Burberry (im Herbst 2022)

Guenter

Well-Known Member
Da ich etwas Konkretes suchte, war ich auf der Homepage von Burberry, auf der ich einige Jahre nicht gewesen bin.

Ich bin sprachlos.

Das hat alles überhaupt nichts mehr mit dem zu tun, was ich mal mit der Marke verbunden habe, sondern lässt eher an 750 € - Jeans mit Löchern denken, die irgendwelche unbekannten Rapper tragen.

Ist Burberry überhaupt noch Thema für den gutgekleideten Mann?
 
Da ich etwas Konkretes suchte, war ich auf der Homepage von Burberry, auf der ich einige Jahre nicht gewesen bin.

Ich bin sprachlos.

Das hat alles überhaupt nichts mehr mit dem zu tun, was ich mal mit der Marke verbunden habe, sondern lässt eher an 750 € - Jeans mit Löchern denken, die irgendwelche unbekannten Rapper tragen.

Ist Burberry überhaupt noch Thema für den gutgekleideten Mann?
Die Sprachlosigkeit kann ich durchaus nachvollziehen. Ich habe mir einmal die Hemden angesehen: Da werden Preise aufgerufen, für die man ohne Probleme auch Vollmaß bekommt. Insgesamt scheint mir die Zielgruppe doch eher die jugendlicher oder sich jugendlich gebender gut betuchter Herrschaften mit Affinität zu angesagten Brands zu sein.
Man muß dem seinerzeitigen Management allerdings zu Gute halten, daß ohne die Neuausrichtung des Labels ein Bankrott und der Untergang der Firma wohl unvermeidlich gewesen wären.
 
Was soll man sagen? ...

Ich hatte ein "neutrales" Hemd von Buberry, dass damals preislich auf "van Laak"-Niveau lag und mit dem ich sehr zufrieden war. Meine preisliche Erwartung lag irgendwo bei 130 - 180 €, bevor ich auf deren Homepage war. Mir war bisher nicht bekannt, dass es für 400 € seriöse Hemden von der Stange gibt bzw. das so etwas überhaupt verkaufbar ist.

Das der "Mann von Heute" derartige Hosen von der Stange für 600 € aufwärts trägt, war mir auch nicht bekannt. In der FAZ-App war heute ein Bericht über die Probleme der Schneider in der "Savile Row". Gut, wenn tatsächlich so Hosen von Burberry für 600 € aufwärts gekauft werden, wundert es mich nicht, bei den Konservativen in der "Savile Row" nichts mehr geht.

Vielleicht kann mir ja mal ein Mitglied aus dem Forum, das so ein (oder auch mehrere) Beinkleider von Burberry trägt, mal einen Erfahrungsbericht einstellen.
 
Ich glaube, solche Beschwerden kommen nur aus einer gewissen Armutsperspektive zustande. Natürlich haben diese Burberry-Artikel aus der Sicht eines Kleidungsenthusiasten ein erbärmliches Preis-Leistungs-Verhältnis. Aber sie werden eben auch überwiegend von Leuten gekauft, denen der Preis einfach egal ist, weil sie ihn nicht spüren, egal, wie hoch er ist. Ich nenne das gerne Reichensteuer. :)

Zudem sind 400€ für ein RTW-Hemd oder 600€ für eine RTW-Hose auch schon länger keine alleinige Domäne von Burberry. Auch bei unter Kleidungsenthusiasten durchaus geschätzte Marken wie Finamore für Hemden kommen da zum Listenpreis nahe dran und Hosen von Attolini übertreffen das locker, teilweise um das Doppelte.

Sich darüber zu echauffieren ist die temporäre Blutdruckerhöhung nicht wert. Entweder man kann und will diese Preise bezahlen oder man beschäftigt stattdessen einen Maßschneider oder man lässt es einfach und kauft billiger ein. ;)
 
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Zudem sind 400€ für ein RTW-Hemd oder 600€ für eine RTW-Hose auch schon länger keine alleinige Domäne von Burberry. Auch bei unter Kleidungsenthusiasten durchaus geschätzte Marken wie Finamore für Hemden kommen da zum Listenpreis nahe dran und Hosen von Attolini übertreffen das locker, teilweise um das Doppelte.

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Mein Blutdruck lässt es zu:
So werfe ich gerne meinen bisher unerreichten Spitzenreiter an Eleganz, Noblesse, Stil und Vornehmheit in den Ring: ;)
https://www.plein.com/de/herren/
 
Ich glaube, solche Beschwerden kommen nur aus einer gewissen Armutsperspektive zustande. ...
Stimmt!
Wobei es keine Beschwerde sein sollte. Ich wollte es einfach verstehen bzw. einen Zugang finden, der sich mir bisher nicht erschloss.

Aber sie werden eben auch überwiegend von Leuten gekauft, denen der Preis einfach egal ist, weil sie ihn nicht spüren, ...
... und die Zugehörigkeit zu dieser Gruppe möchte man durch das Tragen dieser Kleidung dokumentieren.

... Sich darüber zu echauffieren ist die temporäre Blutdruckerhöhung nicht wert. ...
Sorry, dass das falsch rüber gekommen ist. Echauffieren wollte ich mich nicht und mein Blutdruck bewegt sich dadurch nicht.

