Auf der Suche nach dem ultimativ angenehmen Hemd

Tomm

New Member
Hallo zusammen,

ich habe einen halben Schrank voll mit Hemden (ca. 15 bis 20). In den letzten zwei, drei Jahren habe ich gegen die meisten dieser Hemden eine Aversion entwickelt. Hier meine ich keine optische oder stilistische Abneigung, sondern eine Überempfindlichkeit, was das Tragegefühlt dieser Hemden angeht (haut- oder psychosomatisch bedingt, ich weiß es nicht genau).

Prinzipiell teile ich diese Hemden seitdem grob in drei Gruppen - teilweise mit Untergruppen - ein:

Gruppe 1: Die Katastrophenhemden

Untergruppe 1a: Die "Geht gar nicht" Gruppe

Diese Hemden sind von der Art, dass ich nur einen Ärmel über den Arm zu ziehen brauche und das Hemd über die Schulter werfen muss, um es mir sofort wieder vom Leib zu reißen, noch bevor es überhaupt zum zweiten Ärmel kommt.

Untergruppe 1b: Lässt sich anziehen, aber nur ein paar Minuten

Bei dieser Gruppe komme ich zum zweiten Ärmel und kann sogar das Hemd zuknöpfen. Aber beim Frühstück sitze ich da wie ein Zaunpfahl im Acker und versuche mit äußerster Konzentration jede Bewegung zu vermeiden, um jegliche Berührungen des Hemdes mit der Körperoberfläche zu minimieren. Es endet in der Regel damit, dass ich das Hemd nach ein paar Minuten wieder wechseln muss. Wenn ich das nicht tue und mir einrede, ich müsse mich zusammenreißen, laufe ich den ganzen Tag mit einem schmerzverzerrten Gesicht herum wie jemand, dem gerade zwei Zähne ohne Betäubung gezogen wurden.


Gruppe 2: Die Gruppe der erträglichen Hemden

Diese Hemden sind dadurch charakterisiert, das die ersten Minuten (bis zu ca. einer Stunde) des Tragens auch nicht gerade froh machen, aber das Hemd sich dann positiv entwickelt, dergestalt, dass der Tag sich in solch einem Hemd ertragen lässt. Das bedeutet, dass das Hemd unaufdringlich ist und mich nicht permanent an sein Dasein an meinem Körper erinnert.


Gruppe 3: Die Glückshemden

Diese Hemden sind reine Glücksfälle! Ich kann sie anziehen und sie sind vom ersten Moment an und den ganzen Tag über angenehm zu tragen.


Die Zugehörigkeit eines Hemdes zu einer der Gruppen ist eine Materialfrage und entscheidet sich im Wesentlichen an drei physikalischen Kriterien:

1) Die Mechanik des Hemdes
Gravierende Mängel in diesem Bereich führen meist zur Zuordnung zu Gruppe 1a. Diese Hemden sind sperrig und üben einen unangenehmen Widerstand gegen jede Bewegung aus. Sie haben oft steife Falten, die sich förmlich gegen den Körper pressen und zu ständigen gequälten Ausweichbewegungen zwingen. Im Gegensatz dazu sind Hemden der Gruppe 3 in mechanischer Hinsicht weich und fließend, kaum spürbar auf der Haut und sie bewegen sich mit jeder Körperbewegung mit.

2) Die Thermodynamik des Hemdes
Ein thermodynamisch perfektes Hemd passt sich schnell der Körpertemperatur an und wird dadurch unspürbar. Im Gegensatz dazu haben die meisten Hemden der Gruppe 1b ein thermisches Eigenleben, was bedeutet, dass sie stur eine vom Körper unabhängige Temperatur einhalten, die sich als identisch mit der Temperatur beim ersten Anziehen anfühlt; d.h. sie sind fast immer zu kühl und vermitteln mir das Gefühl, in einer kalten Badewanne zu liegen.

3) Die Akustik des Hemdes
Das ist eigentlich kein Qualitätskriterium für sich allein, aber es korreliert deutlich mit den mechanischen Eigenschaften. Ein Hemd der Gruppe 3 ist z.B. an seiner fast völligen Lautlosigkeit bei leichten Schüttelbewegungen des Ärmels zu erkennen. Hemden der Gruppe 1a dagegen knattern förmlich aufgrund von mechanisch diskontinuierlichen statt gleitenden Verformungen. Man kann sagen, dass die leichten Schüttelbewegungen des Ärmels keine harmonischen sanften Wellen auslösen - wie bei einem Glückshemd der Gruppe 3 - sondern quasi eine Kette von kleinen sprunghaften Erdbeben.


Ich komme nun zu den Zahlen, um Euch das ganze Elend vor Augen zu führen: Von den insgesamt ca. 15 bis 20 Hemden fallen 10 bis 15 in Gruppe 1, in Gruppe 2 fallen 4 Hemden und in Gruppe 3 fällt ein einziges Hemd. Und das ist mein Problem!

