Bester Maßkonfektionär in Stuttgart?

Es führt also wohl kein Weg daran vorbei, bei den in Frage kommenden Geschäften mal anzurufen oder vorbeizuschauen. Welche Fragen stellt man denn da so sinnvollerweise? (z.B.: Wie viele Maßpunkte bieten Sie an?; Für welche Statur und Passform sind Ihre Schnitte primär konzipiert?; ...)
Mit theoretischen Fragen wirst Du keine Erkenntnis gewinnen, danach bist Du so schlau wie vorher. Natürlich kannst Du bei Anbietern von mehreren Schnittsystemen nach diesen fragen, aber das ist es dann auch schon. Was können die Dir schon abgesehen von allgemeinem Blabla sagen? Wie würdest Du denn Deine Statur einschätzen? Groß, klein, dick, dünn, spezielle Problemzonen bei Deinen vorhandenen RTW-Anzügen?

Wie gut Du in ein MTM-System eines Anbieters hineinpasst, kannst Du nur feststellen, wenn Du es praktisch ausprobierst. Und am Ende hast Du einen ordentlichen (typischerweise wird man bei zukünftigen Folgeanzügen noch Passformdetails iterativ verbessern können, der dritte Anzug wird also besser sein als der erste) oder einen nicht so tollen Anzug.

Von meinem Bauchgefühl her hast Du folgende Optionen:
Eckerle bietet nach eigener Angabe Maßkonfektion von Canali an, einer guten italienischen Konfektionsmarke. Erfahrene Aufmesser werden sie nicht aufbieten können, davon werden sie vielleicht eine Handvoll Exemplare pro Jahr verkaufen, Routine wird sich da also nicht einstellen, aber Du kannst natürlich Glück haben. Du könntest eventuell dort nach Canali-Maßtagen fragen, dann wären Profis des Unternehmens vor Ort für das Messen verfügbar.

Wenn Breuninger tatsächlich Scabal anbietet, wäre das auch eine Alternative. Dafür gilt aber das Gleiche wie bei Eckerle, haben sie wirklich Routine darin? Immerhin bieten sie in Stuttgart auch Vollmaß an, der Kollege @Selection hat das meines Wissens schon ausprobiert, vielleicht kann er zur vorhandenen Kompetenz noch mehr sagen.

Und dann ist da noch Cove. Die generelle Meinung dazu ist hier geteilt. Immerhin machen sie nichts Anderes, Routine beim Messen ist sicherlich vorhanden. Auf Instagram habe ich an Bernhard Roetzel schon gelungene Cove-MTM-Anzüge gesehen. Andererseits war z.B. meine Frau bei der Damen-MTM-Variante von Cove weniger begeistert, sie hat eine ganze Reihe von Stücken von Max Mara und Ralph Lauren Purple Label, die von der Stange besser passen als das Cove-Ergebnis. Und sie ist kein komplizierter Fall, groß und sehr schlank.

Individuelle Berichte sind halt immer anekdotisch. Für was Du Dich entscheidest, wichtig ist, dass beim Maßprozess schon das anprobierte Schlupfteil einigermaßen passt, das musst Du selbst beurteilen können. Wenn zu viele invasive Änderungen notwendig werden, steigt das Risiko eines schlechten Ergebnisses.
 
Hallo zusammen,

da ich mich dem Berufseinstieg nähere, plane ich, in den nächsten Jahren sukzessive einige gute Anzüge anzuschaffen. (Bislang habe ich lediglich drei RTW-Exemplare, die preislich jeweils unter 400 € lagen und von denen ich mich perspektivisch trennen möchte.)

Nach meinen bisherigen Recherchen scheint mir hochwertige Maßkonfektion der sinnvollste Kompromiss zwischen guter Qualität und Bezahlbarkeit zu sein. Ich wohne in Stuttgart und würde, wenn es sich vermeiden lässt, zum Maßnehmen etc. ungern woanders hinfahren müssen.

Meine Frage ist demnach, welcher Maßkonfektionär in Stuttgart die beste Qualität liefert. Die Diskussion hier im Forum über das Preis-Leistungs-Verhältnis von Cove (https://stilmagazin.de/threads/erfahrung-mit-cove-und-co.2209/) ist mir bekannt. Dort hatten einige Diskutanten gefragt, welche Unternehmen eine vergleichbare Qualität zu niedrigeren Preisen anbieten. Den Preis, den Cove für „Sartorial“ verlangt (https://www.cove.de/massanzug), bin ich aber gerne zu zahlen bereit.

