Cord trifft Business?

Fellini

Well-Known Member
Weil ich es zuletzt des Öfteren hier sah, täte mich eure Meinung dazu interessieren.

Für mich wirkt Cord in urbanem Umfeld oft deplatziert, insbesondere als Businessoutfit. Generell, und dies hat wohl etwas mit individueller Assoziationskette zu tun, hinterlässt bei mir Cord im Gegensatz zur Sportjackett-Jeans-Kombination eher einen altherrenhaften Eindruck. Anders als in ländlicher Gegend irgendwo zwischen schottischen Hebriden und englischem Cornwall fehlt es mir in städtischer an Authentizität, sie hat dort etwas vom Trachtenjanker nördlich der Mainlinie. Oder anders ausgedrückt - Farmer Willi auf großer Tour.
 
Ich tue mir immer mit der Einteilung "Business" schwer.
Cord ist aber keine formale Kleidung, ebenso wenig wie Jeans.

Selbst trage ich Cord oder "Schnürlsamt" ;) sehr gerne im Herbst und auch in der Stadt.
Ein herbstlicher Spaziergang in Cord, durch den Stadtpark oder eines der Wäldchen in meiner Umgebung, ist schon etwas Schönes und ich fühle mich nicht deplatzierter als sonst.

Zum Thema persönlicher Geschmack: Ich kann dafür Jeans und Sport-coat wenig abgewinnen. Hat für mich ein ziemliches "Midlife Crisis" Geschmäckle.
Wobei meine Sehgewohnheiten sich ja immer wieder ändern und einige Jeans-Outfits von zB.: Landless Gentry mir gefallen anfangen.

Da Tracht erwähnt wurde: Ich bin Grazer/Steirer und hier ist Tracht relativ present, lustigerweise auch in Cord. :)

 
@Dorian, Dein letztens gezeigtes Outfit mit Trech und knalliger Cord hat mir gut gefallen, obwohl ich kein Cordfan bin. Jeans und Sakko gehen für mich als legeres Outfit spätestens seit Lapo und Valentino Ricci immer, wenn's nicht formell sein muss.
 
Vorfrage ist ja schon mal, was ist gemeint mit "Business"? Besteht am Arbeitsort eine Art Dresscode, wonach nur dunkle Anzüge getragen werden?

Falls diese Konformität nicht besteht und falls man frei ist, zu tragen, was man will, dann steht m.E. Cord nichts im Wege.
Ob man Jeans oder Cord trägt, ist dann - wie geschrieben - Geschmackssache.

Abgesehen davon sieht Sportsakko mit Jeans in den wenigsten Fällen gut aus. Am Schlimmsten, wenn das "Sportsakko" ein verwaistes Anzugsakko und die Jeans verwaschen sind.

SC mit Cord ist hingegen ein sehr klassischer Look, der nicht zwingend ländlich aussehen muss. Cremefarbene Cordhosen können z.B. sehr elegant aussehen.

Persönlich habe ich Cord letztes Jahr entdeckt und mir zwei klassisch geschnittene sowie drei 5-Pocket-Cordhosen zugelegt. Letztere trage ich v.a. gerne im Home-Office bzw. in der Freizeit. Aber ich könnte die auch im Büro tragen, ohne dass sich jemand darüber aufhalten würde.
 
Weil ich es zuletzt des Öfteren hier sah, täte mich eure Meinung dazu interessieren.

Für mich wirkt Cord in urbanem Umfeld oft deplatziert, insbesondere als Businessoutfit. Generell, und dies hat wohl etwas mit individueller Assoziationskette zu tun, hinterlässt bei mir Cord im Gegensatz zur Sportjackett-Jeans-Kombination eher einen altherrenhaften Eindruck. Anders als in ländlicher Gegend irgendwo zwischen schottischen Hebriden und englischem Cornwall fehlt es mir in städtischer an Authentizität, sie hat dort etwas vom Trachtenjanker nördlich der Mainlinie. Oder anders ausgedrückt - Farmer Willi auf großer Tour.
Hat alles seine Berechtigung, aber wie Du schon richtig sagtest, diese ganze ländliche Schiene sartorialer Bekleidung, nicht nur Cord, sondern auch grober Tweed (nicht Saxony Tweed in City-Farben, der ist traditionell urban, etwa wie Flanell), Moleskin, Country Brogues etc. gehört nicht in einen formellen Kontext, es ist ländliche (und vorstädtische, es gibt ja nicht nur "Downtown") Freizeitbekleidung. Business ist so 'ne Sache, weil nicht jeder Job-Kontext formell ist. Wo man in einer Jeans ohne Publikumskontakt oder Präsenzmeetings im Büro sitzt, kann man auch in einer Cordhose sitzen.

Und das Farbspektrum spielt natürlich auch eine Rolle. Ein marineblauer Breitcord-Anzug ist sicherlich in einem informellen urbanen Kontext tragbar, wenn er natürlich auch kein Ersatz für einen marineblauen Kammgarnwollanzug sein kann. Das Ganze in Grün/Braun passt dann auch nur in einen Kontext, in dem man auch eine traditionelle Barbour-Jacke tragen könnte oder auch, etwas formeller, einen Donegal-Tweed-Anzug in ähnlicher Farbe.

Es gibt halt viele Abstufungen, sowohl von Land zu Stadt als auch von informell zu formell. Heute wird sartoriale Kleidung nur überwiegend in Extremen diskutiert, weil sich die meisten Menschen aus eigener Anwendung heraus die unzähligen Zwischentöne nicht mehr vorstellen können. Diesbezüglich sind wir hier ja viel freier.

Zur Illustration (und mal unabhängig davon, ob einem die Zusammenstellung oder die Einzelteile gefallen, es geht mir jetzt nur um die unbäuerliche Anwendbarkeit ;)), das hier ist sicherlich recht informell, aber zweifellos urban konnotiert und doch Cord, cremefarbener nämlich, wie @weriker gerade eben schon erwähnte.

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Wie schon bemerkt wurde, steht und fällt die Möglichkeit Cord (überhaupt) in beruflichen Umfeld zu tragen, mit dem vorherschenden Dresscode (explizit ausgesprochen oder nicht). Falls es nicht formell sein muß, kann Cord schon eine Option sein (wobei eher kein Breitcord - da u.U. nicht immer / nicht für jedermann passend).
Als Schürlsamt klappt das mMn. sogar als Anzug - z.B.: Casual Friday. (O.k., navy-blau wäre da noch besser).
 
Wie schon bemerkt wurde, steht und fällt die Möglichkeit Cord (überhaupt) in beruflichen Umfeld zu tragen, mit dem vorherschenden Dresscode (explizit ausgesprochen oder nicht). Falls es nicht formell sein muß, kann Cord schon eine Option sein (wobei eher kein Breitcord - da u.U. nicht immer / nicht für jedermann passend).
Als Schürlsamt klappt das mMn. sogar als Anzug - z.B.: Casual Friday. (O.k., navy-blau wäre da noch besser).

Gut, das mag ja so sein. Mir geht’s nun weniger darum, was irgendwelche je nach Berufsgruppe differierenden Konventionen erlauben. Was etabliert ist, ist eben erlaubt. Sondern darum, ob das Erlaubte euch auch gefällt, hier explizit auf Cord bezogen.

Etabliert haben btw Jobs, Zuckerberg und Co. nun so einiges. Gefallen muss es einem aber noch lange nicht.
 
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