In den letzten Wochen wiederholte sich eine Szene in meinem Leben immer und immer wieder. Andauernd saß ich, kaffeetrinkend, in der Küche und wartete. Wartete darauf, dass endlich die erlösende Klingel ertönen würde. Ich bin ein ungeduldiger Mensch. Umso quälender ist diese dauernde Warterei für mich. Doch ich nehme es mittlerweile gerne in Kauf. Denn es gehört dazu. Das Warten ist ein wesentlicher Teil meiner Leidenschaft. Das Warten auf den Paketboten, der immer wieder diese kleinen braunen Pakete mit dem immer etwas ungewissen Inhalt bringt. Im ersten Paket war ein mittelblauer Anzug. Ein grauenhaftes Teil. Aus einer Kunstfaser, nach deren bloßer Berührung man das unwillkürliche Verlangen hatte, sich die Hände zu waschen. Ein absoluter Reinfall. Warum mich trotzdem die Neugierde packte und ich noch am gleichen Tag erneut beim selben eBay-Händler zuschlug, vermag ich beim besten Willen nicht zu sagen. Bereut habe ich es auf jeden Fall nicht! Ein neuer Boss Selection Anzug für unter fünfzig Euro? Serious? Neu! Die Hose ist noch nicht gesäumt, die Gehschlitze noch zugeheftet.

Das, meine Herren, ist das Phänomen eBay. Jahre ist es her, dass alle Welt der Meinung war, auf dieser Auktionsplattform könnte ein Schnäppchen nach dem anderen schießen. Die Zeiten sind unweigerlich vorbei, wenn es um iPhones, Laptops, Flatscreens und Co. geht. Doch die Jagdgründe der feinen Kleidung sind immer noch reich. Zahlreiche Großhändler bieten eine unglaubliche Fülle an Anzügen, Hemden, Jacken, Mänteln, Schuhen.

Anderorts sieht es ähnlich aus. Viele Second-Hand-Läden, Oxfam, Vintage-Onlineshops, Foren und, und, und bieten eine ungeahnte Vielzahl an Möglichkeiten, sich exzellent zu kleiden, ohne ein Vermögen auszugeben.

Für mich macht diese Jagd den größten Reiz aus. Ich habe gelernt, geduldig zu sein. Zu warten, zu schauen. Und im richtigen Moment zuzuschlagen. Ich trage heute – mal sehen – Boss Selection, Massimo Dutti, Kiton und Edward Green. Und habe etwa 150 Euro für das gesamte Outfit bezahlt. Das wäre selbst bei H&M nicht drin.

In den nächsten Wochen werde ich in loser Folge Tipps geben, wo die besten Schnapper zu machen sind, wie man am günstigsten kombiniert und warum auch ein C&A-Anzug den Grundstein zu einem hervorragenden Outfit bilden kann.

Bis dahin, Cheers Gentlemen,

Philipp Eberstein