Im Zweifel einfach weglassen

Viele Leserfragen, die ich per E-Mail erhalte, kreisen immer wieder um eine Frage: Wie kombiniere ich mein Einstecktuch geschmackvoll, aber unauffällig? Höchste Zeit, sich mit diesem Thema etwas ausführlicher auseinanderzusetzen.

Das wichtigste vorweg: Wirklich unauffällig ist ein Einstecktuch nie. Zumindest nicht heutzutage. Auch wenn in den letzten Jahren ein verstärktes Interesse an klassischer Herrenmode und eleganter Kleidung spürbar ist, bleibt ein Stück Stoff in der Brusttasche des Sakkos für die meisten Zeitgenossen doch ein entschieden ungewohnter und dadurch befremdlicher Anblick. Das soll allerdings nicht heißen, dass man deshalb ganz auf ein Einstecktuch verzichten sollte. Wofür ist die Außentasche auf Brusthöhe des Sakkos schließlich sonst da, wenn nicht, um ein schönes Tuch zu beherbergen?

Das Einstecktuch wirkt umso unauffälliger, je natürlicher und selbstverständlicher es getragen wird. Klarerweise ist diese Lässigkeit im Umgang mit dem früher unverzichtbaren Accessoire eines jeden Mannes nicht naturgegeben. Sie will mühsam erarbeitet sein. Faustregel: Im Zweifel lieber ein schlichtes Tuch in einfacher Faltung wählen, wenn man sich damit wohler fühlt. Nichts stört das Erscheinungsbild so sehr wie ein perfektes Outfit an einem Träger, der sich damit verkleidet und unsicher fühlt. Dieses Gefühl von Unwohlsein, das zu erkennen der Gegenüber meist schneller in der Lage ist, als er das Einstecktuch an sich bemerkt, lässt sich durch Vermeidung des all zu Übertriebenen leicht umgehen.

Für Einsteiger empfiehlt sich ein einfaches weißes Tuch aus Leinen oder Baumwolle in gerader Faltung. Dezent platziert fällt es kaum auf. Auch erfahrene Gentlemen greifen auf diesen Klassiker immer wieder zurück, was schon Stilhelden wie Cary Grant oder Fred Astaire eindrucksvoll zu beweisen wussten. Hat man schon einige Sicherheit und den notwendigen Wohlfühlfaktor auf diesem Wege gesammelt, lohnt ein Blick auf etwas extravagantere Tücher. Wie wäre es zum Beispiel mit einem Tuch aus dezent bedruckter Seide oder gar Wolle? Tweedjacken profitieren beispielsweise ungemein von einem kleinen Farbklecks in Form von Gumtwill in der Sakkotasche.

Die Rechtecksfaltung stellt natürlich längst nicht das gesamte Spektrum der Falttechniken dar. Versuchen Sie sich beispielsweise mal an der Bauschfaltung, die mehr vom Dessin des Tuches zeigt und sich damit besonders für großformatige Drucke oder Webmuster eignet. Und bei großer Unsicherheit in Kombinationsfragen gilt: Im Zweifel einfach weglassen! Das Tuch natürlich.

Kategorie: Magazin

Florian S. Küblbeck

Florian S. Küblbeck ist freier Journalist und schreibt vor allem über Mode, Stil und Genuss. Mit seinem Erstwerk "Was Mann trägt: Gut angezogen in zwölf Schritten" gab er 2013 sein Debüt als Buchautor.

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