Dieses eine einzige Hemd der Gruppe 3 ist ein Hemd der Marke Marvelis und es ist ca. 10 bis 15 Jahre alt. Ich kann leider keine genauen Angaben über das Material machen, da die Labels im Inneren des Hemdes völlig ausgebleicht und nicht mehr lesbar sind. Eine Freundin ist der Meinung, es wäre nicht reine Baumwolle und enthalte entweder einen Anteil synthetischer Materialien oder sei sogar vollkommen synthetisch. Ich bin mir da aber nicht sicher. Das Hemd ist sehr dünn und weich (außerdem langärmlig und unichrom mittelgrau, was in diesem Zusammenhang aber unwesentlich ist).

Marvelis als Marke ist leider kein Garant für Hemden der beschriebenen Qualität: Ich habe zwei weitere einige Jahre später erworbene Hemden dieser Marke und sie fallen beide in Gruppe 1a bis 1b. Es scheint so, dass es vor 10 bis 15 Jahren mal eine Serie gab, mit welcher die Hemdenfertigung bei Marvelis ihr Meisterstück vollbracht hat, aber danach nie mehr an diese Glanzzeit anknüpfen konnte.

Einkaufsversuche in gewöhnlichen Fachgeschäften für Herrenbekleidung sind bis jetzt fehlgeschlagen und haben bestenfalls, wenn überhaupt, zu Hemden der Gruppe 2 ausgereicht.

Am genannten Glückshemd, das ja wie gesagt nun in die Tage gekommen ist, haben sich nun die ersten Löcher an den Ellenbogen entwickelt und wenn ich keinen adäquaten Ersatz finde, bin ich geliefert. Ich mache mir schon Gedanken, mich für berufsunfähig erklären zu lassen und für den Rest meiner Tage mangels Bekleidung morgens das Bett nicht mehr zu verlassen. Hilfe!


Vielen Dank für Hinweise und Tips im Voraus, wie und wo ich das ultimative angenehme neue Glückshemd finden könnte!

(Ergänzung: Die Not ist groß genug, dass ich hinzufüge: Der Preis spielt keine Rolle.)
 
Als erstes und wichtigstes, die Hemden der Kategorie 1+2 sofort entsorgen;)

Mit van Laack machst Du in der Regel was die Optik und den Komfort betrifft keinen wirklichen fehler (meine Meinung)

Es gibt immer mal wieder das ein oder andere Schnäppchen bei TK-Maxx.

dort also auch mal schauen
 
Hmmm....hier scheint mir ja ein größeres Problem vorzuliegen.

Offensichtlich sind das augenscheinlich keine körperlichen Probleme (Ausschlag & Co), sondern psychische...und da hilft es gar nix, jetzt irgendwelche Marken durch den Kakao zu ziehen oder Alternativen zu nennen.

Alles, was du machen kannst, ist dir die Hemden anfertigen zu lassen. Nur so ist sichergestellt, dass du mit Stoff / Verarbeitung / was auch immer klar kommst.

Sachen gibt´s...:confused:
 
Das ultimative Hemd gibt's natürlich nur für teures Geld. Aber das lohnt sich.
Also am besten ab zum Maßschneider. Wenn du sagst wo du herkommst kann dir sicherlich was in der Nähe empfohlen werden.

Ansonsten hochwertige MTM, z.B. von Finamore oder Emanuel Berg.
 
Danke für die bisherigen Rückmeldungen! Die Mehrheit scheint ja zum Maßschneider zu tendieren, wobei ich noch mal betonen muss, dass es mir weniger um das perfekte Maß als um das perfekte Material geht.

@HansCastorp: Ich bin aus der Nähe von Siegen. Also eine Maßschneiderempfehlung aus der Ecke wäre gut, aber auch die Gegend um Köln oder Ruhrgebiet (E/Bo/Do, da bin ich auch ab und zu) wäre OK.

Ich habe übrigens hier ( http://www.tailorstore.de/stoffinformationen ) ein paar interessante Informationen über Stoff und Webart, etc. gefunden. Danach frage ich mich, ob ich vielleicht auf folgende Kriterien achten sollte:

1) Baumwolle mit möglichst großer Stapellänge (=weich und komfortabel), am besten erreicht durch ägyptische Baumwolle?

2) Webart am ehesten Köperbindung (Twill)? (ebenfalls weicher und auch resistenter gegen Knittern)

3) Garn? Die "gefühlte" Wirkung von Vollzwirn/Halbzwirn in "Kette" und "Schuss" sowie der Garndicke habe ich nicht richtig verstanden.

Allerdings sehe ich selten so genaue Angaben zu einem Hemd (meistens nur so etwas Ungenaues wie "100% Baumwolle"). Erfüllen zum Beispiel die von Möfter zu Anfang empfohlenen Hemden von van Laack diese Kriterien? Wenn ich bei denen im Online-Store surfe, finde ich alle möglichen Optionen zu Passform, Maß, Kragen, etc., aber kaum Auswahlmöglichkeiten zu Stoff und Material.
 
In Deinem Fall verbietet sich der Online-Kauf regelrecht! Sicher kann Dir einer der Anwesenden einen Hemdenschneider in Deiner Nähe empfehlen. Da kannst Du die Stoffe befühlen und mit dem Schneider die Passform abstimmen.

Interessehalber: wie sieht es bei T-Shirts, Unterhemden und Polo-Shirts aus?

Gruß, Phil
 
Moin,,

es gibt auch schon viele Threads hier im Forum zum Thema Hemd etc, evtl, sind da auch ein paar Tipps für dich dabei.
 
Oben