1. Hemdknopf offen plus Binder

Guten Morgen,

heute morgen stieg wieder einer in die S-Bahn: Oberster Hemdkopf offen, Kravatte "leger". Unglücklicherweise hatte der Mann einen sehr langen Hals und der Hemdkragen war eh zu niedrig. --- Es sah aus, als hätte er in dem Hemd übernachtet.

Nein, nein! Wenn Kravatte dann richtig.

Ich habe den obersten Hemdknopf heute (wie eigentlich immer) auch offen. Aber es steckt ein Seidenschal drin.


Servus

p.
 
Bedenkend aber, dass man nicht nicht kommunizieren kann, dann ist für mich eine lose Krawatte mit offenem Hemd eine Respektlosigkeit gegenüber der Umwelt. Ich würde mir einfach die Frage stellen, ob ich meinem Gegenüber nicht wichtig genug bin...

Wenn es um das Kommunizieren und sozusagen das Vermitteln einer Aussage geht, ist meiner Meinung nach (auch im Sinne des Eröffnungsbeitrages) eher auf den "Sender " abzustellen. -
also auf dessen beabsichtigte (gewünschte?) Wirkung, vielleicht mehr auf Umfeld statt Umwelt ?

Dass der Konsens eines "das macht man nicht" vorherrscht ist offensichtlich -
es ist aber auch die allereinfachste Betrachtungsweise.

Vermutlich haben die wenigsten Forenmitglieder eine tägliche Lehrtätigkeit im Sinne eines Herrenausstatters, allenfalls gegenüber dem eigenen Nachwuchs oder Stilforen-Newbies :D -
somit lassen sich die modischen Beobachtungen/Verwirrungen in der virtuellen Style-Welt und im "echten Leben" eigentlich recht anspannungsfrei betrachten.

Ein gerauntes "Disgusting" mit gehobener Augenbraue ist natürlich ganz hübsch -
das Ostentative von Krempelei, Knopfoffenheit, Accessoire-Anhäufung oder einem Knallbunt-Tourettesyndrom lässt sich aber nicht wegdiskutieren...:rolleyes:

Man muss also den tarantinoesken Casual Tie Look-Träger dort abholen, wo er steht:
den obersten Knopf zu öffnen ist nur eine Verlegenheitslösung, besser geeignet sind die hier schon genannten Vario-, Colvaro- und Trelegant-Kragen (in 2013 übrigens 50-jähriges Jubiläum, Herzlichen Glückwunsch !).

Auf den Kragensteg mit Knopf sollte man daher verzichten, bekanntlich gab es "früher" zu klassischen Zeiten auch keinen geknöpften Kragen, stattdessen wurde dieser mit tuchartigen Krawatten-Vorläufern gebunden und kombiniert -
So würde es harmonisch. ;)
 
AW: 1. Hemdknopf offen plus Binder

Weil das gesamte Konzept klassischer Kleidung darauf aufbaut, dass man unterschiedliche Größenordnungen von Förmlichkeit nicht in einem Outfit mischt. Das akzeptiert man oder ist schlecht angezogen. Nicht dass letzteres nicht grundsätzlich möglich wäre, das ist schließlich ein freies Land und reich an Leuten, die kein Gespür dafür haben, wie man sich kleidet, und deswegen Werbeplakate, Modemagazine und Bühnenoutfits ähnlich Ahnungsloser als Vorlage nehmen.

Das halte ich für eine gewagte These:

Schon der Ansatz, sich ein quietschbuntes Stück Stoff an den Hals zu binden, stellt doch einen bewussten Bruch mit der Förmlichkeit des restlichen Outfits dar. Dutzende Forumsmitglieder verschwenden wertvolle Lebenszeit darauf, jeden Morgen den perfekten Knoten zu binden und diesen dann mit einem, zwei oder mehr "Dimpeln" zu versehen. Mir schaudert es ob dieser Lässigkeit. Es soll ja sogar Zeitgenossen geben, die einen four-in-hand wegen seiner "schönen Asymmetrie" bevorzugen.

Und wer auch immer auf die Idee kam, seine Rotzfahne bauschig in die Brusttasche zu stopfen, gehört nachträglich aus diesem Forum verbannt, gemeinsam mit dem "Ahnungslosen", der als erster beschloss, dass sein unterster Sakkoknopf offen bleibt.

Wer Ironie findet, darf sie behalten. Und zum Thema: Nein, auch ich finde Knopf auf-Krawatte locker nicht schön, schiebe es aber auf jahrelange Konditionierung in diesem und anderen Foren. Dass für einen Vierzehnjährigen dieser Look aber weniger unnahbar scheint, weil er sich nun mal eher an Tarantino, Barney Stinson und Mike Ross orientiert, kann ich gut verstehen. Freuen wir uns doch einfach, dass sartoriale Mode durch diese Beispiele wieder im Aufwind ist.
 
