Ärmeleinsatz bei Sackos

dedolph

Well-Known Member
Liebe Freunde der schönen Kleidung,
in den zahlreichen Büchern, die wir ja alle gelesen haben wird immer wieder vermittelt, dass beim Hemd die nicht gerade durchlaufende Naht zwischen Sachoseitennaht und Ärmelnaht ein Zeichen für Qualität darstellt. Und tatsächlich ist es so, dass bei meinen "besseren" Hemden von Barba, Borelli, Attolini oder Kiton ein kleiner Sprung im Nahtverlauf zu beobachten ist. Meine weniger guten und auch weniger teuren Hemden wie die von van Laack dagegen haben eine durchgehende Naht.

Nun endlich die Frage an die Fachwelt: Ist diese Nahtversetzung auch ein Qualitätsmerkmal bei Sackos? Meiner Beobacht nach ja. Meine Sackos von Caruso, Kuckelkorn oder Isaia haben eine versetzte Naht, die von "Fashion" Anbietern wie Hackett nicht.

Liebe Grüße und vielen Dank, Dedolph.
 
Ein Qualitätsmerkmal im Sinne von höherem Tragekomfort kann es nicht sein, da ich keinen Unterschied im Tragegefühl bei einer versetzten Seitennaht habe. Vielleicht bin ich aber auch nur zu ungeübt im Umgang mit besseren Hemden. Ich habe eher die weniger guten. :o
 
Gemeint ist, daß die Naht die von der Manschette bis zur Achsel läuft in der Achsel nicht auf die Seitennaht des Hemdekörpers trifft, sondern von dieser versetzt liegt. Letztens hat schon mal jemand das als Qualitätskriterium aufgeführt, weil es unschöne Stoffwülste in der Achsel vermeinden soll. Die allerdings habe ich noch nie gespürt.
 
Bei einem Zweinahtärmel trifft sowieso keine Naht des Ärmels auf die der Seitennaht.

Also sind wir nun bei Sakkos oder bei Hemden?
Bei Hemden kenne ich es garnicht, dass die Naht versetzt wird. Es müssen beim Arm einsetzen ja schliesslich gewisse Fixpunkte und Weitenverteilungen eingehalten werden, es sei denn, hier wird auch ein Zweinahtärmel verwendet. Ansonsten kann man nicht gerade mal verteilen, wie man möchte
 
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Liebe Kollegen,

erst einmal vielen Dank für die Auseinandersetzung.
Also ich beziehe mich mal auf Herrn Rötzel: Bei den Hemden mit durchgehender Naht wird das gesamte Hemd in einem Schritt zusammengefügt, während bei den besseren Hemden die Ärmel erst nachher angesetzt werden. Hier ist die Ärmelnaht ein wenig versetzt. Die Schultern sind in diesem Fall häufig von Hand genäht. Wir sprechen hier von Hemden im Bereich von 200 Euro .
Meine Frage bezieht sich darauf, ob bei Sackos ähnliches gilt.
Kann ich wie bei Hemden die Güte eines Sackos an der versetzten Ärmel-naht erkennen?
Liebe Grüße, Dedolph.
 
Also das muss man schon etwas differenzierter betrachten. Denn ob ein Hemd gut oder nicht gut ist, erkennt man sicher nicht an einer versetzten Naht. Nicht bündige Nähte sind mE oft ungenaues Arbeiten bzw werden diese gemacht, um zu dicke Nähte zu vermeiden. Ob ein Ärmel gerade eingesetzt wurde oder erst mit geschlossener Seitennaht eingesetzt wurde, erkennt man an den Innennähten. Dort sieht man, welche Naht zuerst genäht wurde. (Welche Naht dann eben über der anderen liegt. Das ist für mich allerdings kein Qualitätsurteil. Bei einem Hemd ist es übrigens egal ob ein Ärmel vorher bzw nachher eingenäht wird, da es dort sogut wie keine Mehrweite gibt im Vergleich zum Ärmel am Sakko...es komm wie gesagt auf den Ärmeltyp an.
Und die Sakkoärmel sind immer Zweinahtärmel. Bei deren Konstruktion gibt es bei keiner Verarbeitungsweise ein Aufeinandertreffen auf der Seitennaht. Sowohl im Handwerk als auch in der Industrie werden Sakkoärmel nach dem Schliessen der Seitennaht eingesetzt.
 
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Vielen Dank für die differenzierte Antwort. Aber eine Frage sei gestattet: welche Spitzenhemden kennst Du, die eine durchgehende Naht haben?
Grüße, Dedolph.
 
Ich kenne mich mit Herrenhemden überhaupt nicht aus. Ich habe mich nur aus meinem Wissen über Schnittkonstruktion und Verarbeitung geäußert. In der Verarbeitung kann es durchaus sein, dass die Naht versetzt wird, weil diese sonst an dieser Stelle zu dick bzw wulstig wird. Was ich jedoch bei einem Hemdenstoff nicht nachvollziehen kann.
Frag doch bei einem Hersteller oder bei einem Herrenschneider einmal nach. Vielleicht bzw ganz sicher wissen die genaustens Bescheid. Mich würde das auch interessieren :-)

Ist bei deinem Sakko, wo die Ärmel- auf die Seitennaht trifft der Ärmel mit zwei oder mit einer Naht verarbeitet?
 
Frag doch bei einem Hersteller oder bei einem Herrenschneider einmal nach. Vielleicht bzw ganz sicher wissen die genaustens Bescheid. Mich würde das auch interessieren :-)

Bei dem Satz habe ich mich doch gleich angesprochen gefühlt.....
Beim Sakko ist das Sakko (zumindest in der Maßschneiderei) versetzt. In der Regel um 1,6 cm. Je nach Haltung kann die Ärmelnaht sich weiter nach weiter oder hinten bewegt. Aber nur bei sehr aufrechten Personen fallen dann die Nähte aufeinander.
Bei meiner Herstellung von Maßhemden ist es zum Beispiel so, daß die Nähte aufeinander treffen. Das ist aus zwei Gründen auch nicht störend.
1. Die angebotenen Stoffe sind so fein, daß die Stofflagen, die dort aufeinander treffen, nicht spürbar störend sind.
2. In meinen Maßhemden wird immer ein Schweißblatt aus dem gleichen Stoff mit in die Hemden gefertigt und diese Stelle wird damit abgedeckt.

Bei einem dickeren, gröberen Hemdenstoff ist eine verlegte Ärmelnaht aber tatsächlich interessant.
 
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