Guten Abend Miteinander,
da ich im Computer von Jaguar/Landrover vermutlich noch als Neuwagenkäufer eingepflegt bin, hatte ich heute der Einladung zu einer Probefahrt mit dem neuen Defender gefolgt.
Ich möchte mich auch nicht dem allgemeinen Trend diverser Foren anschließen, denn der Neue bekommt bekanntlich, bei der großen Mehrheit der Defenderfahrer, starken Gegenwind.
Aus ästhetischen Gründen finde ich ihn teilweise sehr unglücklich designt. Natürlich sind die Panorama Dachfenster und das offene Ersatzrad gut gemeint. Doch der etwas plump wirkende Gesamteindruck wird noch durch die gebogene Front verstärkt. Die angenehm steile Frontscheibe rettet den goldenen Schnitt leider nicht mehr.
Das Beste ist noch der typische Defender Schriftzug auf der Motorhaube, die auch keine Kronenhaube mehr sein darf. Optisch macht dies nicht nur die G-Klasse oder Suzuki's sympathischer Jimny besser, sondern vor allem auch die restliche Gesamtflotte von Landrover/Rangerover.
Wenn die Landrover Pflaume nicht am Frontgrill wäre, dann würde ich ihn sicher nicht als eigentlich stilsicheren Engländer wahr nehmen - trotz seiner beachtlichen Größe (!) - sondern er würde sich dem allgemeinen Strassenbild in die SUV Familie einordnen. Schade!
Doch natürlich kann ich aus meiner Sicht auch positives berichten. So ist die Innenraumanmutung besser als gedacht. Zwar erinnert mich Getränkehalter und die Gestaltung des Lenkrades in Summe an Jeep & Co, doch das Material bei Mittelkonsole und der durchgehenden Traverse fühlt sich toll an. Ebenso wirkt das separate Infodisplay nicht nachträglich aufgesetzt, sondern stimmig. Auch, wenn ihm analoge Hauptinstrumente besser gestanden hätten.
Absolut beeindruckt war ich von den vielen kleinen Helferlein, richtig heftig. Sicher, das absenkbare Fahrwerk macht Spaß und reagiert schnell. Dich dies gibt's auch beim 30 Jahre alten Rangerover & Discovery.
Aber die vielen Sensoren und Kameras ( allein 3 in jedem Außenspiegel ) sorgen, ähnlich der Panorama Funktion beim Handy, für ein Bild, welches den Defender in einer Verfolgerperspektive zeigt - und zwar in Echtzeit! Wahlweise in verschiedenen "Drohnen" Ansichten. Ebenso die Darstellung der Wattiefe, also einer Wasserdurchfahrt, die nach Aussage nicht leicht zu realisieren war.
Pfiffig auch die Funktion der gläsernen Motorhaube, bei der Bodengegebenheiten unter dem Fahrzeug - inkl. Räderstellung - dargestellt werden. Da rückt fast der Innenspiegel in Vergessenheit, der nicht nur spiegelt, sondern ein Echtzeitbild ohne Ersatzrad usw. ungespiegelt anzeigt.
Erschreckend waren leider die zusätzlichen Sitze. Zwar ist der Defender als Siebensitzer angeboten. Doch ich würde es eher 5+2 Sitzer nennen, und das ist noch geschmeichelt. Denn die ausklappbaren Sitze bieten weniger Platz als die im 928er, und die waren wenigstens schöner beledert. Der Einstieg erfolgt dabei mühsam durch die Seitentür, nicht durch das Heck. Auf Kurzstrecke ist dies höchsten als Notsitz für kleinere Kinder zumutbar.
Gefahren bin ich die kleinste Motorvariante mit dem 200PS Diesel und 8 Stufenautomatik. Und ganz ehrlich, der macht seine Sache gut. Sehr agil, leise und fast schon unverschämt leicht. Aber dies würde ich, im direkten Vergleich mit unserem Defender, über jedes Fahrzeug sagen...
Ich fand es heute sehr interessant und mutig von Landrover, sich generell an einen Nachfolger gewagt zu haben. Auch wenn er für mich optisch deutliche Schwächen hat.
Wer dies nicht so sieht bekommt ein Auto, mit dem er hoffentlich genauso große Freude hat wie wir mit unserem.
--> Für die "sportliche" Qualität der Bilder bitte ich um Entschuldigung. Die Sonne, in Verbindung mit meinem Handy, war heute ein kaum zu schlagender Endgegner.