Schon der Ansatz, sich ein quietschbuntes Stück Stoff an den Hals zu binden, stellt doch einen bewussten Bruch mit der Förmlichkeit des restlichen Outfits dar. Dutzende Forumsmitglieder verschwenden wertvolle Lebenszeit darauf, jeden Morgen den perfekten Knoten zu binden und diesen dann mit einem, zwei oder mehr "Dimpeln" zu versehen. Mir schaudert es ob dieser Lässigkeit. Es soll ja sogar Zeitgenossen geben, die einen four-in-hand wegen seiner "schönen Asymmetrie" bevorzugen.

Und wer auch immer auf die Idee kam, seine Rotzfahne bauschig in die Brusttasche zu stopfen, gehört nachträglich aus diesem Forum verbannt, gemeinsam mit dem "Ahnungslosen", der als erster beschloss, dass sein unterster Sakkoknopf offen bleibt.
Man kann zu der Sinnhaftigkeit einzelner Bestandteile eines sartorialen Outfits stehen, wie man will (quietschbunte Krawatten sind ein Thema für Karneval, zusammen mit den roten Clownnasen), die gekonnte Kombination aller Bestandteile macht es gerade aus. Wenn man etwas davon weglässt, ist es, als würde man sich nur einen Schuh anziehen. Oder einen Schuh und einen Pantoffel. Kann man natürlich machen, es ist ja gerade der Witz, dass man alles machen kann, aber das meiste davon nicht gut aussieht, weil es nicht mehr zusammenpasst. Dass das so ist, stellt jede neue Generation, die das in den letzten hundert Jahren versucht hat, auf's Neue fest. Warum nicht einfach mal aus der Geschichte lernen? Man muss keinen klassischen Anzug tragen. Aber wenn man ihn trägt, sollte man ihn tragen, wie er getragen werden soll. Nicht, weil man ein kleidungsgesetzestreuer Spießer ist, sondern weil man sich ein paar Gedanken darum machen sollte, warum das genau so aufeinander abgestimmt wurde und wie die Einzelteile zusammenspielen.

Die Frage ist doch eigentlich umgekehrt, warum man ein solches Outfit tragen, aber trotzdem gleichzeitig damit brechen möchte, weil das ja alles so schrecklich konventionell und verkrampft ist. :) Die Antwort darauf hat absolut nichts mit Ästhetik zu tun, sondern mit dem Wunsch nach Abgrenzung, nach Individualität selbst auf Kosten der Ästhetik. James Dean ist schon lange tot, aber noch in jedem adoleszenten Kopf präsent.

Auf der Ebene ist es dann schwer zu diskutieren, weil man ja eigentlich gar nicht darüber redet, warum man sich mit Krawatte und offenem Hemd als kleiner, cooler Rebell fühlt. ;) Es ist absurd, natürlich, deswegen redet man darüber nicht. Nicht absurder als der Möchtegern-Dandy mit den fünf sorgfältig kombinierten Mustern im Outfit, aber auf eine sehr viel simplere, plumpere, uninteressantere Weise.

Freuen wir uns doch einfach, dass sartoriale Mode durch diese Beispiele wieder im Aufwind ist.
Das ist sie trotz dieser Beispiele, nicht wegen ihr. :) Und der Aufwind ist auch sehr verhalten.
 
Ich finde es auch nicht schön, offener Kragen zur Krawatte. Das sendet für mich folgende Signale:

- mir ist mein Aussehen egal
- Halsweite und Kragenweite korrespondieren nicht
- eigentlich bin ich zu cool, um Krawatte zu tragen, aber mein Chef zwingt mich dazu. Ich bin zwar nicht cool genug, ihn zu ignorieren, aber aus Trotz lass ich jetzt den Knopf auf. So!

Irgendwo hier im Forum hatte auch jemand geschrieben: Es ist schön, auch abends noch so auszusehen, als ob man gerade frisch das Haus verlässt und nicht, als ob man einen harten Tag hinter sich hatte (sinngemäßes Zitat)

Im Umkehrschluss sehen Leute mit offenen Hemdkragen für mich aus, als ob sie morgens schon dreimal Bruce-Willis-Die-Hard-mäßig die Welt gerettet hätten - was ich regelmäßig bezweifeln möchte.
 
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Ich finde es auch nicht schön, offener Kragen zur Krawatte. Das sendet für mich folgende Signale:

- mir ist mein Aussehen egal
- Halsweite und Kragenweite korrespondieren nicht
- eigentlich bin ich zu cool, um Krawatte zu tragen, aber mein Chef zwingt mich dazu. Ich bin zwar nicht cool genug, ihn zu ignorieren, aber aus Trotz lass ich jetzt den Knopf auf. So!

Irgendwo hier im Forum hatte auch jemand geschrieben: Es ist schön, auch abends noch so auszusehen, als ob man gerade frisch das Haus verlässt und nicht, als ob man einen harten Tag hinter sich hatte (sinngemäßes Zitat)

Im Umkehrschluss sehen Leute mit offenen Hemdkragen für mich aus, als ob sie morgens schon dreimal Bruce-Willis-Die-Hard-mäßig die Welt gerettet hätten - was ich regelmäßig bezweifeln möchte.

Das sinngemäße Zitat stammt von Fox-Two ;)
 
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