Boss wirklich so schlecht? Wo gibts guten Strick?

Ich habe das Gefühl, dass dieser Thread der reinen Provokation dient. Jetzt wird mit Vorurteilen über Wohlhabende provoziert.

Don't feed the trolls?
 
Genau, ich bin eines morgens aufgewacht und dachte mir, heute ist so ein schöner Herbsttag warum meldest du dich nicht bei stilmagazin an und ärgerst dort die Leute. Ironie Ende.
Und das Reiche dazu neigen Steuern zu hinterziehen, ist Fakt. Das hat nichts mit Vorurteilen zutun!
 
Zuletzt bearbeitet:
Fakt ist auch, dass so manch ein Handwerker mal etwas ohne Rechnung macht und nicht jeder alles korrekt beim Zoll angibt und manch einer auch schonmal in der Steuererklärung etwas schummelt...

Natürlich hinterziehen auch Reiche Steuern - allein schon weil sie mehr Möglichkeiten haben, dank des Geldes und es sich bei höheren Beträgen eher lohnt das Risiko einzugehen.

BTT: ja, bei Boss zahlt man eine Menge für die Marke und ich bin der Meinung, dass man fürs gleiche Geld woanders besseres bekommt. Ist man aber zufrieden mit Boss und will bei Boss bleiben, warum nicht? Warum aber die Diskussion starten, wenn man nicht offen für anderes ist?
 
In Deutschland zahlen 20% der Bevölkerung 85% der Steuern, in den USA oder GB ist es noch gravierender. 90% der Arbeitnehmer zahlen überhaupt keine Einkommensteuer. Ein Selbstständiger zahlt, bei entsprechendem Verdienst, 50% Steuern auf Geld, das er schon 3-5 mal versteuert hat.
Und 80% aller weltweit erschienenen Steuerliteratur ist in deutscher Sprache.
Ist es da ein Wunder, das sich Wohlhabende bemühen, die steuerlichem Möglichkeiten auszunutzen? Noch dazu, wenn Sie den gesellschaftlichen Rang eines Kinderschänders haben, sich ständig rechtfertigen müssen, im Fall einer Insolvenz gänzlich ohne staatliche Hilfe dastehen und sich permanent mit dem Vorurteil konfrontiert sehen, Ihr Geld im Schlaf auf Kosten anderer zu verdienen?
Als ich schrieb, mir jede Woche eine Rolex leisten zu können, sprach ich nicht von einer Daytona in Gold, sondern von einer einfachen Stahl. Bei mir bleibt schon eine Menge Geld über, aber ich muss meine Altersvorsorge, den Fall einer Insolvenz, Krankheit, Unfall absichern. Steuern darf ich in der Regel lange zahlen, bevor der Klient bezahlt. Spesen, Reisekosten, Research zahle ich auch vor. Geht ein Mandant pleite, trage ich die Kosten selbst. Mitarbeiter, Krankenkassen, Berufsgenossenschaft usw.
Wir können gerne mal drei Monate tauschen.
 
So sehr ich ja auch ein glühender Anhänger der Idee von der Steuererklärung auf dem Bierdeckel bin, so klar ist andererseits auch, daß das sehr problematisch ist. Die Schwierigkeit des deutschen Steuersystems liegt darin, daß Einzelfallgerechtigkeit hergestellt werden soll. Da müssen dann auch viele einzelne Lebenssachverhalte geregelt sein. Natürlich können wir z.B. sagen: "Nur noch Werbungskosten-Pauschalen, keine Einzelnachweise mehr möglich, mehr gibts nicht!" Aber dann kommt garantiert einer, der klagt wegen der Gleichbehandlung. Laßt es mich mal so sagen: Wir haben das Steuersystem, das wir verdienen.:D

Und zu dem oft gelesenen Spaß mit der Steuerliteratur: Daß die Griechen, Kongolesen und Birmesen keine Aufsätze über Spartenrechnung bei der Zusammenfassung von Betrieben gewerblicher Art schreiben, ist doch nicht so ungewöhnlich. Wer kein Kataster hat, schreibt nichts zur Grundsteuer (Griechenland). Wo Beiträge zur Finanzierung der Verwaltung mit der AK 47 eingetrieben werden (Kongo), ist Literatur verzichtbar. Wenn man bei den Menschen eh nichts holen kann (u.a. Birma -ja ich weiß, das heißt jetzt anders), braucht man auch den Griffel dazu nicht zu spitzen.

