Was trinke ich heute....

Gestern abend eine schöne Überraschung aus der Rubrik Kellerrestesaufen. :D In die letzte Flasche Cuvée Confiance der an sich großartigen Domaine La Soumade aus dem exzellenten Jahrgang 2000 hatte ich nicht mehr viel Vertrauen (sic! :)). Aber die in jungen Jahren tannin- bis teerlastigen Rasteau-Weine (ich gestehe offen, dass ich den Wein nach Verkostung beim Händler eher nach der hohen Parkerbewertung gekauft habe, der Mann hat halt Ahnung von Grenache) darf man im Alter nicht unterschätzen. Wuchtige, dunkle Frucht (Holunder, Johannisbeere, Pflaume), genau auf den richtigen Punkt geschmolzenes, schön integriertes Tannin, endlos lang und perfekt balanciert. Geschmacklich kaum vergleichbar mit den Grenache-Cuvées im restlichen südlichen Rhône-Tal, dunkler und kräftiger und dabei weniger würzig als z.B. Châteauneuf-du-Pape. Die Flasche lag über den größten Teil meines Weinlebens in meinem Keller und hat in der Zeit auch schon einen Umzug überstanden. Aber Vertrauen kann sich lohnen. ;)

20191116_205242candidate.jpg
 
Diese Woche hatte ich eines der besten Biere, das ich dieses Jahr (und eigentlich überhaupt jemals) trinken durfte:

Frau Grubers Seriously Mysterious. Ein grandioser samtiger und mundfüllender Körper, erfrischende Zitrusfrucht im Antrunk und liebliche Ananas und Kokosnuss im Abgang. Ein wirklich sensationell ausbalanciertes Bier.

Anhang anzeigen 205452

Mit 8,3 Vol % Alkohol gehört es zu den eher stärkeren Vertretern der DIPAs. Die fruchtigen Aromen stammen von den Hopfensorten Select, Motueka und Nelson Sauvin (letztgenannte sind Züchtungen aus Neuseeland), das Fundament bilden Gersten-, Weizen- und Hafermalz. Zur eingesetzten Hefe habe ich leider keine genaueren Angaben. Frau Gruber bewegt sich für heimische Verhältnisse im oberen Preissegment (etwa sieben bis acht € je 440 ml), allerdings sind die Ergebnisse auch auf einem konstant hohen Niveau mit gelegentlichen erfreulichen Ausreißern nach oben. Insofern ist das Preisniveau hier imho auch wirklich gerechtfertigt.
Klingt eher nach Smoothie ;)
 
Zum wochenendlichen Filetsteak freilaufender Rinder aus den Weiten Nebraskas gab es heute eine junge Wuchtbrumme aus dem südlichen Rhône-Tal, den einfachen Chateauneuf-du-Pape von Clos Saint Jean, eines vergleichsweise jungen Guts, das seit 2003 mit Hilfe des freien Önologen Philippe Cambie moderne, konzentrierte Cuvées mehrheitlich aus alten Grenache-Reben der Spitzenlage Le Crau erzeugt. 2016 war ein großes Jahr für die Region, so hat auch dieser "Basiswein" schon dunkle, überbordende Frucht, Brombeere, Himbeere, süße Kirsche und die Kräuter der Provence, wuchtiger Körper, laaaanger Abgang. Die auf dem Etikett ausgewiesene erstaunliche Alkoholgradation des Jahrgangs habe ich gleich noch separat fotografiert. Bei dem hohen Extrakt merkt man den Alkohol nicht, jedenfalls solange man nicht zu schnell vom Sofa aufsteht. :)

20191123_164850candidate.jpg
20191123_164839(0)candidate.jpg
 
Dem hätten 10 Jahre mehr bestimmt gut getan.
Joa, aber er wäre dann nicht besser, nur anders, jetzt ist er halt in seiner Primärfruchtphase. Es ist halt kein tanninreicher Bordeaux, der in diesem Alter schwer trinkbar wäre.

Ich habe früher auch Wein beliebig alt werden lassen (ein wenig davon habe ich ja auch noch im Keller ;)). Aber dabei habe ich auch nicht wenige Weine überlagert, weil ich mit dem Elan des Einsteigers mehr gekauft habe, als ich sinnvoll trinken konnte. Davon bin ich schon länger abgekommen. Ich mag gut gereifte Weine, wenn sie es vertragen, aber nicht jeder Wein muss alt werden. Eigentlich die wenigsten.
 
Gestern und heute eine von mir etwas ungeliebte Rebsorte, die Pinot Noir, für deren beste Vertreter mir meist schlicht die Finanzkraft und die Duldsamkeit schwachen Weingegenwerts für hohe Preise fehlt. :)

Aber diesen Südtiroler aus Kaltern hatten wir schon vor Ort liebgewonnen, die Selektion der besten Trauben des Gutes Manincor Mason di Mason aus dem ausgezeichneten Jahrgang 2015 (nur Mason heißt der Standard-Pinot-Noir), ein granatroter, vergleichsweise kräftiger, fester Vertreter der Rebsorte, intensive Heidelbeere und Sauerkirsche, Piment, etwas Zimt, toll balancierte Säure, gute Länge. Auch beim Etikett. ;) Man beachte die detaillierte Trinkempfehlung in Piktogrammen, da kann doch nichts mehr schief gehen. :cool:

20191125_213557candidate.jpg
20191125_213609candidate.jpg
20191125_213631candidate.jpg
 
Gestern und heute eine von mir etwas ungeliebte Rebsorte, die Pinot Noir, für deren beste Vertreter mir meist schlicht die Finanzkraft und die Duldsamkeit schwachen Weingegenwerts für hohe Preise fehlt. :)
Ungeliebte Rebsorte wegen der allgemeinen Stilistik vom Pinot Noir oder nur wegen der abschreckende Wirkung von DRC o.ä.?
 
Ungeliebte Rebsorte wegen der allgemeinen Stilistik vom Pinot Noir oder nur wegen der abschreckende Wirkung von DRC o.ä.?
Ich tendiere zu kraftvolleren Weinen als Pinot Noir sie im Allgemeinen liefern kann, aber mein Hauptproblem mit Pinot Noir ist eigentlich Burgund. :) DRC ist wenigstens konsistent toll in dem, was sie machen (soweit ich das rudimentär verkosten konnte ;)), aber du kannst halt gut 3-stelliges Geld in einen Clos de Vougeot von einem der 60 oder 80 Erzeuger mit Land in dieser Lage versenken und stehst dann mit einer sehr einfachen Plörre im Glas und langem Gesicht da. Roter Burgunder wird zu großen Teilen unabhängig von konkreten Qualitätserwägungen ahnungslos oder auf masochistischer Hoffnungsbasis gekauft und das senkt natürlich das Preis-Genuss-Verhältnis auch in der Breite. Das heißt ja nicht, dass man dort nichts trinken könnte, aber entweder muss man richtig viel Geld in die Hand nehmen oder man erzielt nur Zufallstreffer mit hoher Jahrgangsvarianz.

Der oben beschriebene Manincor ist jetzt auch kein Resterampenangebot, ich denke, ich habe um die 55€ dafür hingelegt, aber dafür auch einen weichen Riesen mit kräftigem Rückgrat bekommen, den Méo-Camuzet (um mal was Burgundisches in einem ähnlichen Stil zu erwähnen) auch für den doppelten Kurs nicht so viel besser machen könnte (für's Vierfache vielleicht, aber dafür bin ich dann auch am Ende zu arm ;))..
 
Oben