"Was Mann trägt" (arte-Dokumentation, Fra 2018)

Heiner65

Well-Known Member
Ich brauch' noch mindestens ein weißes T-Shirt. ;)
Was ist ein Mann "mit Stil"? Wie kleidet ein Mann sich richtig – praktisch oder schick, schlicht oder schrill? Die Dokumentation gibt Antworten auf Stilfragen, die Männer sich stellen oder nie zu stellen wagten, und sie beschäftigt sich mit Themen wie Körperwahrnehmung, Sportkleidung, Schmuck und Anzugkult....

Kann Man(n) sich ansehen. Im TV: So, 8.7.2018, 21:50 Uhr
oder Online: https://www.arte.tv/de/videos/080128-000-A/was-mann-traegt/
 
Kann Man(n) sich ansehen. Im TV: So, 8.7.2018, 21:50 Uhr
oder Online: https://www.arte.tv/de/videos/080128-000-A/was-mann-traegt/
Das Fehlschluss einschlägiger französischer Journalisten und Doku-Filmemacher ist, dass sie tatsächlich glauben, dass "Designer" irgendeinen Eindruck auf die Alltagskultur haben. Das hatten sie mit einem inhaltlich gestalterischen Beitrag für Herrenbekleidung das letzte Mal in den 1980ern mit Armani und Versace. Heute ist das nur eine geschlossene und von der realen Welt abgetrennten Filterblase von Modeschaffenden auf Modeschauen und internen Events, die in ihrem eigenen Saft schmort.

Der Gedanke einer kleinen Avantgarde, die in eigenem Interesse vordenkt, was die Masse zu tragen hat, ist natürlich verführerisch im Sinne des Kommerzialismus. Wenig Aufwand, Marketing zum Cool-Machen, Brand Logo draufpappen und dann zum 5-fach überhöhten Preis verkaufen, die Degradierung des Konsumenten zur seelenlosen, mit simpler, einfach zu produzierender und zu weit überhöhten Preisen verkaufter Arbeitskleidung uniformierten Energieeinheit, dieser kritische Aspekt kam kurz am Ende auf, aber wurde aus meiner Sicht zu wenig thematisiert.

Auch der Aspekt, dass wir heute große Freiheiten haben, wie wir uns auf der Bühne des Lebens inszenieren, diese Freiheiten aber in der Breite kaum nutzen, sondern uns nur jeweils anders uniformieren, wurde angesprochen, kam aber - gerade im Spannungsfeld männliches Selbstverständnis und Kleidung - viel zu kurz.
 
Kleinere Trends gibt es auch im klassischen Sektor, wenn man nicht 100% bespoke geht.

Tickettasche, Spitzfasson und der aktuelle unconstructed Trend kommen immer wieder auf und haben ihren Ursprung sicher in den Kollektionen der "Designer".

Das ist wie mit der Werbung, ich glaube auch 100% immun zu sein, stimmt wohl auch, wenn es um Autos, Smartphones etc. geht, die man vergleichen kann. Auch bei Getränken und Waschmittel habe ich längst meine Präferenz, es sind eher die ganz kleinen Dinge, wie ein neues Duschgel, dass man ausprobieren möchte.
 
Tickettasche, Spitzfasson und der aktuelle unconstructed Trend kommen immer wieder auf und haben ihren Ursprung sicher in den Kollektionen der "Designer".
Klar gibt es auch Wechselwirkungen zwischen klassischer Herrenbekleidung und aktuellen Trends. Aber da kommt wenig rein, was es nicht schon immer gegeben hat und dann nur einen größeren Aufmerksamkeitsanteil als sonst bekommt, die klassische Herrengarderobe hat halt eine sehr weite Spannweite. Auch die in den letzten Jahren über Napoli in Mode gekommene plissierte Schulter z.B. war in den 1940er Jahren im angloamerikanischen Raum kurz modern.
 
Das Filmchen hat durchaus amüsante Aspekte.
Ende der 1930er waren die Sakkos kürzer als derzeit.
Liberace tritt in den 1970ern mit einem noch kürzeren Sakko auf, das selbst heute verhaltensauffällig wäre.
Steve McQueen und Maron Brando wären in diesem Forum gnadenlos durchgefallen. Die Hemdkrägen gehen nicht unter das Sakko.

Interessant sind die historischen Rückblenden. Sie zeigen, dass dieses Forum eine extrem eingeschränkte Wahrnehmung dafür hat, was korrekte Kleidung ist. Ein einzelner Stil, der nur in einem winzigen Moment der Geschichte "modern" war, wird als allgemein gültig erklärt.
 
Das Filmchen hat durchaus amüsante Aspekte.
Ende der 1930er waren die Sakkos kürzer als derzeit.
Liberace tritt in den 1970ern mit einem noch kürzeren Sakko auf, das selbst heute verhaltensauffällig wäre.
Steve McQueen und Maron Brando wären in diesem Forum gnadenlos durchgefallen. Die Hemdkrägen gehen nicht unter das Sakko.

Interessant sind die historischen Rückblenden. Sie zeigen, dass dieses Forum eine extrem eingeschränkte Wahrnehmung dafür hat, was korrekte Kleidung ist. Ein einzelner Stil, der nur in einem winzigen Moment der Geschichte "modern" war, wird als allgemein gültig erklärt.
Der Film zeigt halt Herrenbekleidung auch aus einer sehr französischen Sicht... ;) McQueen und Brando waren sicherlich auch nicht mehr Überstyler ihrer Zeit als George Clooney heute, das vergisst man halt auch sehr schnell. Es gibt sicherlich Dutzende Hollywood-Schauspieler der 1940er bis 1960er, die gute Gegenbeispiele liefern könnten.
 
Stimmt! Auch George Clooney trägt regelmäßig Hemden, deren Krägen nicht unter das Sakko gehen.
 
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