Wenn auch verspätet so möchte ich dennoch meinen Dank durch einen kleinen Bericht zum Ausdruck bringen:
Bologna war kulinarisch sensationell, meine Erwartungen wurden nicht enttäuscht. In das wirklich wunderschöne Diana habe ich es leider nicht geschafft, fast alle Abende waren (vor)geplant - allerdings war unserem Gastgeber das kulinarische Rahmenprogramm in meinen Augen mindestens ebenso wichtig wie das Geschäftliche - und so kann ich mich nicht beklagen:
Besonders interessant war es inhaltlich sehr ähnliche landestypische Menüs auf zwei sehr unterschiedliche Arten zu genießen:
Beide Male gab es Pasta in Brühe, kalte Spezialitäten und eine panna cotta variante als dolci, lediglich das secondo piatti unterschied sich. Als Begleitung wähle ich beide Male einen gekühlten Sangiovese, man will ja wissen was die Gegend so zu bieten hat..
Zuerst in einer unscheinbaren Trattoria in der Nähe des Hauptbahnhofs, der "Golosita die Nonna Aurora".
Produktbezogener geht es kaum. Simple, unaffektierte, aber handwerklich hervorragende italienische Küche. Es wird versichert, dass alles was man in diesem Restaurant zu essen bekommt von der Familie hergestellt ist. Dass die Pasta hausgemacht ist versteht sich von selbst, aber auch die Paprika sind selbst eingelegt und den Schinken macht die Großmutter. Das perfekte Restaurante um die Küche Bolognas kennenzulernen, das Ambiente ist nicht das schönste und das Restaurant liegt auch ein wenig abgelegen, aber die kuliniarische Offenbarung und der Bilderbuch-Koch (120kg mit Schnauzbart und einer Stimme, die ca. 3 Oktaven unterhalb der eines Normalsterblichen liegt) machen das mehr als wett. Ich bin satt und glücklich und zahle dafür am Ende etwas über 30.-€.
Dass der Wein in Karaffen zur Selbstbedienung an den Tisch gebracht wurde macht die Kalkulation noch unverständlicher. Ich freue mich.
Ein paar Tage später besuche ich das "Ristorante Rodrigo" (dass dem Diana weder in Qualität noch der Geschichte nachstehen dürfte).
Die Atmosphäre ist nicht ungemütlich aber schick, die Kellner sind professionell aber nicht steif und da man - wir essen aufgrund der Personenzahl wieder ein Menü - keine Zeit braucht um die Speisekarte zu studieren kann man sich an den effektvoll präsentierten Schätzchen an ausgemusterten Flaschen aus dem Weinkeller erfreuen. Beeindruckend, einen Chateau d' Yquem von 1955 hat auch nicht jedes Restaurant im Keller.
Dann das Essen. Ein Vergleich fällt schwer. Auch hier ist jedes Gericht hervorragend zubereitet und die Zutaten von sehr guter Qualität. Bei der Pasta hat das Nonna Aurora die Nase vorn, auch die Suppe schmeckte mir dort besser, das Ristorante überzeugt (naturgemäß) mit besserem Wein und traumhaftem Gebäck zum Espresso und Grappa. Ob die einnehmende Authentizität der Trattoria mein Urteil beeinflusst vermag ich nicht zu beurteilen. Ob allein eine umfangreichere Weinauswahl und ein gehobeneres Ambiente den rund dreifachen Menüpreis rechtfertigen muss man wohl für sich entscheiden. Ein Erlebnis waren beide Besuche allemal.
Auch die Osteria dell Orsa konnte ich besuchen, vielen Dank für den Tip Don! Ich kann die Empfehlung nur weitergeben, quirlige Atmosphäre und feines einfaches Essen zu studentischen Preisen.
Eine tolle Erfahrung war auch der Besuch eines kleinen Lokals inmitten des (umwerfenden) Marktes in der Innenstadt. Seit mehreren hundert (sic!) Jahren spielt der Bolognese hier Biergarten.
Das heißt: Essen wird mitgebracht, Alkohol wird gekauft und Teilen ist Pflicht. Es wird ausschließlich Wein verkauft, die Karte ist unüberschaubar und deckt so ziemlich jeden Wunsch zwischen 15 und 500 Euro je Flasche ab. Beladen mit Köstlichkeiten aus den umgebenden Gemüse und Spezialitätenläden lässt es sich hier lange aushalten. Und die unzähligen Fotos mit Persönlichkeiten der letzten 100 Jahre beweisen, dass ich mit dieser Meinung nicht allein bin.
Da mein Besuch mittags war musste ich (nachdem eine Diskussion über Muskateller mit einigen Proberunden verbunden war) ein kleines Schläfchen in der Nachmittagssonne einschieben um wieder in die Gänge zu kommen.
Für die Heimreise habe ich mich selbstverständlich auch ausgerüstet, wie das letzte Foto zeigt.
Bologna, das war nicht das letzte Mal dass wir uns sehen..