Meine Frage lautet daher umgekehrt: Gibt es in Stuttgart höhere Qualität zu vergleichbaren Preisen? Soweit ich sehe, gibt es im Wesentlichen folgende Alternativen: Breuninger, Calkap, Cove, Eckerle. Übersehe ich etwas? Hat jemand mit den Stuttgarter Filialen bestimmte Erfahrungen (insbes. bei Cove schwankt die Qualität ja dem Vernehmen nach je nach Filiale)? Oder gibt es in Stuttgart gar niemanden sinnvolles und ich muss nach Frankfurt (wenn ja, zu wem?) fahren, wenn ich höhere Qualität will?

Für alle Hinweise und Erfahrungsberichte bin ich dankbar!

E. S.
Ich habe mir die Ursprungsfragestellung nochmal durchgelesen, was mich zur Gegenfrage führt, was mit einem mtm Anzug bezweckt werden soll?
Ich lese von höherer Qualität und. Estem Preisleistungsverhältnis im Vergleich zu aktuellen RTW Anzügen für unter 400€.
Was ich nicht lese ist, wie Dir RTW passt. Womit bist Du unzufrieden in Bezug auf die Passform, welche Problemzonen Deines Körpers passen nicht zu Konfektionsware?
Oder findest Du es einfach cool sagen zu können, dass Du einen extra für Dich "hergestellten" (konfektionierten) Anzug trägst?
 
Etwas verwunderlich, dass noch niemand Suitsupply in den virtuellen Raum hier geworfen hat ;-)
Hätte ich getan, aber ich bin da ja schon seit drei Jahren raus und habe bis auf ein paar sehr gelungene, online konfigurierten Hosen keine Erfahrung mit deren aktuellem Programm, also nicht mal eine Indikation, ob gut oder schlecht. Im WTIH-Faden sind leider von neueren SuSu-MTM-Trägern auch keine Erfahrungsberichte zu sehen.
 
Vielen Dank schon einmal an alle für die bisherigen Kommentare! Ich versuche, so gut wie möglich zu antworten, in der Hoffnung den offenbar (und erfreulicherweise!) hohen Standards hier gerecht zu werden.

Ich würde mich als schlank, aber nicht wahnsinnig groß beschreiben: Körpergröße 176 cm, Konfektionshemden in Kragenweite 38, Herrenkonfektionsgröße 46/48, wobei die Hosen eigentlich immer gekürzt werden müssen (die untersetzten Konfektionsgrößen passen wiederum an Oberkörper und Armen nicht).

Bei meinen bisherigen RTW-Anzügen gibt es (abgesehen von der Hosenlänge, was allein natürlich kein Grund für MTM wäre) erstens einige Passformschwierigkeiten. Die Leibhöhe der Hose ist oft sehr unbequem. Beim Sakko gibt es meistens Probleme mit der Weite der Ärmel; entweder sind sie am Ende so eng, dass ein Hemd mit Umschlagmanschette nicht mehr gut gleiten kann, oder sie sind an der Schulter so weit, dass man dort zu viel Stoff hat. Letzteres wiederum bedingt zum einen eine nicht optimale Mobilität der Arme und zum anderen, dass der Kragen sich weit vom Hals entfernt, sobald man die Arme hebt. Keine Probleme bereitet es mir typischerweise, eine Sakkoweite zu finden, bei der vorne keine Falten entstehen. Am Rücken sieht es jedoch anders aus. Zu den individuellen Punkten kommen die modischen Schwankungen hinzu, denen die angebotenen RTW-Anzüge oft unterworfen sind (insbesondere hinsichtlich Hosenweite und Sakkolänge), von denen ich gerne unabhängig wäre.

Zweitens ging ich bislang davon aus (offensichtlich ohne es schon einmal ausprobiert zu haben), dass geklebte Sakkos von Bequemlichkeit, Fall und Atmungsaktivität her solchen mit pikierter Einlage weit unterlegen sind. Und soweit ich es sehe, gibt es das nur MTM; ich lasse mich aber selbstverständlich gerne eines Besseren belehren.

Schließlich stelle ich mir als großen Pluspunkt von MTM gegenüber RTW vor, dass man sich den Stoff aussuchen kann, d.h. ich kann Material, Stoffgewicht, Garnfeinheit, Bindung, Dessin so wählen, wie es meinen Zwecken am meisten entspricht. Bei RTW-Anzügen ist es meiner Erfahrung nach nicht einfach, all dies so zu bekommen, wie man es gerne hätte, zumal dann ja auch noch die Passform stimmen soll, was die Auswahl von vornherein einschränkt. Aber auch hier bin ich für Anregungen selbstverständlich offen.

