Zum Saisonwechsel: Ordnung schaffen im Kleiderschrank

Die letzten Wochen einer sich dem Ende zuneigenden Saison sind traditionell die Zeit für Reinigung, Reorganisation und Reparatur der Garderobe. Schließlich sind durchdachte Kleiderpflege und Verschleiß minimierende Lagerung entscheidende Faktoren, um möglichst lange Freude an kostbaren Kleidungsstücken haben zu können.

Bevor die Garderobe der vorangegangenen Saison für mehrere Monate verstaut werden kann, sollte sie fachmännisch gereinigt werden. Kein Kleidungsstück wird von der Behandlung in der chemischen Trockenreinigung besser. Frisch gereinigtes und gut gelüftetes Tuch ist jedoch weniger anfällig für Schimmel und Motten. Bei sachgemäßer Behandlung sollte —von groben Verschmutzungen einmal abgesehen— eine einzige chemische Reinigung je Saison genügen, kleinere Tragespuren lassen sich mit etwas Dampf und einer Bürste besetzt mit Naturborste mühe- und gefahrlos beseitigen. Bringen Sie saisonal gebundene Kleidung also am besten nach dem letzten Tragen —und nur dann!— zur Reinigung, bürsten Sie sie nochmals und verstauen Sie sie, falls Ihr Kleiderschrank keinen Platz für Unbenutztes vorsieht, in —idealerweise baumwollenen— Kleidersäcken. Hängende, möglichst ungefaltete Lagerung bei nicht all zu hoher Luftfeuchtigkeit ist Ihrer Garderobe am zuträglichsten.

Ordnung schaffen im KleiderschrankEin Kleidersack sollte nicht mehr als zwei oder drei Anzüge enthalten, damit noch genügend Luft zwischen den einzelnen Stoffschichten zirkulieren kann. Idealerweise besitzen Sie für jeden gekauften Anzug einen eigenen Kleidersack. Eine Ausnahme bilden solche garment bags, die in Überbreite konstruiert sind und so bis zu fünf Anzüge beherbergen können. Im Hinblick auf Atmungsaktivität und Feuchtigkeitstransport sollten Sie sich für Kleidersäcke aus Baumwolle oder einem anderen Naturmaterial entscheiden. Der zunächst höhere Anschaffungspreis rechtfertigt sich durch angenehmere Haptik und die oben erwähnten Vorzüge gegenüber einfacheren Varianten aus Polypropylen oder anderen Kunststoffen. Bedenken Sie immer: Schlechte Belüftung kann auch das allerbeste Tuch ruinieren!

Ist die Kleidung der alten Saison sicher und fachgerecht verstaut, ist die Stunde der jahreszeitlich passenden Stücke gekommen. Schadhafte Stellen, die nicht schon zum Ende des letzten Trageintervalls repariert wurden —ausgeplatzte Paspeln oder gesprengte Nähte, lose Knöpfe oder ausgefranste Knopflöcher— sollten nun schnellstens in Angriff genommen werden. Bei Arbeiten, die ein Änderungsschneider übernimmt, lohnt es sich, zusätzlich nach einem Bügelservice zu fragen. Leser, die schon einmal die Dienste eines Maßschneiders in Anspruch genommen haben, dürfen sich ein weiteres mal glücklich schätzen: Der Schneider wird nicht nur kleine, aber notwendige Reparaturen vornehmen, sondern die gekauften Stücke auch fachmännisch aufbügeln. Kein noch so guter Änderungs- oder Reinigungsbetrieb erzielt annähernd so gute Ergebnisse in Sachen Kleiderpflege wie der Handwerker, der sie hergestellt hat.

Übrigens: Auch saisonal gebundenen Schuhen —beispielsweise Winterstiefel oder Loafer— sollte man eine Grundpflege angedeihen lassen. Gerade die Wintermonate können durch schmutzigen Schnee, Spritzwasser und Streusalz jedes noch so haltbare und unempfindliche Leder auslaugen. Eine gründliche aber sparsame Behandlung mit einer nährenden Pflegecrème, gefolgt von einer Politur mit Hartwachspaste kann hier wertvolle Dienste leisten. Ledersohlen sollten mithilfe einer festen Bürste von Kieseln, Split und Schmutz befreit werden. Eine Behandlung mit speziellem Sohlenöl ist möglich, jedoch nicht unbedingt notwendig — die bereits für das Oberleder verwendete, je nach gusto farblose, Hartwachspaste reicht auch hier völlig aus. In Baumwollbeuteln verstaut sind gute Schuhe vor übermäßigem Anstauben über längere Ruhephasen hinweg geschützt.

Sollte in Ihnen angesichts all dieser dringend nötigen Maßnahmen nun ein ungutes Gefühl ob des vermeintlich großen Aufwandes aufsteigen, darf ich Sie beruhigen: Mit etwas Routine erledigt sich all das beinahe von selbst. Und Ihre Kleidung wird es Ihnen danken.

Kategorie: Herrengarderobe, Kleiderpflege

Florian S. Küblbeck

Florian S. Küblbeck ist freier Journalist und schreibt vor allem über Mode, Stil und Genuss. Mit seinem Erstwerk "Was Mann trägt: Gut angezogen in zwölf Schritten" gab er 2013 sein Debüt als Buchautor.

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