Schwarzarbeit

Die Zahl der Eventeinladungen steigt nun wieder an, es locken Vernissagen, Buchpräsentationen, Premieren und Modenschauen. Eigentlich ideale Gelegenheiten, den Smoking auszuführen. Leider ist man dann oft der einzige im Abendanzug. Obwohl er genau für diese Art von Veranstaltungen gemacht ist. Es scheint die Meinung vorzuherrschen, dass man im Smoking overdressed wäre. Auch meinen viele, dass die Einladung ihn explizit verlangen muss. Beide Auffassungen sind nicht korrekt. Der Smoking ist abends grundsätzlich nie fehl am Platze, es sei denn, es handelt sich um ausgesprochen legere Events in lockerer Atmosphäre. Wenn aber z. B. ein Modedesigner zu einer Ladeneröffnung lädt und auf der Einladung einen „glamourösen Abend“ ankündigt, heißt das für mich Smoking. Und was die Forderung nach dem Abendanzug in der Einladung angeht. Wenn er verlangt wird, ziehen ihn die meisten anscheinend schon aus Trotz nicht an.

Jedenfalls kann ich mich an diverse Black-Tie-Events erinnern, bei denen die Gäste in hellen Anzügen oder Jeans herumstanden, die Smokingträger dagegen eine Minderheit bildeten. Deshalb greife ich immer dann zum Smoking, wenn a) der Gastgeber es sich wünscht und b) ich es für angebracht halte. Ich fühle mich bei einem Cocktail jedenfalls im James-Bond-Look am wohlsten. Und wenn ich nebenbei auch nur ein oder zwei anderen Herren Mut mache, beim nächsten Mal auch so zu erscheinen, hat der Spaß auch noch einen tieferen Sinn.

Kategorie: Magazin

Bernhard Roetzel

Bernhard Roetzel schreibt über Herrenmode und verschiedene Stilfragen. Der Bildband "Der Gentleman. Handbuch der klassischen Herrenmode" ist seine bekannteste Publikation, sie liegt in fast 20 Übersetzungen vor.

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