Alles in Allem: Es ist mir per se egal, ob der Anzug RTW oder MTM ist, aber meine bisherigen Recherchen, die sicher unvollständig sind, ließen mich glauben, dass es mit MTM schlicht einfacher ist, den gewünschten Stoff + gute Konstruktion + einigermaßen sitzende Passform zu bekommen.
 
Ich würde mich als schlank, aber nicht wahnsinnig groß beschreiben: Körpergröße 176 cm, Konfektionshemden in Kragenweite 38, Herrenkonfektionsgröße 46/48, wobei die Hosen eigentlich immer gekürzt werden müssen (die untersetzten Konfektionsgrößen passen wiederum an Oberkörper und Armen nicht).

Bei meinen bisherigen RTW-Anzügen gibt es (abgesehen von der Hosenlänge, was allein natürlich kein Grund für MTM wäre) erstens einige Passformschwierigkeiten. Die Leibhöhe der Hose ist oft sehr unbequem. Beim Sakko gibt es meistens Probleme mit der Weite der Ärmel; entweder sind sie am Ende so eng, dass ein Hemd mit Umschlagmanschette nicht mehr gut gleiten kann, oder sie sind an der Schulter so weit, dass man dort zu viel Stoff hat. Letzteres wiederum bedingt zum einen eine nicht optimale Mobilität der Arme und zum anderen, dass der Kragen sich weit vom Hals entfernt, sobald man die Arme hebt. Keine Probleme bereitet es mir typischerweise, eine Sakkoweite zu finden, bei der vorne keine Falten entstehen. Am Rücken sieht es jedoch anders aus. Zu den individuellen Punkten kommen die modischen Schwankungen hinzu, denen die angebotenen RTW-Anzüge oft unterworfen sind (insbesondere hinsichtlich Hosenweite und Sakkolänge), von denen ich gerne unabhängig wäre.
Insgesamt klingst Du nicht nach einem besonders kritischen Fall, Du bist halt einer von den 80%, die in Konfektion die einen oder anderen Passformprobleme haben. Vermutlich könnte Dich ordentliches Full-Canvas-RTW (z.B. Caruso, Canali, Lardini, E.Zegna) mit einem sehr guten Änderungsschneider zufrieden stellen, aber ich denke, eine ordentliche MTM-Lösung ist einfacher konsistent zu erhalten. Und eine zukünftige Bespoke-Option ist ja auch nie ausgeschlossen, sobald man einmal Blut geleckt hat. ;)

Zweitens ging ich bislang davon aus (offensichtlich ohne es schon einmal ausprobiert zu haben), dass geklebte Sakkos von Bequemlichkeit, Fall und Atmungsaktivität her solchen mit pikierter Einlage weit unterlegen sind. Und soweit ich es sehe, gibt es das nur MTM; ich lasse mich aber selbstverständlich gerne eines Besseren belehren.
Full Canvas ist dahingehend immer besser, aber wie ich sagte, das gibt es auch in der Konfektion. Sogar bei einigen wenigen Modellen bei Suitsupply.

Schließlich stelle ich mir als großen Pluspunkt von MTM gegenüber RTW vor, dass man sich den Stoff aussuchen kann, d.h. ich kann Material, Stoffgewicht, Garnfeinheit, Bindung, Dessin so wählen, wie es meinen Zwecken am meisten entspricht. Bei RTW-Anzügen ist es meiner Erfahrung nach nicht einfach, all dies so zu bekommen, wie man es gerne hätte, zumal dann ja auch noch die Passform stimmen soll, was die Auswahl von vornherein einschränkt.
Für einschlägig Interessierte ist das neben der Passform wirklich ein gigantischer Vorteil, es revolutioniert das ganze eigene Einkaufsverhalten von Grund auf. Man kauft genau, was man will, und nicht das, was gerade zufällig verfügbar ist. Man kann dedizierte Saison-Garderoben aufbauen. Man hat plötzlich im Kleiderschrank nur noch Lieblingsstücke und nicht irgendwelche gestalterischen Kompromisse, die sich durch ein beschränktes Konfektionsangebot ergeben. Allein schon deswegen würde ich bei Anzügen und Kombinationen nie wieder zur Konfektion zurückgehen.
 
