Haupttrend Hut

„Herbstzeit ist Hutzeit“, freut sich Jürgen Eifler. In seinem Laden im szenigen Kölner Friesenviertel fertigt der gelernte Hut- und Mützenmacher Kopfbedeckungen nach Maß. Doch er sieht seine Erzeugnisse nicht als stilvolle Alternative zur Pudelmütze, sondern als Krönung des Outfits: „Nur mit Hut ist ein Mann komplett gekleidet.“ Die Aussage mag seinem Beruf geschuldet sein, sie deckt sich aber mit dem Trend: Hüte und Mützen sind „in“ und zwar quer durch alle Altersschichten.

Die Gründe sind ganz unterschiedlich. Bei den Teenies liegt es nach Eiflers Meinung an den Musikvideos. „Wenn Justin Timberlake einen Hut trägt, wird das nachgemacht.“ Auch der Trend zu raspelkurz geschorenem Haar kurbelt die Nachfrage an, denn „ohne Hut haben die Stoppelträger im Winter ein Problem.“ Der demographische Faktor tut sein Übriges: „Wenn das Haar dünner wird, friert man obenrum.“

Wenn Mann sich zum Hut entschlossen hat, steht er häufig etwas ratlos vor dem Regal in der Hutabteilung. Welches Modell passt zum mir und welche Farbe? Der Verband Gemeinschaft Deutsche Hutfachgeschäfte e.V. empfiehlt auf seiner Webseite derzeit den Trilby, ein Hutmodell mit etwas kleinerer Krempe, für den sportlichen Typ rät er zu rustikaleren Outdoor-Modellen oder Schiebermützen. Jürgen Eifler, der auch schon Promis wie den Schauspieler Dietmar Bär oder Designer Karl Lagerfeld behütet hat, achtet bei seinen Maßanfertigungen ohnehin auf perfekte Passform und ausgewogene Proportionen: „Ein großer breiter Mann braucht einen entsprechend ausladenden Hut.“ Ein höheres Modell kann dagegen ein langes Gesicht optisch ausgleichen.

Die Hüte werden auf der Basis von vier Grundmodellen gestaltet, wobei Eifler all Details von der Form der Krempe bis zur Breite des Hutbands nach Kundenwunsch arbeitet. Zum Bürozwirn rät er zu Dunkelblau, Schwarz oder Anthrazit, für den englischen Countrylook empfiehlt er Braun oder Grün. Als Material kommt bei ihm nur Hasenfilz zum Einsatz, Wollfilz läuft nämlich ein, wenn er nass geworden ist. Ansonsten verwendet Eifler samtigen Velours und für seine Kappen schottische Tweeds. Der Maßhut aus Köln ist mit Preisen zwischen 200 und 400 Euro nicht teurer als ein gutes Markenprodukt, obendrein arbeitet Eifler seine Kreationen einmal pro Jahr kostenlos auf. Die Lieferzeit beträgt zwischen 14 und 18 Tagen, für Mützen braucht er zwei bis drei Wochen.

Wer nicht gleich zur Maßarbeit greifen will, sollte beim Kauf genau hinschauen. Ein Schweißband aus Kunstleder oder Synthetik ist bei günstiger Ware üblich aber nicht angenehm zu tragen. Eifler verwendet atmungsaktive Seide. Die Qualität des Filzes lässt sich ertasten, gute Ware fühlt sich weich und flexibel an. „Wer einen ausgesprochenen Regenhut sucht, sollte zu Modellen aus gewachster Baumwolle greifen“ meint der Profi, doch auch einen Filzhut kann er relativ regendicht machen. „Ich arbeite dann bei der Herstellung eine Appretur ein, allerdings wird der Filz dann etwas härter im Griff.“ Dafür ersetzt der Hut dann aber auch den Schirm.

Adressen
Jürgen Eifler. Hüte nach Maß
Friesenwall 102 A
50672 Köln
Tel: 02 21- 24 45 35

www.hut-mode.de
Internetpräsenz der Gemeinschaft Deutsche Hutfachgeschäfte e.V. mit Tipps und Händleradressen.

www.stetson-europe.com
Europäische Website der amerikanischen Kult-Marke.

www.mayser-kopfbedeckungen.de
Homepage des bekanntesten deutschen Hutfabrikanten.

Kategorie: Magazin

Bernhard Roetzel

Bernhard Roetzel schreibt über Herrenmode und verschiedene Stilfragen. Der Bildband "Der Gentleman. Handbuch der klassischen Herrenmode" ist seine bekannteste Publikation, sie liegt in fast 20 Übersetzungen vor.

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