Herbstgedanken

Den Frühling läute ich damit ein, dass ich die Chino aus dem Schrank hole. Der Herbst manifestiert sich in der Garderobe dagegen durch den Umstieg von Baumwoll- auf Wollkniestrümpfe. Heute früh war es soweit. Verstärkt wurde der Wunsch nach wärmeren Füßen noch durch eine aufziehende Erkältung, doch auch so war es schon zu Beginn der Woche morgens erstaunlich kühl gewesen. Den „fieldcoat“ aus Tweed hatte ich deshalb schon in der Woche davor hervorgeholt, heute zog ich erstmals nach Monaten wieder ein Paar weinrote Wollstrümpfe an.

Eine gewisse Zeit bleibe ich dann noch bei den relativ weit ausgeschnittenen Loafern aus Rauleder, die ich seit dem Frühjahr fast ständig ausführe, wenn es dann noch kühler wird, folgt der Umstieg auf Schnürer. Je nach Temperatur Oxfords und Brogues mit Ledersohle oder Chukkaboots mit Kunststoffsohle. Die dauerhafte Freude an der klassischen Bekleidung ist sicherlich auch darin begründet, dass sie sich stark an den Jahreszeiten orientiert. Man trägt zwar immer die gleichen Basisteile, aber mit langen Pausen. So wird man ihrer nie überdrüssig. Im Gegenteil. Die Freude auf zeitweise eingemotteten Hosen, Jacken und Schuhe steigt bis zum Ende jeder Saison immer wieder an. Wechsel innerhalb des Vertrauten als das Erfolgsgeheimnis der zeitlosen Mode.

Kategorie: Magazin

Bernhard Roetzel

Bernhard Roetzel schreibt über Herrenmode und verschiedene Stilfragen. Der Bildband "Der Gentleman. Handbuch der klassischen Herrenmode" ist seine bekannteste Publikation, sie liegt in fast 20 Übersetzungen vor.

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