Winter-Basics: Handschuhe

Handgenähte oder maßgefertigte Handschuhe gehören zu jener Sorte Extravaganz, deren luxuriöser Komfort nur demjenigen ganz klar ist, der sie besitzt. Allein schon die einzigartige Auswahl sonst seltener Ledersorten lohnt die Investition in hochwertige Exemplare. Eine dieser Ledersorten ist Pekari. Diese Haut vom Südamerikanischen Nabelschwein ist extrem elastisch und strapazierfähig, dabei weich und wärmend genug, um Handschuhe daraus selbst im Winter ohne Futter tragen zu können. Seine natürliche Zeichnung macht Pekari-Leder in den klassischen Farbtönen von hell- bis mittelbraun vielseitig kombinierbar. Sollten Sie nur ein Paar Handschuhe besitzen wollen, dann sollte es aus diesem Leder bestehen. Aber wer will das schon?

Zu den Lederarten, die sich besonders gut für Handschuhe eignen, aber anderswo kaum mehr Verwendung finden, gehören außerdem glattes oder sämisch gegerbtes Hirschleder oder generell die sonst eigentlich nur von der Trachtenomde her bekannten Sämisch- oder Chamoisleder. Bei dieser Gerbemethode werden Häute von Huftieren mit Tran behandelt. Durch den traditionellen Auftrag mit einer Bürste entsteht die charakteristische, nur oberflächliche Färbung des Leders. Gelbes Chamois ist die Alternative der Wahl zum Universalhandschuh aus Pekari. Das früher weit verbreitete Glacé, ein mit Alaun und Ei gegerbtes, weißes Leder, findet heute praktisch keine Verwendung mehr, wohl auch, weil die Reinigung solcher Handschuhe nicht unbedingt unproblematisch zu nennen ist. Als Alternative kommt meist dünnes Kalbs- oder Schweinsleder zum Einsatz.

Die Außenseite eines Handschuhs kann entweder maschinell oder von Hand genäht sein. Beide Methoden haben ihre Berechtigung und jeweils keine wesentlichen Nachteile hinsichtlich der Qualität. Die Entscheidung für eine der Macharten ist somit eher eine optische Frage. Maschinengenähte Handschuhe sind entweder verstürzt, also auf der Innenseite und somit unsichtbar vernäht, oder gesteppt, also verstürzt und mit einer zusätzlichen Oberflächennaht fixiert, verarbeitet. Ihre handgenähten Pendants dagegen sind meist offenkantig genäht, was beispielsweise dem bereits erwähnten Pekarihandschuh besonders gut steht.

Die Wahlmöglichkeiten beschränken sich allerdings nicht nur auf die Äußerlichkeiten des Handschuhs. Gut sortierte Fachgeschäfte und Handschuhmacher halten ein breites Sortiment an Futtermaterialien bereit. Seide ist das am wenigsten wärmende davon und eignet sich deshalb weniger für die ganz kalten Tage des Jahres. Wem Seide zu teuer oder zu wenig haltbar erscheint, findet in Viskose eine günstigere Alternative. Deutlich wärmer, aber auch etwas voluminöser und damit geringfügig weniger elegant sind Futter aus Wolle oder Kaschmir. Am Ende der Wärmeskala steht Lammfell. Besonders schön aber leider auch teuer ist es, wenn es „wie gewachsen“, also mit Futter und Oberleder in einem Stück, verarbeitet wird. Liebhaber schätzen gänzlich ungefütterte Handschuhe. Neben Pekari eignet sich für diese Form, die sich übrigens platzsparend in der Manteltasche verstauen lässt, vor allem Hirschleder, das aufgrund seiner besonders samtigen Fleischseite natürlich wärmend wirkt.

Natürlich passt nicht jeder Handschuh zu jedem Trageanlass. Während man zur Tagesgarderobe bedenkenlose braune Handschuhe mit Wollfutter tragen kann, wären diese zum Smoking oder gar Frack eher unpassend. Der Formalitätsgrad des Anzuges sollte sich also im Mantel ebenso wie in den Handschuhen wiederfinden. Tagsüber ist erlaubt, was nicht zu formell wirkt: Struktur- oder Rauleder, je nach Geschmack gefüttert oder ungefüttert sind eine gute Wahl. Abends sollte es zum Smoking ein ungefütterter Handschuh aus dünnem Chamois oder Waschleder sein, idealerweise in den Farben gelb, crème oder grau. Zum Frack trägt man hingegen weißes Waschleder oder Glacé, im Sommer (ein Überbleibsel aus Zeiten, in denen der Handschuh mehr als nur handwärmende Funktion hatte) auch Seide, dann allerdings nur als schmückendes Beiwerk. Zur formellen Tagesgarderobe wie cutaway coat oder Stresemann ist Sämischleder, wiederum in grau oder gelb, ideal.

Gutes Handschuhleder braucht nur sehr wenig Pflege. Gelegentliches Einreiben mit einer Lederlotion oder farbloser Schuhpflegeemulsion, der weichen und nährenderen Alternative zum Schuhwachs, genügt meist vollkommen. Nass gewordenen Handschuhen sollte man, wie auch guten Lederschuhen,genügend Zeit geben, um zu trocknen, damit sich das Leder langsam erholen kann. Vermeiden Sie künstliche Wärmequellen zur Trocknung von Leder, um Rissen in der Oberfläche vorzubeugen.

Kategorie: Herrengarderobe, Handschuhe

Florian S. Küblbeck

Florian S. Küblbeck ist freier Journalist und schreibt vor allem über Mode, Stil und Genuss. Mit seinem Erstwerk "Was Mann trägt: Gut angezogen in zwölf Schritten" gab er 2013 sein Debüt als Buchautor.

Kommentar schreiben