Man kauft ja normalerweise nicht laufend Anzüge. Und falls doch - würde ich Abstand von allen genannten Anbietern nehmen, die Zahl der Anzüge dritteln oder vierteln und dafür einen Maßschneider aufsuchen.
Wieviele Maßpunkte ein MTM-System abbilden kann, ist ziemlich egal. Wichtig ist, doch, dass es die Änderungswünsche abbilden kann, die auftreten. Dabei entsteht trotzdem selten ein Ergebnis, das keiner weiteren Änderung bedarf. Und selbst wenn - es ändert sich im Laufe des Lebens auch die Körperform. Insofern ist es aus meiner Sicht recht normal, dass ein Teil der eigenen Garderobe beim Schneider ist. Ich habe nicht mal ausreichend Kleiderbügel. Es ist nie alles hier. Reinigen, durchsehen, reparieren, ändern - ich hole und bringe ständig. Das ist übrigens ein wirkliches Merkmal für Qualität: Wenn das System nicht mit ausreichend Nahtzugaben arbeitet, kann man auch nichts reparieren oder ändern. Um zu nähen, braucht man Stoff.
 
Leider kann man es oben kein Zitat mehr anhängen.
Zweitens ging ich bislang davon aus (offensichtlich ohne es schon einmal ausprobiert zu haben), dass geklebte Sakkos von Bequemlichkeit, Fall und Atmungsaktivität her solchen mit pikierter Einlage weit unterlegen sind. Und soweit ich es sehe, gibt es das nur MTM; ich lasse mich aber selbstverständlich gerne eines Besseren belehren.
Ersteres stimmt natürlich. Die Qualität ist spürbar. Wichtig ist aber z.b. auch die Konstruktion der Schulter, insbesondere ein passendes Armloch. Sonst hebt man immer die ganze Sakko-Front.
Natürlich gibt es RTW in hervorragender Qualität, besser als MTM, gut änderbar, weil ordentlich handwerklich verarbeitet, in loser Verarbeitung.
Die großen Drei: Attoloni, Kiton, Brioni. Ermenegildo Zegna (nicht Z), Raffaele Caruso, Canali, Orazio Luciano, De Petrillo... ich will keine Werbung machen, aber eine weitere Hand voll Hersteller fielen mir sicher nach und nach noch ein.
 
Natürlich gibt es RTW in hervorragender Qualität, besser als MTM, gut änderbar, weil ordentlich handwerklich verarbeitet, in loser Verarbeitung.
Die großen Drei: Attoloni, Kiton, Brioni.
Genau Attolini/Kiton/Brioni würde ich heute niemand Interessiertem mehr empfehlen wollen. Wenn man genau reinpasst (was einem Lotteriegewinn entspricht) und/oder sehr gut erhalten gebraucht heran kommt, okay, gut gemacht sind sie ja nach wie vor und die Lookbooks sind auch eine passable Inspiration. Aber ansonsten ist man da bei Standardkonfektion in einer Preisklasse von 5000€ bis 7500€ für einen Anzug. Da ist man in jedem Fall mit einem guten Maßschneider besser dran, das ist was für Leute mit viel Geld, wenig Geduld und einem gewissen Kommunikationsbedürfnis für Marken und Statussymbole. Und es ist Welten von der preislichen Größenordnung entfernt, die für den Threadstarter relevant ist.
 
Genau Attolini/Kiton/Brioni würde ich heute niemand Interessiertem mehr empfehlen wollen. Wenn man genau reinpasst (was einem Lotteriegewinn entspricht) und/oder sehr gut erhalten gebraucht heran kommt, okay, gut gemacht sind sie ja nach wie vor und die Lookbooks sind auch eine passable Inspiration. Aber ansonsten ist man da bei Standardkonfektion in einer Preisklasse von 5000€ bis 7500€ für einen Anzug. Da ist man in jedem Fall mit einem guten Maßschneider besser dran, das ist was für Leute mit viel Geld, wenig Geduld und einem gewissen Kommunikationsbedürfnis für Marken und Statussymbole. Und es ist Welten von der preislichen Größenordnung entfernt, die für den Threadstarter relevant ist.
Natürlich. Wer schon bekleidet ist und nicht darauf angewiesen, seinen Anzug sofort zu erwerben, findet mit einem Maßschneider sicher eine bessere Bezugsquelle, als die genannten drei. Die Qualität ist nach wie vor sicher unbestreitbar. Da die Sachen ja hervorragend angepasst werden können, erwirbt man eigentlich so ein Zwischending: ein auf den Träger von Hand angepasstes Schlupfteil. Aber für den Preis von Attolini-RTW kann man selbst bei Arnulf schneidern lassen, auch wenn man dort genauso den Namen mit bezahlt. Dabei entspricht aber das Ergebnis oft auch nur dem, was die genannten an RTW liefern. Wer nicht wirklich eigene Vorstellungen hat, hat auch keinen echten Vorteil durch die Maßfertigung.

In der Sache ging es jedoch nicht darum, eine Marke zu empfehlen, sondern die Annahme zu widerlegen, lose Verarbeitung bekäme man nicht RTW.
 
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