Insofern zeigt die Sache mit der Steuerliteratur nur eines: Wir beschäftigen uns gründlich (HA!) mit der möglichst gerechten Finanzierung unseres Gemeinwesens und den Folgen des dazu ersonnenen Systems. Eigentlich ein sehr sympathischer Zug.

Grüße Zieten
 
Wie funktioniert Boss? Wie funktioniert Lloyd?

In meinem BWL-Studium gab es das Fach Marketing. Auf den Punkt gebracht, lernt man da folgendes: Sprich mit Deinem Kunden und biete ihm genau das, was er haben will, zu dem maximalen Preis, den er dafür zu zahlen bereit ist.

Fragt man den normalen deutschen Angestellten (der ja täglich einen Anzug und "Business-Schuhe" trägt und relativ gut verdient, aber keinen blassen Schimmer von den handwerklichen Details seiner Kleidung hat) nach seinen Präferenzen, wird er folgendes antworten:

1. "Ich möchte meine Kleidung in Geschäften kaufen, in denen ich mich willkommen fühle. Also nicht zu fein mit dunklem Holz etc., sondern möglichst ein sauberes, aber bedeutungsloses Betonhaus, das mich in keiner Weise an irgend etwas erinnert, das mit "Tradition" zusammen hängt. Mit Tradition habe ich nichts so, da muss ich immer an meinen Opa denken, der einen Schuhputzkasten und eine Kleiderbürste hatte, wie altmodisch."

2. "Ich möchte in diesem Laden freundlich behandelt werden. Man verschone mich mit irgendwelchen Details hinsichtlich Verarbeitung, Machart etc., das würde nur meine absolute Unkenntnis zur Schau stellen. Und das kann ich mir vor meinem Nachbarn, der auch dort einkauft, einfach nicht leisten. Bitte verkauft mir etwas aber sprecht in Gottes Namen nicht mit mir darüber, das verwirrt nur. Was zum Teufel ist Kalbsleder? Hauptsache, es glänzt!"

3. "Die Produkte müssen nicht mir gefallen (denn ich habe ja keine Ahnung von Optik, trage das ganze Zeug ja sowieso nur zum Geldverdienen), sondern meinem Chef und meiner Frau. Beim Chef ist das leicht, der hat auch keine Ahnung. Aber meine Frau, da wird's schwer. Deshalb müssen unbedingt Etiketten mit "modisch", "modern", "neu", "italienisch", "stylisch", "hip" etc. an den Kleidungsstücken angebracht sein, das macht es meiner Frau einfacher. Und im Optimalfall machen sie mich als Mann ein Stück lächerlich, das finden Frauen süß. (Der Chef nicht, aber der merkt's nicht...)"

4. "Ich möchte mich nicht für meine Kleidung schämen, aber wie stellt man das sicher, wenn man keine Ahnung hat? Am besten, indem Ihr eine Marke schafft, auf die ich mich berufen kann, wenn jemand meine Kleidung als wertlos, geschmacklos und hässlich bezeichnet. Schafft mir eine Marke, der ich vertrauen kann! Eine deutsche Marke! Eine, die jedermann trägt, so dass man damit irgendwie nichts falsch machen kann, auch wenn man hinsichtlich der kurzen Lebensdauer manchmal daran zweifelt, dass man wirklich das richtige gekauft hat. Quasi wie bei Opel!"

