss für immer passé? Wie füllen wir diese Lücke? Ich bin gespannt auf eine Diskussion.
 
Ich hasse Händeschütteln und finde es unhygienisch. Auf ein Comeback könnte ich verzichten.

Geht mir ebenso.
Ich bin ohnehin eher an der zurückhaltenden (wenngleich auf einer gänzlich anderen Kultur beruhenden) Art der Japaner in der Öffentlichkeit orientiert.

Etwas davon, nämlich der gelebte Unterschied zwischen 建前 (tatemae) und dem privaten 本音 (honne), würde dem gesellschaftlichen Klima hierzulande gut bekommen ...
 
Ich oute mich und finde es in der momentanen Situstion einfach nur herrlich, wenn ich meinem Gegenüber, das in meinen Individualbereich eindringt, einfach sagen kann, man möge bitte Abstand halten.

Auch das „indiehackenfahren“ mit dem Einkaufswagen vermisse ich überhaupt nicht.

Zu guter Letzt bin ich auch kein Riesenfreund des Händeschüttelns.

Bin ich deswegen ein Misanthrop?
 
Das klingt sehr traurig. Und unhygienisch?? Menschlichen Kontakt als unhygienisch zu empfinden - da scheint sehr viel schlechtes Kopfkino anwesend zu sein. :-(

Ja, wirklich? Man muss wirklich kein überachtsamer Mensch sein, um der Meinung zu sein, dass ständiger Hautkontakt mit Gott und der Welt unhygienisch ist. Körperkontakt ist ja nicht per se schlecht, aber es reicht doch völlig, das mit seinen Liebsten (das nähere Umfeld) zu praktizieren. In der Geschäftswelt und in zwischenmenschlichen Alltagssituationen ist es wohl nötig, für die Zukunft andere Verhaltensweisen zu etablieren, der erste Schritt hierfür ist gemacht.
 
Ja, wirklich. Von unachtsamen Menschen habe ich nichts geschrieben. Nimmt man aber an Welt teil und bewegt sich darin, kommt man stets und ständig in Kontakt mit Dingen, die auch andere schon berührt haben (und da weiß man nicht einmal von wem). Dass lässt sich kaum vermeiden und ist auch überhaupt kein Problem, sofern man sich immer mal die Hände wäscht ;-)
Und, ich weiß ja nicht wie es in Deiner Geschäftswelt ausschaut, in meiner zumindest schüttelt man sich nun auch nicht stets und ständig bei jedem Hallo die Hände ;-)
 
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