Wann passt das Hemd? (Teil 1)

Ebenso wichtig wie die Verarbeitungsqualität ist für eine Garderobe, die den Launen der Mode und der Belastung des täglichen Gebrauchs standhalten soll, zweifelsohne die Passform. Besonders exemplarisch lässt sich dies am Schnitt des Hemdes darstellen, dem die Modeindustrie in den letzten Jahren eine rigorose Verschlankungskur hat angedeihen lassen. Natürlich soll ein Hemd grundsätzlich seinem Träger passen. Doch: Wann genau passt das Hemd tatsächlich optimal?

Diese Frage ist natürlich nicht universel zu beantworten, da die Vorlieben des Trägers im wahren Wortsinne das Maß aller Dinge darstellen sollten. Dennoch kann an einigen Anhaltspunkten grundsätzlich auf die Paßform des Hemdes geschlossen werden, ohne dabei den Träger hinsichtlich seiner individuellen Präferenzen zu beeinflussen. Diese sind: Kragen, Manschetten, Ärmellänge, Körperlänge und Schulterweite. Ist die Passform anhand dieser Parameter schlau gewählt, wird der restliche Schnitt zur –ohnedies veränderlichen– Nebensache.

Ausgangspunkt: Der Kragen
Der Kragen sollte stets den Ausgangspunkt der Beurteilung eines Hemdes darstellen. Sitzt er nicht richtig –sei es, weil er zu eng oder zu weit, zu hoch, zu niedrig, zu schmal oder zu gespreizt ist– nützt das schönste Hemd nichts. Der Kragen ist das wichtigste Attribut des Herrenhemde,s befindet er sich doch direkt unter dem Kinn des Trägers und wirkt nicht zuletzt durch seine ständige Präsenz permanent auf die Wahrnehmung des Gesichtes ein. Man sollte zweierlei beachten: Der Kragen muß einerseits natürlich die richtige Weite haben, das Kragenband sollte im Umfang etwa einen bis maximal zwei Finger weiter sein als der Hals des Trägers. Dies ist wichtig, um den Träger nicht unnötig einzuengen, sowie ein Einlaufen des Hemdes während der ersten Wäschen zuzulassen. Andererseits sollte die Dimension und Form des Kragens so gewählt werden, daß sie die Attribute des Trägers vorteilhaft unterstreicht. Für die Praxis könnte einer grober Leitfaden in etwa so aussehen: Schmale Hälse und Gesichter wählen besser keine allzu schlanken Abstände zwischen den Kragenschenkeln, umgekehrt sind breitgesichtige Träger mit schmäleren Kragenformen besser beraten. Ein langer Hals erfordert natürlich einen höheren Kragen als ein besonders kurzer. Übertreibungen in jede Richtung gilt es jedoch zu meiden, um die eigenen körperlichen Maken nicht in kontrastierender Weise besonders hervorzuheben. Unsichere Käufer sind am besten Dammit beraten, eine Vielzahl verschiedener Kragenformen anzuprobieren und diejenige zu wählen, die bei nüchterner Betrachtung dem Gesicht am meisten schmeichelt. Erst wenn dieses Merkmal sicher ausgweählt ist, sollte man überhaupt damit beginnen den Rest des Hemdes zu inspizieren.

Schlüssel zur richtigen Ärmelweite: Die Manschette
Tight in collar and cuffs. So lautet ein Englischer Leitsatz zur Passform des perfekten Hemdes. Tatsächlich sollte die Manschette nicht über Gebühr weit sein, damit der Ärmel nicht auf die Hand rutschen kann, denn so würde die ideale Ärmelpassform gestört. Optimal wäre auch hier etwa ein fingerbreit Luft zwischen Handgelenk und Manschette. So belibt die Manschette –als knöpfbare Sportvariante wie auch als Umschlagmodell– angenehm zu tragen und ermöglicht gleichzeitig ein großzügiges Maß der Ärmellänge.

Im morgen erscheinenden zweiten Teil erfahren Sie alles über die übrigen Anhaltspunkte zur Ermittlung der perfekten Hemdenpassform. Bleiben Sie also gespannt!

Kategorie: Herrengarderobe

Florian S. Küblbeck

Florian S. Küblbeck ist freier Journalist und schreibt vor allem über Mode, Stil und Genuss. Mit seinem Erstwerk "Was Mann trägt: Gut angezogen in zwölf Schritten" gab er 2013 sein Debüt als Buchautor.

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