5. "Ach ja, das Ärgernis Reklamationsmanagement. Kleidung, Schuhe etc. gehen doch recht oft kaputt, oder? Zumindest bei mir. Naja, ich hänge die Sachen ja abends auch nur über den Stuhl, aber das machen doch die anderen auch so. In so einem Fall soll das Geschäft die Ware ohne Diskussion zurücknehmen und mir Neuware aushändigen, darauf habe ich ja wohl ein Recht. Und auf gar keinen Fall darf der Verkäufer behaupten, ich hätte das Produkt schlecht behandelt, dann werde ich wütend. Geht das Produkt kaputt, ist der Hersteller schuld, basta!"

Was bin ich dafür bereit zu zahlen?

6. "Gebt mir das Gefühl, dass ich ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis bekomme. Wie auch immer, irgendwie. Ich zahl was und ich bekomme was. Auf jeden Fall zahle ich wenig, das ist wichtig. Naja, nicht zu wenig, das wäre mir peinlich. Aber eine deutsche Marke wird mir doch keinen Schrott verkaufen, oder? Die Produkte müssen ihren Preis haben, sonst kann die Firma nicht leben. Am besten war der Preis mal hoch und ist jetzt niedrig, dann mache ich ein gutes Geschäft auf Kosten des Gewinns des Herstellers. Ja, das wäre der Optimalfall. Haben die nicht einen Outlet, wo der Hersteller auf den Gewinn verzichtet und die Waren zum Spottpreis anbietet? Wenn es keiner merkt, würde ich gerne dort kaufen."

-> Bei Schuhen knapp 100 Euro, bei Anzügen bis 350 Euro. Wenn auf dem Etikett "besonders modisch" draufsteht oder irgend eine andere, angeblich wertsteigernde Eigenschaft (könnte was mit dem Stoff oder dem Leder zu tun haben, z.B. "komplett aus Leder!" oder "reine Schurwolle!" oder "knitterfrei!"), dann dürfen es auch 20% mehr sein.

Genau so funktionieren Boss, Lloyd und einige andere. Es wird eine Marke aufgebaut, die exakt die Kundenbedürfnisse erfüllt. Und genau diese Strategie ist das Problem, weil gute Verarbeitung in der langen Liste der Kundenbedürfnisse überhaupt nicht auftaucht.

Ich finde, die Leute vom Marketing haben alles richtig gemacht.

Uli
 
Ein sehr unterhaltsames Thema auf den letzten beiden Seiten, besten Dank!

Vielleicht sollte man mal das "Stilmagazin-Marken-/Herstellerverzeichnis" einrichten, da könnten Anfänger wie Hansi und ich dann die "guten" Marken kennen lernen und sehen ob und bei welchen Produkten von Hilfiger, Lauren und Co das Preisleistungsverhältnis passt.

@proteus: wenn ich mir zB die Geschichte der CGT im UK ansehe bin ich nicht sicher, ob mir das deutsche System nicht doch lieber wäre xD
 
Nun ja, wer Capital Gains Tax bezahlt, hat vorher aber schon siebenstellig verdient. Die CGT wird als Teil der Einkommenssteuer gerechnet, mit immensen Freibeträgen. Dann kann sie allerdings bis zu 85% betragen. Wohlgemerkt, abzugsfähig. Die schlimmen Zeiten der Achtziger sind da vorbei. Und wenn man das Geld vernünftig anlegt, kann diese Steuer für große Teile umgangen werden.
Schlimm nur für Erben von Schlößern, Immobilien, Landbesitz, aber auch da gibt es Möglichkeiten durch Stiftungen.
Man weiss wenigstens, was einen erwartet. Und ganz ehrlich, ich leiste gerne meinen Beitrag ( wobei ich nicht im entfernsten an diese Steuersätze herankomme ). Wenn ich aber im Jahr mehr Steuern bezahle, als viele andere im ganzen Leben oder mit meinen Steuern einen guten Teil Familien finanziere, möchte ich dafür nicht noch beschimpft werden. Und das passiert mir hier zumindest mal nicht.
 
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