Ich nehme ja schon seit ca. 12 Jahren an diesem Forum teil, habe viel von Älteren lernen dürfen, die inzwischen ausgeschieden sind und frage mich, wo sich das Forum verändern und hin entwickeln muss, damit es zukunftsfähig bleibt. Glücklicherweise hat das Forum eine zwischenzeitliche "Geitz ist geil - billiger Phase" überstanden.

Aber das Forum muss sich verändern. Mir fallen z.B. häufig ältere Männer dahingehend peinlich auf, dass sie Sachen tragen, die vor 20 - 30 Jahren mal "sehr modisch" und auch teuer waren, aber inzwischen vollkommen aus der Zeit.

Daher beschäftigt mich, was heute guter, zeitgemäßer Kleidungsstil ist. Das ist m.E. inzwischen nicht mehr dass, was Herr Rötzel in seinem Buch propagiert. Vielleicht kann Andreas mal über das Thema nachdenken und ggf. einen eigenen Thread, evtl. mit Umfrage, aufmachen.
 
... und die Zugehörigkeit zu dieser Gruppe möchte man durch das Tragen dieser Kleidung dokumentieren.
Das kommt drauf an, aus welcher sozialen Gruppe man kommt. Es gibt heute "hochwertige" Bekleidung (der hohe Wert wird hier unterschiedlich interpretiert, qualitativ, monetär, im Sinne einer alten Oberschicht, entsprechend gibt es auch verschiedene Bewertungen dessen) für alle möglichen sozialen Schichten. Jemand aus der Oberschicht wird das vielleicht einfach kaufen, weil es in seiner Shopping-Umgebung vorhanden ist. Jemand aus der Mittelschicht spart es sich vielleicht vom Mund ab, um sich in seiner Sicht zur Oberschicht zugehörig zu fühlen. Das ist aber im Kern ein großer Unterschied in Wahrnehmung und Selbstwahrnehmung.

Aber das Forum muss sich verändern. Mir fallen z.B. häufig ältere Männer dahingehend peinlich auf, dass sie Sachen tragen, die vor 20 - 30 Jahren mal "sehr modisch" und auch teuer waren, aber inzwischen vollkommen aus der Zeit.

Daher beschäftigt mich, was heute guter, zeitgemäßer Kleidungsstil ist. Das ist m.E. inzwischen nicht mehr dass, was Herr Rötzel in seinem Buch propagiert. Vielleicht kann Andreas mal über das Thema nachdenken und ggf. einen eigenen Thread, evtl. mit Umfrage, aufmachen.
Das sehe ich völlig anders. Es gibt keine monolithischen Modeströmungen mehr, alles ist parallel möglich. Und so zerfasert die eigene Haltung zur Kleidung je nach der sozialen Gruppe (neumodisch: Blase ;)), in der man sich bewegt. Speziell das, was Roetzel 1999 im Gentleman zur sartorialer Kleidung geschrieben hat, Savile Row Anzug, Marinella Krawatten etc., kann man heute unverändert tragen. Es drückt nicht mehr für alle Betrachter je nach ihrer sozialen Einbindung und Altersgruppe das Gleiche aus, aber es ist nach wie vor völlig üblich. Natürlich kann es im Straßenbild passieren, dass man sich damit nicht mehr in seiner Blase bewegt und deswegen visuell heraussticht. Damit muss das Umfeld und man selbst dann aber einfach leben, genau wie mit allen anderen abweichenden Lebensumstandsunterschieden, die weniger offensichtlich als die Kleidung sind.
 
... Natürlich kann es im Straßenbild passieren, dass man sich damit nicht mehr in seiner Blase bewegt und deswegen visuell heraussticht. ...

Sie haben mein "peinlich" schön umschrieben

Trotzdem beschönigen Sie das Problem. Die Gruppe derjenigen, die "Rötzel" trägt, wird immer kleiner. Maßhemdenhersteller und gute Schneider werden weniger, haben finanzielle Probleme. Obwohl gleichzeitig die Gruppe derer, die sich "Rötzel-gemäße" Kleidung leisten könnten, immer größer wird.

Wird der "Rötzel-Träger" evtl. nicht von einer immer größeren Bevölkerungsgruppe immer mehr als verschrobener, aus der Zeit geratener Exot angesehen?

Und da stellt sich für mich die Frage, ob Mann - um guten, zeitgemäßen Kleidungsstil bemüht - sich nicht grundsätzlichen aktuellen Trends anpassen muss. Wie z.B. das Tragen von Hemd/Sakko ohne Krawatte. Oder wie das Tragen von weißen Sneakern zum dunklen Anzug.

(Anm.: Ich nutzte den Begriff "Rötzel" im Sinne eines bekannten, guten, alten, zeitlosen, konservativen Kleidungsstils.)
 
Guenter: ich würde eher sagen, guter Kleidungsstil lässt sich nicht an Schlips und Kragen, Zeitgeist oder Mode festmachen. Eher daran, ob die Stücke gut sitzen und zueinander passen und daß es nicht aufgesetzt wirkt. Davon abgesehen kann man mit häßlicher Jogginghose etwa mehr herausstechen als mit Schlips. Es geht hier ja nicht darum, wie ein Gockel auszusehen.
 
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